50 Jahre Mondlandung | Tag 4 auf dem Weg zum Mond

Die drei einsamsten Menschen im All

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Uwe Gradwohl
Uwe Gradwohl, Leiter der Redaktion SWR Wissen Aktuell. (Foto: SWR, Christian Koch)
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Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)

Tag 4 des Flugs zum Mond. Das Raumschiff ist so exakt auf Kurs, dass ein ursprünglich geplantes Kurskorrekturmanöver entfallen kann. Das bedeutet für die Astronauten: Eineinhalb Stunden länger schlafen. Auch Astronauten wissen das zu schätzen.

Die drei im All schlafen so tief, dass man sie ein wenig länger schlafen lässt. Der bereits wach gewordene Buzz Aldrin wird nochmals Schlafen geschickt. Mission Control gönnt ihm die Ruhe.

Auch an Tag 4 wird fleißig zwischen Bodenkontrolle und Apollo 11 Raumschiff hin und her gefunkt. Bis auf einige Minuten, in denen die drei ohne jeden Kontakt zur Außenwelt die einsamsten Menschen im All sein werden. Aber dazu später mehr.

Raumschiff fällt Richtung Mond

Als Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins am 19ten Juli 1969 aufwachen, ist ihr Raumschiff nur noch etwa 20.000 Kilometer vom Mond entfernt und damit im Griff der Mondschwerkraft. Es fällt nun von selbst in Richtung Mond. Klingt gut. Birgt aber ein Problem. Das Schiff wird zu schnell für eine stabile Mondumlaufbahn.

Die Lösung: Zwei Triebwerkszündungen später am Tag. Gegen die Flugrichtung, um das Raumschiff abzubremsen. Doch: Versagt das Triebwerk schleudert die Mondschwerkraft das Raumfahrzeug zurück zur Erde. Aber vor diesem kritischen Manöver fasziniert an diesem Tag die Astronauten eine ganz andere neue Erfahrung. Apollo 11 fliegt nun im Mondschatten. In diesem Schatten ist es aber nicht dunkel…

Mond-Globus aus Metall mit einer Markierung des Landeplatzes von Apollo 11 (Foto: dpa Bildfunk, Foto: Daniel Naupold/dpa -)
Mond-Globus aus Metall mit einer Markierung des Landeplatzes von Apollo 11

Bücher lesen im Licht der Erde

Es ist der Erdschein, der das Innere der Kapsel erhellt, wie der Mondschein auf der Erde, nur eben der Erdschein am Mond. Er könne im Erdschein ein Buch lesen, so hell sei der, staunt Michael Collins. Und Buzz Aldrin bemerkt, dass die Sterne, vor die sich der Mond schiebt, sehr abrupt verschwinden.

Als ob man sie ausknipsen würde. Ganz ohne das Flackern, das bei den Sternuntergängen auf der Erde häufig zu sehen ist. Wegen der lichtbrechenden Atmosphäre, die die Erde hat – und der Mond eben nicht.

Schulfrei in Bayern am Apollo-Tag

Die Bodenkontrolle füttert die am Mond vorbeitreibenden Astronauten mit Neuigkeiten über weltweite Reaktionen auf die mutige Reise zum Mond: Auch aus Deutschland… Westdeutschland habe den Tag nach der Landung zum Apollo-Tag erklärt. Die Schüler in Bayern werden an dem Tag frei haben, erklärte der CAPCOM der Verbindungastronaut am Boden den Mondfahrern. Lauf Aufzeichnung reagieren sie darauf aber nicht, sondern haken lieber bei anderen Neuigkeiten nach , den Sportergebnissen. Kurz darauf ist ein tief beeindruckter Neil Armstrong im Funkverkehr zu hören. Als Armstrong spricht, schaut er gerade aus dem kleinen Fenster der Raumkapsel…

Commander Neil Armstrong im Apollo 11  Lunar Modul (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / Heritage-Images -)
Commander Neil Armstrong im Apollo 11 Lunar Modul

Drei Männer hinter dem Mond

Dieser Anblick sei den Preis der Reise wert, formuliert Armstrong. Er sieht in diesem Moment Krater über Krater. Kleine. Große. Tiefe. Flache. Mit einem Berg in der Mitte oder ohne. Mit einem Kraterwall oder mehreren.

Dann verschwindet Apollo 11 hinter dem Mond. Keine direkte Funkverbindung zur Erde mehr. Die drei am Mond als einsamste Menschen im All. Das ist so eingeplant. Aber genau in dieser heiklen Phase des Flugs muss die entscheidende Zündung des Triebwerks erfolgen. Und sie klappt.

Noch ein ausführlicher Check der Mondfähre und ein erster Überflug des ausgewählten Landeplatzes. Dann ist wieder Schlafenszeit an Bord von Apollo 11. Nur noch 16 Stunden bis zur Landung.