Redewendung

Warum beherrscht man etwas "aus dem Effeff"?

Stand
Autor/in
Gábor Paál
Gábor Paál

Bezug zur Kaufmannssprache?

Im Duden-Band über Redewendungen heißt es: Das Wort stammt aus der Kaufmannssprache. Dort steht der Buchstabe f für fein, ff für sehr fein. Früher war es bei Abkürzungen üblich, dass die Steigerung durch eine Verdoppelung der Buchstaben angedeutet wurde. Das kennen wir auch von piano – p oder pianissimo – pp.

Das "ff" im Ausdruck "etwas aus dem Effeff können" stünde dann für finissimo – also sehr fein. Dieses Kürzel ist seit dem 17. Jahrhundert belegt. So weit die Duden-Erklärung.

Es gibt aber ernst zu nehmende Stimmen, die das anzweifeln: Der Ausdruck "etwas aus dem Effeff können" ist offenbar älter als dieses Kaufmannskürzel.

... oder doch zur Musik?

Lutz Röhrich stellt in seinem "Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten" tatsächlich einen Bezug her zum Fortissimo der Musik. Fortissimo heißt ja nicht nur sehr laut, sondern auch "sehr stark". Als Beleg dafür, dass der Ausdruck "aus dem Effeff" daher rühren könnte, führt Röhrich ein paar schwäbische Redensarten an. So soll es im Schwäbischen Ausdrücke geben wie: jemandem aus dem Effeff eine Ohrfeige verpassen. Oder einen Ausdruck wie: Man wird’s dir aus dem ff geigen.

Ich muss zugeben, dass mir diese Ausdrücke in meiner Stuttgarter Zeit nie zu Ohren gekommen sind. Aber vielleicht kennt der ein oder andere unserer Hörer diese Redensarten.

Fiat: Es geschehe! – Fiat Fiat: Es geschehe ohne Verzögerung!

Der Sprachwissenschaftler Christoph Gutknecht hat in seinem Buch "Blühender Unsinn" zwei weitere mögliche Quellen zusammengetragen. Nämlich zum einen ein Kürzel aus der italienischen Stadtverwaltung.

Nehmen wir an, dort haben Bürger beim Magistrat etwas beantragt oder eine Petition eingereicht. Diese Petition wurde dann begutachtet und wenn die Beamten fanden, ja, dieses Begehren ist berechtigt, dann schrieben sie auf das Papier ein F. Dieses F stand dann für fiat; lateinisch: Es geschehe. Wenn im Magistrat wiederum wirklich die einhellige Auffassung bestand, dass dem Gesuch stattzugeben sei, hängte man ein weiteres f an, also ff: fiat fiat: Soll heißen: Es geschehe ohne weitere Verzögerung. Der Antrag wurde sozusagen durchgewunken. Wenn nun jemand etwas aus dem Effeff beherrscht, dann muss er ja auch nicht lang nachdenken, sondern winkt sein Wissen sozusagen durch.

Noch eine Theorie: Ursprung in der römischen Rechtsgeschichte

Nach einer weiteren Erklärungsvariante geht das ff aufs Mittelalter zurück bzw. auf die Rechtswissenschaftler der damaligen Zeit. Diese Juristen haben in ihren gelehrten Schriften immer wieder auf römische Rechtssprüche Bezug genommen – unser Recht geht ja in vielerlei Hinsicht auf das römische Recht zurück. Es gibt eine Sammlung oströmischer Rechtssprüche, die sich Pandekten nannten. Wenn die mittelalterlichen Juristen diese römischen Pandekten zitiert haben,  haben sie sie mit einem griechischen Pi abgekürzt – Pi für "Pandekten". Ein Pi, das kennen wir alle aus dem Matheunterricht, besteht aus zwei senkrechten Strichen mit einem flachen Dach drüber. Wenn man das aber schnell mit der Hand schreibt, kann es passieren, dass dieses Dach vom Pi nach unten rutscht, und schon hat man etwas, das aussieht wie ein ff.

Nun hatte das römische Recht eine starke Autorität. Das heißt, was aus dem ff abgeleitet werden konnte, das galt als wirklich fundiert. Es gibt eine Reihe von Sprachwissenschaftlern, die halten diese, zugegebenermaßen etwas umständliche Erklärung, für die wahrscheinlichste.

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