Impressionen vom Deutschen Evangelischen Kirchentag 2023 in Nürnberg

Musikthema

Zwischen Gregorianik, Bach und Rock-Oratorium – die Evangelische Kirchenmusik in Krisenzeiten

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Claus Fischer

Am Sonntag ist in Nürnberg der Deutsche Evangelische Kirchentag zu Ende gegangen. Dabei konnte man einmal mehr die Vielfalt des Protestantismus erleben. Wohl auf keinem Feld wird diese Vielfalt so deutlich wie auf dem der Kirchenmusik. Die ist zwar auf dem Kirchentag eher ein Randphänomen, dennoch wurde im extra ausgewiesenen „Zentrum Kirchenmusik“ über die aktuellen Fragen angesichts diverser Krisen und des Mitgliederschwunds diskutiert.

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„Singen führt zum Glauben“

Der Deutsche Evangelische Kirchentag hat sich mit dem größten Klassikfestival in der Gastgeberstadt zusammengetan. Dabei wurden vom Nürnberger Musikfest ION über 1000 Chorsängerinnen und –sänger aus allen Bundesländern eingeladen, um spontan – unter Leitung der Bamberger Kirchenmusikerin Ingrid Kasper – Musik von Georg Friedrich Händel und vom populären englischen Sakralkomponisten John Rutter aufzuführen. 

Singen sei ein wichtiger Bestandteil des Protentantismus, betont Christian Finke, Präsident des Chorverbandes in der Evangelischen Kirche in Deutschland, denn das Singen führe zum Glauben.

„Proportional gesehen zu der Zahl von weniger werdenden Evangelischen würde ich sagen ist die Kirchenmusik ansteigend.“

Seniorinnen und Senioren verlassen Kirchenchöre in Pandemie

Peter Ammer ist Kantor in Nagold im Schwarzwald und Präsident des Verbandes Evangelischer Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker in Deutschland, der rund 90 Prozent der hauptamtlich Tätigen vertritt.

Impressionen vom Deutschen Evangelischen Kirchentag 2023 in Nürnberg
Zeitgleich zum Nürnberger Musikfest ION fand der Deutsche Evangelische Kirchentag 2023 vom 7. – 11. Juni in Nürnberg satt.

Die Corona-Pandemie hat die Musikpflege im Protestantismus dennoch in Mitleidenschaft gezogen. So haben viele Seniorinnen und Senioren die Kirchenchöre und Kantoreien inzwischen verlassen, bestätigt auch Chorverbandschef Christian Finke.

„Ich glaube, dass die älteren Menschen schon wegen Corona einen Schnitt vollzogen haben und gemeint haben, dass es jetzt Zeit ist vielleicht jetzt aufzuhören.“

Weniger Abgänge als in weltlichen Chören

Dennoch, betont Christian Finke, ist das kein so gravierendes Problem wie in der Szene der weltlichen Chöre und Gesangvereine. Dort haben knapp ein Drittel der Chöre in den Coronajahren aufgegeben, so Finke.

Doch in der evangelischen und auch katholischen Kirche seien die Zahlen – dank vorhandener Strukturen – nicht so bestürzend. Das ist laut Finke auch dem Amt der Kantoren zu verdanken, die ihren Dienst auch während der Pandemie fortführten.

Kantorenamt: „eierlegende Wollmilchsau“

Das Amt der Kantoren, das betont Kirchenmusikverbandspräsident Peter Ammer, gleicht dem einer „eierlegenden Wollmilchsau“. Denn es gilt, ein möglichst breites musikalisches Spektrum abzudecken.

Zu dem gehört heute auch die populäre Musik in all ihren Ausprägungen. Dem muss auch die Ausbildung an den Musik- und Kirchenmusikhochschulen Rechnung tragen. 

Impressionen vom Deutschen Evangelischen Kirchentag 2023 in Nürnberg
Auch die Populäre und Rock-Musik hat Einzug in die geistliche Musik gefunden.

Online-Datenbank für Chorsätze

Die ganze Vielfalt protestantischer Musikkultur war auf dem Kirchentag im sogenannten „Zentrum Kirchenmusik“ vor und in der Nürnberger Gustav-Adolf-Gedächtniskirche erlebbar. Dazu gab es etliche Service-Stände mit Notenmaterial und für die zahlreichen Mitglieder von Posaunenchören auch eine Erste-Hilfe-Werkstatt für lädierte Instrumente.

Der Chorverband in der Evangelischen Kirche in Deutschland präsentierte ein besonders nützliches Service-Angebot für Chorleiterinnen und Chorleiter, nämlich eine Online-Datenbank, in der Verweise auf rund 7500 Chorsätze zu Chorälen aus dem Evangelischen Gesangbuch gespeichert sind. Sie heißt „Such, wer da will“.

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Claus Fischer