Musikstück der Woche

Christine Busch und Musiker*innen spielen Maria Bachs „Wolgaquintett“

Stand
Autor/in
Christiana Nobach

Mit 14 studierte Maria Bach Geige bei Arnold Rosé, einem der berühmtesten Geiger der Jahrhundertwende. Ab 1919 war sie eine der ersten Studentinnen an der Wiener Musikakademie. In ihrem „Wolgaquintett“ aus dem Jahr 1928 lotet sie den Klang der Streicher aus und zeigt, dass sie diesen Instrumenten besonders vertraut ist.

Die Komponistin

„In Maria Bachs Schaffen binden sich mannigfache Elemente, Exotismus, fesselnde Schreibweise, poetisch inspiriert“, schreibt Fritz Skorzeny 1943 im „Wiener Tagblatt“. Die 1896 in Wien geborene Komponistin wurde ab ihrem 6. Lebensjahr musikalisch ausgebildet, mit 14 studierte sie Geige bei Arnold Rosé und ab 1919 als eine der ersten Studentinnen bei Joseph Marx an der Wiener Musikakademie.

Die nationalsozialistische Zeit überstand Maria Bach ohne Einschränkungen: Ihre Musik wurde nicht als „entartet“ eingestuft, sie war ebenfalls Mitglied der Reichsmusikkammer. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte sie nicht mehr im Konzertbetrieb Fuß fassen, ihre Werke wurden vorwiegend im privaten Bereich aufgeführt.

Technisch an der Grenze des Machbaren

Gerade in ihrer Kammermusik begibt sich die Komponistin auf eine Art und Weise an die Grenzen des Machbaren, wie das nur jemand kann, der mit den Instrumenten aus eigener Erfahrung vertraut ist. Die differenzierten Klangfarben ihres Streichersatzes zeigen ihr profundes Verständnis für die technischen und klanglichen Möglichkeiten auch der Streichinstrumente.

Ihre größten Erfolge in dieser Gattung stammen aus den 1920er- und 1930-Jahren, darunter die 1924 entstandene Sonate für Cello und Klavier, das Streichquintett von 1936 und das „Wolgaquintett“aus dem Jahr 1928.

In diesem Klavierquintett schreibt Maria Bach äußerst virtuos und anspruchsvoll für Klavier, mit klanglichem Reichtum und kompositorischer Wucht. Ihre emotionale und expressive Tonsprache ist mit starken dynamischen Kontrasten versehen, modale Motive weisen zusätzlich in die impressionistische Richtung.

Expressive Spätromantik und impressionistische Effekte

Ein romantisch klagendes Motiv im Unisono von erster Violine und Cello verbindet sich im Eingangssatz mit fließenden Umspielungen der übrigen Instrumente zu einer musikalisch versonnenen, später eindringlichen Erzählung. Im Zentrum des Werks steht der vielschichtige Variationensatz über die Melodie des russischen Volkslieds der „Wolgaschlepper“.

Reminiszenzen an vorangegangene Abschnitte, vor allem Volksmusikanklänge, mit perkussiven und minimalistischen Spieltechniken und viel Chromatik, zeichnen das Finale des „Wolgaquintetts“ aus: eine Wiederentdeckung, die unzweifelhaft das Repertoire für Klavierquintett um ein farbiges Meisterwerk bereichert.

Stand
Autor/in
Christiana Nobach