Musikmarkt: Album-Tipp

Bruckner Spectrum – Zurich Chamber Singers

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AUTOR/IN
Susanne Benda

Bruckners lateinische Motetten gehören zu den populärsten Werken der A-Cappella-Literatur: Kaum ein Chor hat das „Locus iste“ noch nicht gesungen. Die 2015 gegründeten Zurich Chamber Singers tun es auf ihrer neuen CD ebenfalls – aber anders als andere. Bruckner als Zentrum der Musikgeschichte: Das klingt anders als gewohnt, und es klingt aufregend, denn Bruckner schimmert hier in ganz eigenen Farben, findet SWR2-Kritikerin Susanne Benda.

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Sphärische Klänge

Anton Bruckners Motette „Tota pulchra es“ schwingt sich über fast synagogal wirkende Verzierungen einer Solotenorstimme hinweg sphärisch hinein ins 21. Jahrhundert.

Die festen Tonhöhen werden verlassen, Vierteltöniges ist zu hören, zwei Stimmen reiben sich aneinander, immer dichter wird das Gewebe einander umschlingender Melismen. Schließlich bewegen sich die Chorstimmen in gemeinsamen Glissandi hin zur nächsten Bruckner-Motette – und gleiten förmlich in das „Ecce sacerdos“ hinein.

Stimmliche Exzellenz

Gemeinsam mit Orgel und Posaunenquartett bringt der Chor Bruckners inbrünstige Musik zu einer überwältigenden Wirkung. Die Zürcher Kammersänger, die sich den international kompatiblen Namen Zurich Chamber Singers gegeben haben, beweisen große Klasse: Exzellent sind Intonation, Balance, gemeinsame Textartikulation, und sehr fein, sehr beweglich lässt der Dirigent Christian Erny seine Sänger die Klänge formen.

Aus dem Rahmen fällt die CD mit dem sprechenden Titel „Bruckner Spectrum“ aber auch wegen der Idee, Bruckner aus zwei historischen Blickwinkeln zu beleuchten. Neben Assoziationen von Burkhard Kinzler zu Bruckner kommt noch Musik eines weiteren Komponisten dazu: Giovanni Pierluigi da Palestrina. Mit ihm betrachten wir Bruckner aus der Perspektive des 16. Jahrhunderts.

Musikalische Brücken

Mariengesänge bilden einen weiteren Brückenschlag dieser CD – wobei es hier nicht nur um musikalische Verbindungen geht, sondern auch um Verwandtschaften in der religiösen Haltung der Komponisten. So scheint nach dem „Ave Maria“ von Palestrina das „Ave Maria“ des tief gläubigen Bruckner in ganz eigenen Farben zu schillern – bis hin zum Schluss.

#zusammenspielen - freie Musiker*innen für SWR2 Bruckner im Taschenformat: Das Stuttgarter Ensemble Balance

Über 80 Musiker*innen sind normalerweise auf der Bühne, wenn Anton Bruckners 7. Sinfonie aufgeführt wird. Das Stuttgarter Ensemble Balance ist mit 11 Instrumentalist*innen angetreten, um das Werk in einer kammermusikalischen Fassung aufzunehmen. Dirigentin Friederike Kienle stellt die Musik vor.

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Susanne Benda