Zu hart, wenn man sie einkauft, und dann zu matschig, wenn man sie verspeisen will: In einer ihrer ersten humorvollen Grafiken beschäftigte sich Katja Dittrich alias Katja Berlin mit dem Reifegrad von Avocados. Sie sind einfach nie so wie man sie haben will.
Mit scharfem Blick beobachtet sie Phänomene des Alltags und Szenen der Politik. In Infografiken kann sie ihren Kommentar pointiert und in aller Kürze abgeben: „Damit kann ich Dinge gut auf den Punkt bringen, ohne viele Wörter verwenden zu müssen“, sagt Berlin.
Schlagfertig auf den Punkt gebracht
Als sie 2010 ihren Job als PR-Referentin aufgab, startete sie zusammen mit Peter Grünlich den „Graphitti-Blog“. Anhand von Grafiken erzählten sie mit Humor und satirischem Blick über Alltagssituationen und das Leben im Büro.
Ihre Schlagfertigkeit und die Fähigkeit, das Alltägliche auf dem Punkt zu bringen, ließen sie schnell sehr erfolgreich werden. Auf X hat sie mehr als 100.000 Follower, außerdem ist sie Autorin mehrerer Bestseller, darunter „Was wir tun, wenn der Aufzug nicht kommt“ oder „Wofür sich Frauen rechtfertigen müssen“.
Tortendiagramme als Meinungskommentar
Jetzt hat Katja Berlin ihr neuestes Buch veröffentlicht. „Was Rechtspopulisten fordern“ versammelt ihre Infografiken zum Thema Rechtsextremismus und Populismus aus der ZEIT-Kolumne „Torten der Wahrheit“. Der politische Kommentar hat heute eine höhere Bedeutung in ihren Beiträgen als früher.
2015 fragte die ZEIT an, ob sie in einer wöchentlichen Kolumne mit Grafiken ihre Meinung zu politischen und gesellschaftsrelevanten Debatten zum Ausdruck bringen wolle. Ihre „Torten der Wahrheit“ sollten dabei keinen Bericht oder fundierte Analysen ersetzen, meint sie, sie ergänzen diese vielmehr als Meinungsbeitrag. Und das eigne sich auch gut für das Internet.
Infografiken als Parodie auf wissenschaftliche Erhebungen
Ihre Torten geben eine „gefühlte Wahrheit“ wider und sollen eine Parodie sein „auf die wissenschaftliche Anmutung von Infografiken“, sagt Katja Berlin. Aber selbstverständlich stecken hinter ihren Diagrammen Recherchen: Wenn sie Zahlen nennt, so die Autorin, basieren diese auf fundierten Quellen.
Als sie mit der Kolumne anfing, wusste Berlin nicht, ob ihr jede Woche ein guter Einfall dafür kommen würde. Aber da kam ihr die Präsenz der AfD im öffentlichen Diskurs sehr entgegen, meint die Autorin: „Mit ihren ständigen Widersprüchen, ihrer Opferrolle, ihren ganzen Skandalen und Affären ist sie ein dankbares Thema für politische Satire. Da liegen die Themen einfach auf der Hand.“
Trotzdem ist die Rechtsaußen-Partei für ihre Torten nicht die einzige Inspirationsquelle. Berlin sagt, sie verfolge die politischen Debatten, lese viele Nachrichten. Es sei ihr wichtig, sich selbst erst ein Bild über etwas verschaffen, bevor sie sich eine Meinung bilde, die sie veröffentlichen möchte.
Mit Humor die Gemüter ein wenig entspannen
Die Gemüter sind schnell erhitzt. Gerade bei politischen Debatten und vor allem, wenn es um Meinungsverschiedenheiten im Netz geht. „Wut klickt gut, heißt es ja“, erklärt Berlin, „und ich versuche mit dem Humor in meinen Grafiken da bei aller Empörung auch für ein bisschen Entspannung zu sorgen“.
Gerade der Rechtspopulismus bediene sich oft der Emotionalisierung und Skandalisierung. Sie halte mit Humor dagegen. Man brauche eben Humor, auch wenn um die AfD gehe, findet Katja Berlin: „Ich kann Politik ernst nehmen und trotzdem Witze darüber machen.“