Platz 5 (38 Punkte)

Louise Glück: Marigold und Rose

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Diskutiert auf Platz 5 der SWR Bestenliste Mai 2024

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Zweifellos war der Literatur-Nobelpreis für die amerikanische Dichterin Louise Glück im Jahr 2020 eine Überraschung. Wieder einmal. Denn die 1943 in New York als Nachfahrin jüdischer Einwanderer aus Ungarn geborene Schriftstellerin ist stets ein Geheimtipp gewesen; eine „unverwechselbare poetische Stimme“, die eine individuelle Existenz zu einer universellen Erfahrung mache, so lautete die Begründung der Stockholmer Akademie. Der 2021 in deutscher Übersetzung erschienene Gedichtband „Winterrezepte aus dem Kollektiv“ fand auch hierzulande begeisterte Aufnahme. Louise Glück starb im Oktober.

Ein Jahr zuvor ist die schmale, knapp 70 Seiten umfassende Erzählung „Marigold und Rose“ erschienen, die in Deutschland nun posthum veröffentlicht wird. Es ist Glücks letztes Buch und ihre erste Prosaarbeit, die einen ungewöhnlichen Ansatz hat:

Glück erzählt das erste Lebensjahr eines Zwillings-Geschwisterpaares – und zwar aus dessen Perspektive. Denn, wie Rose gleich auf der zweiten Seite bemerkt, haben auch Babys ein Innenleben, auch wenn sie es noch nicht verbalisieren können.

Also: Marigold mag Bücher, was die gesellige Rose nicht leiden kann. Sie kann es auch nicht ausstehen, wenn sie zu wenig Beachtung bekommt; aber es gefällt ihr, gebadet zu werden. Was macht den Menschen zum Menschen? Und wie lässt sich etwas sagen, wenn man die Worte dafür hat? Glücks Erzählung ist ein humaner Text. In dem auch der Tod bereits mitgedacht ist.

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Buchkritik Louise Glück – Marigold und Rose

Die erste Erzählung der Lyrikerin und Nobelpreisträgerin Louise Glück, eine Kindergeschichte über sehr unterschiedliche Zwillinge und zugleich das Porträt einer werdenden Dichterin als Baby.

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