Zeitwort

21.12.1521: Im Elsass wird ein Weihnachtsbaum aufgestellt

Stand
Autor/in
Petra Haubner

Estland, Lettland und das Elsass streiten sich darum, wer den Weihnachtsbaum erfunden hat. Urkundlich erwähnt wurde der Christbaum erstmals am 21.12.1521.

Wer hat's erfunden? Estland, Lettland, das Elsass und der Weihnachtsbaum

Wer den Tannenbaum aus dem Wald in die Wohnzimmer gebracht hat, ist nicht ganz klar. Estland und Lettland sind genau wie das Elsass Mitbewerber im Streit um die Erfinderhoheit. Im lettischen Riga feierte man schon 2019 selbstherrlich den 500. Jahrestag der geschmückten Tanne.

Urkundlich erwähnt wurde der Weihnachtsbaum aber zum ersten Mal am 21.12.1521. In einer schnöden Rechnung der Stadt Selestat.

"Am Tag des Heiligen Thomas, am 21. Dezember, hat der Rat der Stadt vier Schillinge an die Förster gegeben, damit diese die Bäume bewachen."

Die für damalige Verhältnisse teure Maßnahme war nötig, damit die Bäume nicht aus dem Gemeindewald verschwanden und dann auf öffentlichen Plätzen oder in Zunftsälen wieder auftauchten. Keine 35 Jahre später, am 17. Dezember 1555, verbot der Magistrat der Stadt Selestat sogar unter Geldstrafe, Weihnachtsbäume abzuholzen, um die Plünderungen der Gemeindewälder zu verhindern.

Schon im Mittelalter stellte man im Elsass an Heiligabend einen Baum in die Kirche

Denn im Elsass war es schon Anfang des 15. Jahrhunderts üblich, an Weihnachten einen Baum aufzustellen. Seinen Ursprung hatte dieser Brauch vermutlich in den Paradiesspielen. Man stellte im Mittelalter zum 24. Dezember einen Baum in die Kirche – Nadel- oder Laubbaum - hängte Äpfel an die Zweige und stellte damit den Sündenfall nach – der Apfel als „Frucht der Versuchung“!

Etwa zur gleichen Zeit begannen die Handwerks-Zünfte zur Weihnachtszeit ebenfalls einen geschmückten Baum in ihre Sitzungssäle zu stellen, misstrauisch beobachtet von einigen Vertretern der katholischen Kirche. Dort hielt man von dem neuen Brauch erst mal nichts. Im Jahr 1508 wetterte der Straßburger Geistliche, Geiler von Kaysersberg, sogar öffentlich bei einer seiner Predigten gegen den Weihnachtsbaum.

Bald stand auch im Straßburger Münster eine Tanne

Den Siegeszug der geschmückten Tanne konnte das nicht aufhalten. Schon 1539 stand auch im Straßburger Münster eine Tanne. Nach und nach landete der Weihnachtsbaum dann in den privaten Wohnzimmern. Ein Reisender schrieb 1604 in seinem Reisetagebuch:

„Auf Weihnachten richtet man Dannenbäum zu Straßburg in den Stuben auff, daran hencket man roßen aus vielfarbigem Papier geschnitten, Äpfel, Obladen, Zischgold, Zucker. man pflegt darum ein vierekent Rahmen zu machen.“

Lieselotte von der Pfalz erfreute sich an Buchsbäumen mit Kerzenschmuck

Außerhalb des Elsass verwendete man zunächst Buchsbäume, behängt mit goldgefärbten Nüssen, Papierblumen und vor allem Zuckergebäck. Da galt: Je kunstvoller der Buchsbaum, desto bedeutender die Gesellschaft. Lieselotte von der Pfalz hat in einem Brief 1708 an ihre Tochter geschrieben:

 „Da richtet man Tische wie Altäre her und stattet sie für jedes Kind mit allerlei Dingen aus, wie neue Kleider, Silberzeug, Puppen, Zuckerwerk und alles Mögliche. Auf 3 diese Tische stellt man Buchsbäume und befestigt an jedem Zweig ein Kerzchen. Das sieht allerliebst aus.“

„O Tannenbaum!“ Im 19. Jahrhundert erfreute er schon ganz Europa

Das Lied „O Tannenbaum“ ist der weihnachtliche Kultklassiker von 1824. Zu diesem Zeitpunkt erfreute die Tanne schon ganz Europa. Schuld waren, die ins Ausland verheirateten, adeligen Damen, wie Henriette von Nassau-Weilburg, die Gattin von Erzherzog Karl, die den Weihnachtsbaum vermutlich 1823 in Österreich etablierte.

Nach und nach ist der Weihnachtsbaum so über die Jahrhunderte vom Baum mit Symbolwert zum Deko-Objekt für den Weihnachtswahn geworden. Der Tannenbaum: ein geschmückter Spiegel der Gesellschaft.

Stand
Autor/in
Petra Haubner