Margaret Raspé hatte in den 1950er Jahren Kunst studiert, als alleinerziehende Mutter dreier Kinder jedoch kaum Zeit für künstlerisches Arbeiten. So schnallte sie sich eine Super-8-Kamera auf einen Bauhelm, filmte sich bei der täglichen Hausarbeit und fragte so nach der Gleichberechtigung. Ihre international bekannten Kamerahelm-Filme sind jetzt im Badischen Kunstverein in Karlsruhe zu sehen.
Immer im Bild: Die geschäftigen Hände der Künstlerin
Immer im Bild bei den Kamerahelm-Filmen aus den 1970er Jahren von Margaret Raspé: die Hände der Künstlerin, wie sie geschäftig Gläser spülen, Sahne schlagen, Teig kneten oder einem Suppenhuhn die Füße abhacken.
Es sind keine netten Filmchen: Man sieht, dass diese Tätigkeiten schnell, unter Zeitdruck und mit einer gewissen Aggressivität durchgeführt werden. Arbeiten, die lange Zeit den Alltag von Margaret Raspé bestimmt haben. Dabei hatte sie in München und Berlin Kunst studiert. Dann aber früh geheiratet und kurz hintereinander drei Kinder bekommen. Doch die Ehe hielt nicht lange, nach der Scheidung musste sie sich und ihre Kinder alleine durchbringen.
Frühes Interesse an der handlichen Super-8-Kamera
Dabei ging es der Künstlerin nicht darum, diese alltäglichen Handlungen einfach nur abzufilmen und zu dokumentieren. Ihr geht es um unsere Wahrnehmung, um das genaue Hinschauen. Was tun wir da eigentlich? Wie werden solche automatisierten Handlungen durchgeführt?
Darüber hinaus verfolgte Margaret Raspé ein filmisches Interesse: Was kann man mit so einer handlichen Super-8-Kamera alles machen? Was passiert, wenn die Kamera eng mit dem Körper verbunden ist, auch alle Bewegungen des Kopfes mitmacht? Sie selbst wurde mit Hilfe ihres Kamerahelms Subjekt und Objekt zugleich, also Filmende und Gefilmte.
Installationen zum Thema Umweltschutz
Margaret Raspé hat die Aufmerksamkeit noch auf ein weiteres Thema gelenkt: den Umweltschutz. 1990 stieg sie im Rahmen einer Performance in einen durch Fabriken verseuchten Fluss in Polen. Auf dem weißen Hemd, das sie dabei trug, hinterließen die Verschmutzungen deutliche Spuren.
In ihren künstlerischen Installationen verwendet Margaret Raspé immer wieder Material aus der Natur, besonders gerne archaische Stoffe wie rohe Schafwolle und Bienenwaben.
Kamerahelm-Filme von Margaret Raspé in der Deutschen Kinemathek
Die Kamerahelm-Filme von Margaret Raspé wurden zwar in den 1970er Jahren von der internationalen Kunstszene wahrgenommen und werden in der Deutschen Kinemathek aufbewahrt, der große Durchbruch ist Margaret Raspé aber bisher verwehrt geblieben. Die Leiterin des Badischen Kunstvereins, Anja Casser, freut sich deshalb umso mehr, dass das Werk der Künstlerin nun auch im Südwesten einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich wird.
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