Gespräch

„Niederlage für unsere Demokratie“ – Präsident von Makkabi Deutschland über die Bedrohung jüdischer Sportvereine

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INTERVIEW
Frauke Oppenberg

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Fußballverein Makkabi spielt unter erhöhten Sicherheitsmaßnahmen

Nach dem Terror der Hamas und der israelischen Gegenwehr gibt es auch in Deutschland wieder vermehrt antisemitische Anfeindungen. Das betrifft auch das jüdische Leben hierzulande. Bestes Beispiel ist der jüdische Fußballverein Makkabi Berlin. Am Donnerstag kursierte gar die Meldung, er werde den Spielbetrieb vorerst einstellen. Das hat der Verein inzwischen dementiert. Makkabi Berlin spielt und trainiert weiter. Am Sonntag tritt der Oberligist im Berliner Landespokal an. Allerdings habe man diverse Maßnahmen ergriffen, um einen sicheren Spiel- und Trainingsbetrieb aufrechtzuerhalten.

Gefahrenlage für jüdische Sportvereine „stark erhöht“

In der Tat sei bedingt durch den Krieg in Israel die Gefahrenlage für jüdische Sportvereine auch hierzulande „stark erhöht“, betont Alon Meyer im Interview mit SWR2. Der Präsident des Dachverbands Makkabi Deutschland ist für bundesweit rund 40 Ortsvereine und etwa 5000 Mitglieder verantwortlich. Nicht nur in Berlin, auch andernorts habe man Sicherheitsmaßnahmen ergreifen müssen, so Meyer.

Es war und ist traurige Realität, dass wir jedes Mal, wenn die Situation im Nahen Osten eskaliert, als jüdischer Verein in Gesamthaftung genommen werden.

Makkabi-Vereine wollen Brücken bauen

Tragisch sei das vor allem deshalb, weil sich die Makkabi-Vereine das Zeil gesetzt hätten, Brücken zu bauen und Vorurteile zu überwinden. Bei weitem nicht alle Mitglieder seien jüdisch, so Meyer, im Frankfurter Ortsverein gelte das sogar für 80 Prozent der Mannschaft. Darunter auch Menschen mit arabischem Background. „Menschen finden den Weg zu Makkabi, obwohl sie mit dem stilisierten Davidstern auf dem Trikot immer wieder Anfeindungen ausgesetzt sind“, so Meyer.

Der Sport ist der Brennpunkt der Gesellschaft

Wenn sich die Situation nun noch verschärfe und Menschen daran hindere ins Trikot von Makkabi zu schlüpfen, dann stünden gleich zwei Dinge auf dem Spiel, betont Meyer. Einmal die sportliche Qualität der Mannschaften. Und zum anderen das „natürliche Miteinander“ von Juden und Nicht-Juden im Sportverein. Eine „Niederlage für unsere Demokratie“ wäre das, meint er, denn: „Der Sport ist der Brennpunkt unserer Gesellschaft.“

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Frauke Oppenberg