Zivilgesellschaftliches Engagement

Warum Gerald Asamoah zu Recht den Eugen-Bolz-Preis für seinen Kampf gegen Rassismus erhält

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AUTOR/IN
Pauline Strempel

In den letzten Jahren ging der Eugen-Bolz-Preis an Wissenschaftler und Politiker. Jetzt ist ein Ex-Nationalspieler an der Reihe. Der Fußballspieler Gerald Asamoah zeigt sich in der Debatte um Rassismus kämpferisch, aber auch sehr nahbar. Er ist Gründer der „Gerald-Asamoah-Stiftung für herzkranke Kinder“ und Pate im Projekt „Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage“.

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Mit seiner Leidenschaft, dem Fußball, kam er schon in Ghana in Kontakt. Trotzdem wirkt der Fußball wie ein zweischneidiges Schwert in seiner Biografie. Türöffner einerseits, Raum verbaler Gewalt andererseits. Fans schmissen Bananen auf den Platz und pfiffen ihn aus. Aber:

Es hat mich immer motiviert, den Menschen zu zeigen: Sie bekommen nicht das, was sie erwarten, [nämlich] den Asamoah so müde zu machen, dass er sagt: Ich kann nicht mehr, ich gehe raus. Jetzt erst recht, wenn ich ausgegrenzt wurde, jetzt erst recht, wenn ich beleidigt wurde, jetzt erst recht gebe ich alles dafür.

Von der Großmutter gelernt, sich zur Wehr zu setzen

Den Impuls, sich zur Wehr zu setzen, habe ihm seine Großmutter mitgegeben. Die zog ihn und seine zwei Geschwister in Ghana groß, bis er mit 12 Jahren zu seinen Eltern nach Deutschland kam. Bei seiner alleinstehenden Großmutter habe er gesehen, wie sie gekämpft hat. Von ihr habe er gelernt, dass man mit Kampf sehr viel erreichen könne, und das habe ihn auch in Situationen gestärkt, einfach weiterzumachen. 

Rottenburg

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Rassismus auch in der Nationalmannschaft erlebt

Diese Ausdauer führte ihn in die Nationalmannschaft für die WM 2002. Gegen den Wunsch seines Vaters entschied er sich bewusst für das deutsche und gegen das ghanaische Team. 20 Jahre später spricht er im Dokumentarfilm „Schwarzer Adler“ über den damals erlebten Rassismus, was die Journalistin und ehemalige Fußball-Nationalspielerin Shary Reeves so kommentiert:

Der hat so diese Leichtigkeit da reingebracht, diese Freude, und man darf auch nicht sagen „Kasperle“ oder sonst irgendwas, das mein ich gar nicht damit, sondern der hat im Grunde genommen etwas verbreitet, was den Leuten vielleicht auf der Tribüne die Angst genommen hat, wo einige Menschen gedacht haben, ja das ist, ja doch, ist ein cooler Typ.

Eigene Erfahrungen führten zu Engagement gegen Rassismus

All diese Erfahrungen haben ihm gezeigt, wie wichtig es ist, sich zu engagieren. 2007 gründete er die „Gerald-Asamoah-Stiftung für herzkranke Kinder“. Für das Projekt „Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage“ besucht er regelmäßig Schulklassen, diskutiert mit Schülerinnen und Schülern darüber, wie sie im Alltag Zivilcourage zeigen können.  

Wenn jetzt jemand ausgegrenzt wird, wenn du in der Bahn sitzt, und jemand vielleicht angepöbelt wird, weil er vielleicht anders aussieht, dass man einfach dazwischengeht. Klar muss man vielleicht aufpassen, aber trotzdem, einfach ne Meinung haben. 

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