Die Seilbahn der BUGA 2023 (Foto: IMAGO, HEN-FOTO)

BUGA und Stadtplanung

So nachhaltig soll die Bundesgartenschau das Mannheimer Stadtbild prägen

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Dominic Konrad
Dominic Konrad, Autor und Redakteur bei SWR Kultur und SWR Musik (Foto: SWR, Foto: Dominic Konrad)

Nach knapp sechs Monaten ging am 8. Oktober die Bundesgartenschau in Mannheim zu Ende. Mit insgesamt 106 Hektar Ausstellungsfläche im Luisenpark und dem neu angelegten Spinelli-Park präsentierte die badische Quadratestadt die flächenmäßig zweitgrößte Bundesgartenschau aller Zeiten. Doch was passiert nun mit den Grünflächen?

BUGA 2023: Panoramasteg über dem Feudenheimer Augewässer (Foto: Pressestelle, © BUGA 23, Daniel Lukac)
Imposant: Der große Panoramasteg ragt über das Augewässer. Auch nach der Bundesgartenschau bleibt er als Fußgängerweg über die Straße Am Aubuckel bestehen, die die Mannheimer Stadtteile Feudenheim und Käfertal verbindet.

Gartenschau auf mehr als 100 Hektar

Eins war bereits zum Start der Bundesgartenschau 2023 sicher: Die Gartenbau-Ausstellung soll im Mannheimer Stadtbild ihre Spuren hinterlassen. Mehr Grünflächen zur Naherholung, mehr Renaturierung und Ausgleichsflächen für gefährdete Tier- und Pflanzenarten sind das erklärte Ziel.

Ein ambitioniertes Projekt, das im besten Fall einen grünen Fußabdruck in der Stadt hinterlassen soll, jetzt, wo die Besucherinnen und Besucher wieder verschwunden sind.

Mannheim

Bundesgartenschau nach knapp sechs Monaten zu Ende gegangen Was nach dem Ende der BUGA 23 in Mannheim bleibt

Die BUGA 23 ist zu Ende. Sie hat 2,2 Millionen Eintritte gezählt. Jetzt wird abgebaut, aber es bleibt Einiges auf den beiden Ausstellungsgeländen erhalten.

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Grüne Lunge der Mannheimer Innenstadt: Der Luisenpark

Der Luisenpark ist die wichtigste Grünfläche in Innenstadtnähe. Den Mannheimerinnen und Mannheimern dient der Park als zentralstes Naherholungsgebiet. Und das bereits seit 48 Jahren, als die letzte Mannheimer Bundesgartenschau hier ihren Mittelpunkt fand.

Für die BUGA 2023 wurde die fast 50 Jahre alte Parkanlage einer Frischzellenkur unterzogen. Die größte bleibende Veränderung ist die modernisierte und erweiterte „Neue Parkmitte“ mit Pflanzenhaus und Tiergehegen.

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Dringend notwendig war die Modernisierung der Tiergehege: So wurde die große Voliere, die für die Besucher*innen nun begehbar ist, flächenmäßig verdreifacht. Die neue Voliere ist eine elastische Netzkonstruktion, die den Vögeln ausreichend Rückzugsorte und Nistplätze bieten soll.

Auch das Pinguin-Gehege wurde flächenmäßig mehr als verdoppelt. Neusten Standards entsprechen nun auch die neu geschaffene Unterwasserwelt und das Südamerikahaus, das neben Schmetterlingen nun auch Krallenäffchen, Leguane, Kaimane und eine Boa Constrictor beherbergt.

Luisenpark: Große Voliere (Foto: Pressestelle, © BUGA 23, Daniel Lukac)
Die begehbare Großvoliere im Mannheimer Luisenpark ist eine tierfreundlichere elastische Netzkonstruktion. Hier finden unter anderem Afrikanische Störche ihr neues Zuhause.

Eine neue Parkanlage auf ehemaligem US-Militärgelände

Ab 1948 gehörten die Spinelli Barracks zum Gelände des amerikanischen Militärs. Hier waren zu Hochzeiten des Kalten Krieges rund 4.000 amerikanische Soldaten stationiert. Seit dem Abzug der US-Truppen 2012 lag das Gebiet zwischen den Mannheimer Stadtteilen Käfertal und Feudenheim in städtebaulicher Hinsicht brach.

2.023 sogenannte „Zukunftsbäume“ sind für die Schau auf dem Gelände des neuen Spinelli-Parks gepflanzt worden. Es sind Baumsorten, die besonders gut mit den klimatischen Veränderungen zurechtkommen sollen. Nach Ende der Schau sollen sie im Stadtraum verteilt werden und so einen positiven Beitrag zum Mannheimer Stadtklima leisten.

Philipp Morlocks Skulptur „Conversio“ (Foto: Pressestelle, © BUGA 23, Daniel Lukac)
Nachhaltige Kunst: Der Mannheimer Künstler Philipp Morlock hat für den neuen Spinelli-Park die Skulptur „Conversio“ geschaffen. Sie besteht aus Materialien der ehemaligen US-Kasernen der Spinelli Barracks. Auch nach Ende der Bundesgartenschau soll sie erhalten bleiben.

Als Zeugnis der ehemals militärischen Nutzung bleibt auch die in Teilen U-Halle erhalten, die während der Schau als zentrale Ausstellungs- und Veranstaltungshalle diente.

Der verbleibende Raum soll für Restaurants und Mannheimer Vereine zur Verfügung gestellt werden, ein neuer kultureller und sozialer Mittelpunkt für den Stadtteil Feudenheim und die neuen Siedlungen, die künftig um das heutige BUGA-Gelände entstehen sollen.

Ist die BUGA noch zeitgemäß? Eine Diskussion des SWR2 Forums

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Naherholungsgebiet und Artenschutz im Mannheimer Nordosten

Zwar werden auf Teilen des jetzigen Spinelli-Geländes Ein- und Mehrfamilienhäuser entstehen, doch der Großteil soll auch langfristig als Grünfläche zur Naherholung dienen. Dafür bleibt der neu angelegte Spiel- und Bewegungspark mit Musik-Spielplatz, der Parkour-Anlage und dem Bewegungszirkel bestehen.

Der Panoramasteg, weithin sichtbar als architektonisches Aushängeschild der Gartenausstellung, wird für die Öffentlichkeit freigegeben und soll als Fußgängerbrücke dienen.

Mehr Artenvielfalt im Grünzug Nordost

Zur Artenvielfalt soll der entstandene Grünzug Nordost, das Gelände um den Spinelli-Park, künftig einen Beitrag leisten. Rasenflächen, die für die Schau entsiegelt, und Gebüsche, die als Ausgleichsflächen angelegt wurden, sollen künftig als Rückzugsorte für gefährdete Vogelarten, Fledermäuse, Mauereidechsen und Wildbienen dienen.

Im Rahmen der BUGA wurde ebenfalls die Renaturierung des Neckars vorangetrieben, die Tieren und Pflanzenarten eine neue Heimat liefern soll.

Wenn die Bundesgartenschau auch vordergründig ein touristisches Großereignis für die Metropolregion Rhein-Neckar war, so haben die Maßnahmen, die im Zusammenhang mit der Ausstellung ergriffen wurden, die Chance, das Bild der Industriestadt deutlich zum Besseren zu verändern. Die eigentliche Arbeit beginnt jetzt, nach dem Rückbau der Besucherpavillions und blühenden Ausstellungsbeete.

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Dominic Konrad, Autor und Redakteur bei SWR Kultur und SWR Musik (Foto: SWR, Foto: Dominic Konrad)