Steven Spielberg ist der erfolgreichste Regisseur Hollywoods. In „Die Fabelmans“ erzählt er jetzt seine eigene Geschichte: wie er in einer jüdischen Familie aufwuchs und schon als Kind die Liebe zur Filmregie entdeckte. Es ist Spielbergs bislang persönlichster Film und ein Anwärter auf die Oscars.
Cineastische Schlüsselszene für den jungen Spielberg
Der Schrecken steht dem 6-jährigen Sammy Fabelman in die weit aufgerissenen Augen geschrieben. Bei seinem ersten Kinobesuch hat er mitangesehen, wie ein Zug mit einem Auto zusammenstößt.
Die Szene lässt ihn nicht mehr los. Nachts stellt der Junge sie mit seiner neuen Eisenbahn nach – fasziniert und verängstigt zugleich. Es ist eine Schlüsselszene für „Die Fabelmans“, aber auch für das Werk des Erfolgsregisseurs Steven Spielberg.
Mit Kinoträumen die eigenen Ängste beherrschen
Mit seinen Filmen greift er eigene Ängste auf, während er sich und dem Publikum zugleich versichert, dass sich die Gefahr mit vereinten Kräften unter Kontrolle bringen lässt.
Sammy hilft das Filmen später, sich gegen die antisemitischen Pöbeleien seiner Mitschüler zu wehren oder den Streitereien seiner Eltern zu entfliehen. Ihre Scheidung erlebt er mit 17 Jahren als Trauma. Zunächst aber bedeutet die Herrschaft über die Super8-Kamera vor allem riesigen Spaß. Für die Umsetzung seiner zahllosen Ideen spannt Sammy erst seine Schwestern und bald die Kinder der ganzen Nachbarschaft ein.
Liebeserklärung an die jüdischen Eltern
Durchaus gerührt von sich selbst erzählt Spielberg, mit welchem Perfektionsdrang sich sein Alter Ego ab den 50er Jahren ins Regiehandwerk wirft. Das No-Budget-Kriegsdrama dreht und schneidet der Jugendliche bald mit der gleichen Kunstfertigkeit wie den Film über den Campingausflug seiner Familie, um den ihn sein Vater bittet.
„Die Fabelmans“ ist nicht nur das Porträt des Künstlers als junger Mann, sondern auch eine Liebeserklärung an seine jüdischen Eltern. Die könnten unterschiedlicher nicht sein und geben ihm wichtige Fähigkeiten mit: der Vater ist ein genialer Tüftler, ein Pionier der Computerindustrie. Von ihm lernt der Nachwuchsregisseur, wie man Technik innovativ nutzt. Seine Mutter, eine verhinderte Konzertpianistin, vermittelt ihm die Bedeutung von Kreativität und die Liebe zur Kunst.
Steven Spielbergs Verbeugung vor dem Kino
Mit diesem warmherzigen Film über seine Familie verbeugt sich Steven Spielberg zugleich vor der Magie des Kinos. Ganz ohne Dinosaurier, Außerirdische oder geschichtliche Katastrophen erschafft er eine Welt, die einen staunen lässt. Er verrät viel über die Quellen seiner Inspiration und zeigt einmal mehr, dass er nicht nur der kommerziell erfolgreichste Regisseur der Geschichte ist, sondern auch ein Meister seines Fachs.
Er sei noch nie in Therapie gewesen, hat Spielberg neulich in einem Interview erzählt. Sein Psychiater sei das Kino. In „Die Fabelmans“ stellt er sich nun seiner eigenen Geschichte – ein sehr persönlicher Film für ihn und ein großes Glück für das Publikum.
Trailer „Die Fabelmans“, ab 9.3. im Kino
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