Film

„AEIOU“ von Nicolette Krebitz: Poetisches, bildkräftiges Kino über die Liebe

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AUTOR/IN
Rüdiger Suchsland

Die besten Tage der 60-jährigen Schauspielerin Anna sind vorbei. Geblieben ist ihr als einziger Freund und größter Fan ihr Vermieter Michel. Nur widerwillig nimmt sie einen Job als Sprachlehrerin für den 17-jährigen Problemfall Adrian an. In ihrem vierten Spielfilm als Regisseurin erweist sich die Berliner Schauspielerin Nicolette Krebitz einmal mehr als eine der virtuosesten Filmemacherin des deutschen Gegenwartskinos.

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Handtaschenraub auf offener Straße

Wild geht es los, in diesem Film, mit einer Verfolgungsjagd nach einem Handtaschenraub auf offener Straße. Dabei trifft sich ein Blick, und fast alles ist in diesem Augenblick schon klar, in ein paar Sekunden eingefrorener Zeit.

Die beiden treffen sich wieder: Die Bestohlene und der Dieb. Die Schauspielerin Anna, selbstbewusst, schrullig, nicht mehr ganz jung und anspruchsvoll, muss für ein Sozialprojekt dem jugendlichen Gangster Adrian Sprech- und Schauspielunterricht geben.

Eine unmögliche Liebe

Die beiden freunden sich an und schnell wird daraus eine Liebe, deren Grenzen offensichtlich sind. Sophie Rois spielt diese Schauspielerin, die unter ihrem Älterwerden leidet, die viele Menschen kennt, aber wenig Freunde hat und als Single lebt. Und Milan Herms den 17-jährigen Problemfall Adrian.

Charmanter Patchwork aus Nouvelle-Vague-Filmen

Nicolette Krebitz' Film besticht durch Leichtigkeit, die Lust am Hedonismus und Einfallsreichtum. Es gibt gleich eine Handvoll wunderbar origineller Szenen, die in ihrem kruden Humor und ihrer sanften Provokationslust nur von dieser und von keiner anderen Regisseurin stammen können.

Nicht erst seit „Wild" ist Nicolette Krebitz als eine der originellsten und besten deutschen Regisseurinnen etabliert. Mit Mut zum Erzählen in offenen Bildern gelingt Krebitz poetisches, bildkräftiges Kino. Mit unkonventionellen Figuren kreiert die Regisseurin unvergessliche Momente.

Trailer „AEIOU- Das schnelle Alphabet der Liebe“, ab 16.6. im Kino

Film Der schlimmste Mensch der Welt – Coming-of-Age-Geschichte mit Renate Reinsve

Eine Mischung aus Drama und Komödie im heutigen Oslo: Wirrwarr im Liebesleben und ungewisse berufliche Zukunft. Renate Reinsve bekam für die Rolle der 24-Jährigen Julie Preis für „Bestes Schauspiel“ in Cannes.

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