Platz 10 (21 Punkte)

Frieda Paris: Nachwasser

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Ein Langgedicht, an dessen Entstehung die Leserinnen und Leser unmittelbar teilhaben. Im Schreiben entstehen Erfindungen, Ideen, Vorstellungen, die unmittelbar in Verse umgesetzt werden, aber auch sofort wieder kritisch überprüft werden.

Also zunächst: „ich erfinde einen Vogel: die Lomeise / ein Singvogel, handtellergroß, ich lasse ihn / auf meiner Schreibschulter ein Nest bauen, / wenn er das möchte, denn wer möchte noch ein Nest / auf der Schulter eines anderen Menschen?“ Und gleich: „und schon bin ich hineingefallen / in eine Verallgemeinerung / lasse den Fehler hier stehen“.

Frieda Paris, geboren 1986 in Ulm, lebt in Wien und hat dort Theaterwissenschaft und Sprachkunst studiert. Nachwasser ist ihr erstes Buch; ein kunstfertig leichter Gedichtband, für dessen schwebende Bilder sich auch Georg-Büchner-Preisträger Marcel Beyer begeistern konnte.

Selbstreflexiv, mit Ironie und Ernsthaftigkeit zugleich, reflektiert Frieda Paris die Motive für ihr Schreiben. Friedericke Mayröcker, die jüngst verstorbene Wiener Dichterin, ist eine der „Wortmütter“, von denen die Autorin nur allzu gerne Einflüsterungen entgegennimmt.

Die Schauplätze wechseln; es sind Erinnerungsorte, die heraufbeschworen werden. Die Kindheitsfahrten in den Süden, mit der Mutter stets am Steuer, weil der Vater farbenblind war. Die Welt, auch die längst vergangene, wird auf diese Weise poetisch festgehalten und damit auch gerettet. Denn die Angst vor dem Verlust und davor, dass das erste auch immer das letzte Mal sein könnte, scheint hinter Frieda Paris subtilen Texten immer wieder auf.

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Autor/in
SWR