Bühne

Vom Broadway nach Frankfurt: Europa-Premiere „Something Rotten“ am English Theatre

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AUTOR/IN
Jan Tussing

Monatelang wurde um die Existenz des „English Theatre“ in Frankfurt, des größten englischen Theaters Kontinentaleuropas gebangt, verhandelt und gerungen. Die Räumungsklage konnte zwar verhindert werden, aber es ist bis heute nicht klar, ob der Mietvertrag verlängert wird. Trotz alldem hat es des English Theatre jetzt geschafft, das erfolgreiche US-Musical „Something Rotten“ auf die Bühne zu bringen.

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„Something Rotten“ – Ein Musical zieht sich selbst durch den Kakao

Das erfolgreiche US-Musical „Something Rotten“ ist die musikalische Geschichte zweier Brüder im London des 17. Jahrhunderts, die sich gegen den übergroßen William Shakespeare durchsetzen wollen. Weil der „englische Barde“ mit jedem seiner Stücke so erfolgreich ist, und sie nicht konkurrieren können, erfinden sie kurzerhand ein neues Genre: das Musical.

Musical über die Entstehung des Musicals

„Something Rotten“ ist damit ein Musical über die Entstehung des Musicals. Die Handlung dreht sich um die kleine Schauspieltruppe um Nick und Nigel, die versucht, sich über Wasser zu halten. Sie müssen Geldgeber finden, und etwas Spektakuläres aufführen, das die Aufmerksamkeit auf sie richtet.

„So ein Spoof, so eine Persiflage, ist sehr witzig und entertaining“, sagt Intendant Daniel Nikolai, „und wir haben auch vom Timing gedacht, wenn wir hier untergehen sollten, dann mit einem großen Feuerwerk“.

Wenn wir hier untergehen sollten, dann mit einem großen Feuerwerk!

Das „Timing“ meint die Unsicherheit, die durch den Verkauf des Gebäudes entstanden ist: Zunächst wurde dem Theater zum 31. Januar 2024 gekündigt. Hinter den Kulissen verhandelte das Kulturdezernat der Stadt Frankfurt mit dem neuen Eigentümer „Capitaland“, einem großen internationalen Immobilieninvestor in Singapur, und dem Vorbesitzer, der Commerzbank.

Das Team um Intendant Daniel Nikolai stand jedoch kurz vor der Räumungsklage. Diese konnte schließlich zwar erfolgreich vermieden werden, aber die Theatermacher wissen bis heute trotzdem nicht, ob der Mietvertrag bis zum 31.3.2024 verlängert werden kann. Denn der neue Mieter, die Europäische Zentralbank, steht immer noch in Verhandlungen mit dem neuen asiatischen Investor. Weil lange keine Einigung in Sicht war, entschied sich ETF-Intendant Daniel Nikolai, das erfolgreiche US-Musical „Something Rotten“ vom Broadway an den Main zu holen.

Ein Feuerwerk mit opulenten Kostümen und riesiger Crew

Der Brite Mal Hall, künstlerischer Direktor am ETF, ist „Piano Conductor“ und landete schon mit „Young Frankenstein“ einen großen Publikumserfolg in Frankfurt. Hall dirigiert die Live Band und zusammen mit Regisseur Ewan Jones koordiniert er das 35-köpfige Team.

Something rotten“ ist eine sehr eklektische Mischung aus Rocksongs, Musical Songs und Folk Balladen.

Jones wiederum ist auch als Regisseur für Netflix-Serien wie „Sex Education“ bekannt und brachte in der vergangenen Saison bereits den Hit „Sister Act“ auf die Bühne des ETF.

Nun will er mit „Something Rotten“ an seinen Erfolg anknüpfen  – einem kurzweiligen, lustigen und sehr amerikanischen Blick auf das wichtigste englische Kulturgut: Shakespeare.

Gespräch Kampf um die Jugend: Peter Kastenmüller inszeniert „Das Leben ist unaufhaltsam – Szenen aus Cherson“ am Theater Basel

Wie lebt es sich als junger Mensch im Krieg? Wenn man doch eigentlich etwas anderes vorhatte: studieren, ausgehen, reisen. Am 24. Februar 2022 wurden viele junge Menschen in der Ukraine schlagartig erwachsen. So wie Matwij aus Cherson. Über ihn und mit ihm hat Regisseur Peter Kastenmüller jetzt ein Stück inszeniert.
Es ist das Wesen des Stückes von Natalia Blok, die die Geschichte ihres Sohnes Matwij aufgeschrieben hat, dass es den Kampf um Jugend zeigt. Den Kampf darum, was es heißt, ein junger Mensch sein zu können, sich nicht das wegnehmen zu lassen, was junge Menschen brauchen: soziale Kontakte, Bindungen, das Leben als Abenteuer. So fasst Peter Kastenmüller „Das Leben ist unaufhaltsam“ zusammen. Und zugleich vermittelt das Stück, wie der Krieg wirkt: in Zerstörung, in Auflösung von sozialen Bindungen, im Verschwinden von Heimat, im Ausgesetztsein oder in Orientierungslosigkeit.
Dokumentation als Widerstand
Im Stück entwickelt Matwij einen ganz eigenen Umgang mit der Situation. Er filmt und dokumentiert, was in seiner Stadt und in seinem Umfeld passiert. Eine Form des Widerstands und der Versuch, der Nachwelt zu beweisen, was er erlebt und was passiert. Diese Ereignisse werfen Matwij in riesige Konflikte: bleiben oder gehen? Seine Mutter, die in Basel lebt, will ihn bei sich wissen, zugleich sind seine Freunde in Cherson, hier ist sein Leben. Er will seiner Mutter gerecht werden, aber auch seinem Land. „Das ist für viele die große Diskussion in den vergangenen Jahren, soll man bleiben, was ist gefährlich oder soll man doch das Land verlassen?“ sagt Peter Kastenmüller.
Perspektiven finden
Aus welcher Perspektive kann das Stück erzählt werden, war eine wichtige Frage, die sich der Regisseur mit seinem Team stellte. „Was kann man glaubhaft auf die Bühne bringen aus der Schweiz mit seinen warmen Stuben?“ Als der Peter Kastenmüller dann Gespräche mit dem realen Matwij führte, wurde klar, dass dieser unbedingt an der Aufführung beteiligt sein sollte. „Wir wissen nicht, wo die Reise hingeht, aber ‚be part of the production“, war die Bitte Kastenmüllers. So spielt und filmt auch der echte Matwij auf der Bühne in Basel. Nahe Vergangenheit, die sich in der Fiktion des Stückes vermittelt, steht neben der aktuellen Gegenwart. Dass es dabei nicht um einen Versuch, Realität abzubilden geht, liegt auch am Stück selbst. Natalia Bloks Text hat eine ganz eigene Form: Well made Play, Tragikomödie mit viel Witz und Humor. „Das ist das Recht der Jugend mit Chuzpe Tabus zu brechen. Was darf man sagen, was darf man nicht sagen“, meint Peter Kastenmüller.

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Jan Tussing