„Der gewaltfreie Widerstand der Tibeter*innen gegen die chinesische Regierung ist eine Besonderheit, von der unsere Theaterproduktion ‚Pah-Lak‘ erzählt“, sagt der Regisseur Harald Fuhrmann. Er hat das Stück zusammen mit der Theatergruppe vom Tibet Theatre und dem Tibetan Institute of Performing Arts auf die Bühne gebracht.
Zu viele Männer regieren die Welt
Schauspielerinnen und Schauspieler aus Tibet erzählen in „Pah-Lak“ von der jungen und selbstbewussten buddhistische Nonne Deshar. Als sie und andere Nonnen sich gegen angeordnete Umerziehungsmaßnahmen wehren, wird das Kloster auf Anordnung der chinesischen Polizei geschlossen.
Das Stück zeige starke Frauenfiguren, die bereit seien, die Welt zu verändern, sagt Regisseur Harald Fuhrmann in SWR2. Der Titel „Pah-Lak“ bedeute dabei so etwas wie „Vater“: „Es gibt eine Stelle im Stück, da wird ausgesprochen, dass womöglich zu viele Männer die Welt regieren, zu viele Xi Jinping, Trumps, Putins, die verantwortlich sind, dass die Welt von Gewalt geprägt ist und das vielleicht, wenn andere die Welt regieren würden, wir in einer besseren Welt leben würden“, so Fuhrmann.
Gewaltvolle Unterdrückung in Tibet hält an
Das Stück sei ein gegenwärtiges Stück, das die Zerstörung des kulturellen Erbes in Tibet zeige. Viele Menschen wüssten wenig über die dramatische und gewaltvolle Situation der Tibetaner*innen unter der chinesischen Besatzung.
„Seit 2009 haben über 160 Selbstverbrennungen in Tibet stattgefunden, weil es keine andere Möglichkeit gibt, sich gewaltfrei eine laute Stimme zu verschaffen. Wir versuchen in „Pah-lak“ zu zeigen, welche Kultur da heute zerstört wird“, sagt Fuhrmann. Die Reaktionen darauf seien bei den Vorstellungen in Deutschland sehr bewegt gewesen. Umso mehr sei es dem Ensemble ein großes Anliegen, ihre Geschichte erzählen zu können.
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