Der Fernbusmarkt in Deutschland sorgt seit zehn Jahren für günstige Tickets und Streit. Vor der Reise muss erstmal das Gepäck in den Fernbus.

Als Verkehrsmittel etabliert

10 Jahre Fernbus: Lohnt sich die Reise noch?

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Tobias Frey
ONLINEFASSUNG
Petra Thiele
SWR-Wirtschaftsredakteurin Petra Thiele

Der Markt für Fernbusse wurde in Deutschland Anfang 2013 geöffnet. Anbieter lockten mit Tickets zu Dumping-Preisen. Die Fahrgastzahlen schnellten in die Höhe. Wie läuft es heute?

Als es losging mit den Fernbussen gab es teilweise unglaubliche Schnäppchen: für einen Euro von Stuttgart nach Hamburg zum Beispiel. Das hat sich geändert - die Preise sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Preisaktionen gibt es kaum mehr.

Konkurrenzkampf sorgte für Tickets zu Schnäppchenpreisen

So lange regelmäßig neue Anbieter auf den Fernbusmarkt gekommen sind, war die Konkurrenz größer. Sie versuchten meist, mit niedrigen Ticketpreisen bekannt zu werden. Mittlerweile liegen die Preise für eine Fahrt von Stuttgart nach Berlin oder von Mainz nach Hamburg bei etwa 30, 40 Euro. Es kann auch teurer werden, wenn Strecken stark nachgefragt sind. Eine Chance auf günstige Tickets hat, wer frühzeitig bucht.

20 Millionen Fahrgäste vor der Pandemie

Die Fernbus-Branche hat stark unter der Coronakrise gelitten. Während vor der Pandemie jedes Jahr mehr als 20 Millionen Menschen mit den Fernbussen unterwegs waren, wurden 2021 nicht einmal mehr drei Millionen Fahrgäste gezählt. Die Unternehmen haben ihre Angebote während der Pandemie ziemlich reduziert, teilweise wurde der Betrieb ganz eingestellt. Vergangenen Sommer drückte das 9-Euro-Ticket - das nicht in den Fernbussen galt - die Fahrgastzahlen.

Erholung für die Fernbus-Branche

Trotzdem erholt sich die Branche: Mit den Fahrgastzahlen geht es wieder leicht aufwärts, so das Statistische Bundesamt. Von Januar bis Ende September 2022 wurden fünf Millionen Fernbus-Reisende gezählt. Bis die Strecken aber wieder voll ausgelastet sein werden, wird es noch dauern.

Elektrische Fernbusse: Daimler Truck, Flixbus und drei Unis kooperieren

Derzeit laufen Planungen für elektrische Fernbusse. In einem Großprojekt arbeiten Flixbus und Daimler Truck zusammen mit Forschern der Universitäten Kaiserslautern, Mannheim und Karlsruhe. Die Erprobungsphase soll in drei Jahren starten. Wenn alles gut läuft, könnten bis 2030 E-Fernbusse durch Deutschland fahren.

E-Fernbusse brauchen starke Batterien

Ein großes Problem dabei ist die Laufzeit der Fernbus-Batterie. Sie muss auf längeren Strecken häufiger aufgeladen werden - und die Fahrgäste möchten eher nicht jedes Mal darauf warten, bis der Elektro-Fernbus wieder Saft hat und weiterfahren kann. Flixbus hatte schon vor Jahren einen Elektro-Fernbus zwischen Mannheim und Frankfurt fahren lassen. Es gab so oft Probleme mit der Batterie, dass man das Projekt wieder eingestellt hat.

Vom Startup zum Marktführer: Flixbus

Die Jungfernfahrt vor zehn Jahren dauerte nicht lang: Der erste Linien-Fernbus fuhr von München nach Nürnberg. Der Anbieter war Flixbus, ein Startup aus München. Mittlerweile ist es der Marktführer in Deutschland mit einem Anteil von mehr als 90 Prozent. Flixbus hat fast alle Konkurrenten verdrängt oder aufgekauft - nicht nur mithilfe von finanzkräftigen Investoren, sondern auch mit einer sachkundigen Führungsspitze, erklärt der Verkehrsexperte Alexander Eisenkopf.

 "Sie sind offensichtlich vom Management her besser aufgestellt. Sie haben vor allen Dingen schlagkräftige Kapitalgeber im Hintergrund. Da sind Finanzen vorhanden, um längere Durststrecken zu überwinden. Man muss sagen, sie haben es gut gemacht. Sie waren perfekt organisiert. Sie haben die Übernahme von MeinFernbus seinerzeit, dem ehemals zweitgrößten Anbieter, gut bewältigt."

Fernbus ins Ausland: Strände und Städte mit Blablacar, Pinkbus und Co.

Neben Flixbus gibt es aktuell unter anderem noch die roten Fernbusse der Mitfahrzentrale Blablacar. Die Busse fahren zum Beispiel zwischen Stuttgart und Metz oder zwischen Karlsruhe und Straßburg. Außerdem sind auf dem Fernbus-Markt in Deutschland zum Beispiel Pinkbus und kleinere Fernbusanbieter aus dem Ausland aktiv. Mittlerweile erreichen Reisende mit dem Fernbus viele europäische Länder - zum Beispiel gibt es von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz aus Verbindungen nach Italien, Kroatien, Dänemark, Frankreich oder Ungarn.

Ein Bus fährt durch eine Stadt
Kein Wachstumsmarkt sondern lebensfähige Marktnische.

Fernbusmarkt ist keine endlose Wachstumsstory

Der Peak bei den Fahrgastzahlen sei 2015 in Deutschland erreicht worden, sagt der Verkehrsexperte Alexander Eisenkopf. Seitdem bewegen sich die Zahlen - wenn man den Corona-Einbruch ausklammert - auf einem relativ hohen Niveau, allerdings eher stagnierend. Der Fernbus hat sich also etabliert.

Eisenkopf vermutet, dass jeder inzwischen mit dem Verkehrsmittel in Berührung gekommen sei oder es auch schon genutzt hat. "Ich freue mich darüber, und ich glaube, wir haben da eine Marktnische, die lebensfähig ist. Wir können allerdings nicht erwarten, dass an der Stelle jetzt die Bäume in den Himmel wachsen." Der Fernbusmarkt sei keine Wachstumsstory ohne Ende.

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