Es gibt gute Nachrichten aus Berlin: Die Ampelkoalition hat sich scheinbar im Streit über das Gebäude-Energie-Gesetz geeinigt. Ich sage lieber scheinbar, weil ganz sicher bin ich mir da auch wieder nicht. Aber: Immerhin haben in dieser Woche drei Vertreter der beteiligten Parteien gemeinsam relativ übereinstimmende Dinge gesagt und dabei freundlich geguckt - und das können wir definitiv als Fortschritt werten.
Die Kolumne von Jan Seidel können Sie hier auch als Audio hören:
Nicht nur Wärmepumpen
Sie haben das wahrscheinlich mitbekommen: Es geht bei der ganzen Sache darum, wie wir in Zukunft unsere Häuser und Wohnungen heizen. Der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck wollte erreichen, dass das hauptsächlich mit Wärmepumpen passiert, was der FDP aber zu festgelegt war. Die FDP möchte, dass wir in einigen Jahren auch mit grünem oder magenta-farbenem Wasserstoff oder mit Kryptonit heizen dürfen, wenn das bis dahin technisch möglich ist.
Sozial und fair für alle?
Der SPD war - wie immer - wichtig, dass Wärme nicht nur technisch hergestellt werden kann, sondern auch sozial zu spüren ist. Zum Beispiel, indem der Vermieter die Kosten für solche Umbauten nicht gleich im ersten Jahr komplett an den Mieter weiterreicht. Und natürlich, dass die Leute, die die Heizungen einbauen, fair bezahlt und gut behandelt werden.
Einigung kein Klimaerfolg
Das alles hat jetzt - scheinbar - geklappt, und wir können erleichtert feststellen, dass das Gesetz durch den Streit wohl tatsächlich an einigen Stellen besser geworden ist, weil es vorher wohl doch noch ein paar Schwachstellen hatte. Leider müssen wir auch feststellen, dass es mit den Änderungen wahrscheinlich noch schwieriger wird, die Klimaziele zu erreichen, über die wir auch schon so lange diskutieren.
Debatte mit viel heißer Luft
Das stößt einigen Menschen natürlich wieder sauer auf – genau, wie die gesamte Debatte für mein Empfinden sehr viele Emotionen produziert hat. Ich besitze keine Immobilien, deshalb sehe ich das Ganze vielleicht ein bisschen entspannter, aber – sagen wir es mal positiv: Wenn wir einen Weg finden würden, die ganze heiße Luft, die in dieser Debatte produziert worden ist, für Heiz-Zwecke einzusetzen, dann hätten wir wirklich mal was erreicht und ein Problem weniger. Und das wäre dann tatsächlich technologieoffen und fortschrittlich.