Diese Maßnahmen sind möglich

Was bei Wasserknappheit in Rheinland-Pfalz droht

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Weniger Regen und höhere Temperaturen sorgen auch in Rheinland-Pfalz für knappe Wasservorräte. Was dürfen Kommunen tun, um den Wasserverbrauch zu regulieren?

Duschen, Wäschewaschen, Spülen: Im Durchschnitt verbraucht jede Rheinland-Pfälzerin und jeder Rheinland-Pfälzer 126 Liter Wasser am Tag. Aber Wasser steht nicht unbegrenzt zur Verfügung.

Rheinland-Pfalz ist zwar grundsätzlich ein wasserreiches Land. Ausreichende Wasservorkommen gibt es vor allem im Oberrheingraben, im Pfälzerwald und im Bitburger Land. In Teilen des Bundeslandes ist das Wasseraufkommen jedoch geringer, etwa im Rheinhessischen Hügelland und im Westerwald.

Insgesamt sorgen wenig Niederschlag und hohe Temperaturen durch den Klimawandel aber auch in Rheinland-Pfalz dafür, dass der Grundwasserspiegel seit Jahren sinkt. Das Trinkwasser wird in Rheinland-Pfalz aber zu 95 Prozent aus dem Grundwasser gewonnen.

Erste Maßnahmen in Rheinland-Pfalz

Erste Kommunen haben auf die Wasserknappheit bereits reagiert. So dürfen in Wormser Bächen Pumpen zum Bewässern von Grünflächen und Äckern nur noch mit Genehmigung genutzt werden. Die Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen bittet die Bürgerinnen und Bürger, ihre Autos nicht vor dem Haus zu waschen und Schwimmbecken nicht zu befüllen. Zudem sollten Gartenflächen, wenn möglich, mit Regenwasser gewässert werden.

Aber was genau dürfen die Kommunen? "Im Prinzip alles", sagt Wasserexperte Sebastian Exner dem SWR. Zunächst einmal müsse man aber unterscheiden zwischen Oberflächengewässern (Flüssen, Seen) und dem Trinkwasser. Bei erstgenannten dürften die Kreisverwaltungen und kreisfreien Städte - siehe das Beispiel Worms - ohne weitere Voraussetzungen Verfügungen über die Entnahme erlassen, erklärt der Stellvertretende Geschäftsführer des Landesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft Hessen/Rheinland-Pfalz (LDEW).

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Anders sei das beim Grundwasser, betont Exner. Hier erlaubten das Landeswassergesetz (LWG) und das Polizei- und Ordnungsbehördengesetz (POG) nur bestimmte Maßnahmen. Diese lassen sich grob in drei Ebenen einteilen.

Appell

Erste und mit Abstand am häufigsten angewandte Maßnahme sei der Appell, so Exner. Die Kommunen appellieren dabei an die Menschen, bestimmte Dinge nicht oder nur auf eine ganz bestimmte Art und Weise zu tun - etwa Swimmingpools nicht zu befüllen oder dies nur zu einer bestimmten Tageszeit zu machen. Das funktioniere in Rheinland-Pfalz "erfahrungsgemäß gut", betont Exner. Grund sei, dass die Menschen meist gut nachvollziehen könnten, warum eine Maßnahe sinnvoll sei.

Verschärfter Appell

Beim verschärften Appell sprechen die Kommunen eindringliche Empfehlungen für bestimmte Situationen aus. Mit Hilfe sogenannter Wasserampeln würden die Menschen etwa über den aktuellen Stand des Wasserangebots in Bezug auf den Tagesverbrauch in ihrem Versorgungsgebiet unterrichtet, so Exner. Den jeweiligen Ampelphasen - Grün, Gelb und Rot - seien dabei Regelungen beigefügt, die den Verbrauchern Handlungsrichtlinien zum Umgang und Verbrauchsverhalten geben. Diese seien meistens als eindringliche Empfehlungen formuliert.

Trinkwassernotstand

Das rheinland-pfälzische POG erlaubt es den Kommunen, den Trinkwassernotstand auszurufen. Dies greife aber nur, wenn die Versorgung der Bevölkerung nicht mehr sichergestellt werden könnte, erklärt Exner. Dann könnten konkrete Verbote ausgesprochen werden, etwa bei der Entnahmemenge oder dem Zeitraum. Auch Bußgelder dürften dann verhängt werden. Ein solcher Fall sei in Rheinland-Pfalz allerdings noch nie eingetreten.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Trinkwassernotstand komme, sehe er in Rheinland-Pfalz auch mittelfristig nicht, sagt Exner. Er glaube eher, dass sich der Wasserverbrauch künftig auch über den Preis regulieren lasse.

Zukunft Funkwasserzähler

Wasserversorger denken laut Exner derzeit darüber nach, mit dynamischen Preisen zu arbeiten - etwa gestaffelt nach Entnahmemenge oder -zeitraum. Möglich machten das die digitalen Funkwasserzähler, die derzeit die mechanischen Wasserzähler ablösten.

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SWR