Eine Angehörige versucht den Alltag mit einem Demenzkranken zu meistern. Hier schälen sie gemeinsam Kartoffeln. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Christoph Söder)

10 Jahre Demenznetzwerk Eifelkreis

Wenn Angehörige von Demenzkranken sich gegenseitig helfen

Stand

Das Demenznetzwerk Eifelkreis bringt sie zusammen: Menschen, die schon lange Angehörige pflegen und solche, die den Schock der Diagnose noch verarbeiten müssen. Sie unterstützen sich gegenseitig.

Brunhilde Hell koordiniert das Demenznetzwerk Eifelkreis bei der Kreisverwaltung. Sie bringt alle zusammen, die im Kreis an der Betreuung und Versorgung von Menschen mit Demenz mitwirken. Deshalb ist das Netzwerk auch die zentrale Anlaufstelle für alle, die sich über Demenz informieren wollen oder Hilfe brauchen. So bietet das Netzwerk einen Offenen Treff für Angehörige.

Meist kommen zehn bis zwölf Angehörige zu den Abenden. Menschen, die seit Jahren einen Angehörigen pflegen und solche, die noch den Schock der Diagnose verarbeiten müssen. Und genau das ist das Gute an diesen Treffs, sagt Brunhilde Hell.

"Das hat mir ehrlich gesagt am Allermeisten geholfen"

In der Gruppe werden Ratschläge ausgetauscht, erzählt Brunhilde Hell. Großzügig lassen Angehörige andere an ihren Erfahrungen teilhaben. "Das hat mir ehrlich gesagt am Allermeisten geholfen", soll eine Ehefrau nach einem solchen Abend gesagt haben.

Wie bekomme ich einen Demenzkranken beschäftigt?

Manchmal wird aus der Gruppe heraus ein Thema fürs Demenznetzwerk angestoßen. Beim vergangenen Treffen habe ein Ehemann erzählt, seine Frau sei vor ihrer Erkrankung eine exzellente Köchin gewesen, habe Freunde und Familie bekocht. Das könne sie nicht mehr.

Ein Klebeschild soll den Demenzkranken daran erinnern, seinen Herd auszuschalten. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Karl-Josef Hildenbrandt)
Die Diagnose "Demenz" stellt die ganze Familie vor Herausforderungen im Alltag.

Jetzt wisse er nicht, was er tun soll. Seine Frau habe immer in der Küche gewerkelt: "Wie bekomme ich sie nun beschäftigt?" Um genau dieses Thema soll es nun beim nächsten Treffen gehen. Wie verbringe ich den Alltag sinnvoll mit einem Demenzkranken? Der Offene Treff findet immer am letzten Donnerstag im Monat statt. Der nächste Termin ist am Donnerstag, den 27. April 2023 um 14 Uhr.

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"Die ganze Gruppe lebt vom Geben und Nehmen - von diesem Austausch."

Wie der Alltag sinnvoll verläuft, dazu werden wieder Erfahrungen ausgetauscht werden. Erfahrungen, die oft besser ankommen als das, was einer fachlich sagt, meint Brunhilde Hell. "Die ganze Gruppe lebt von diesem Geben und Nehmen - von diesem Austausch."

Bei Diagnose "Demenz": Andere mit ins Boot holen

Am liebsten wäre es Brunhilde Hell, wenn Familien, in denen einer die Diagnose "Demenz" bekommt, gleich zum Demenznetzwerk vermittelt würden. Wichtig sei, sofort mehrere mit ins Boot zu holen. Allein sei das nicht zu schaffen. Manchmal sei die pflegende Familie langfristig mehr betroffen als der Kranke selbst. Der drifte zunehmend weiter in seine eigene Welt ab, während die Belastung des Umfelds immer größer werde. Sie rät den Angehörigen, auch sich selbst zu pflegen.

Gemeinsam ins Museum oder auf Wanderung

Noch mal gemeinsam mit dem kranken Partner ins Museum? Das geht doch nicht - oder doch? Das Demenznetzwerk bietet beispielsweise im Haus Beda Führungen mit geschulten Museumsführerinnen an.

Gymnastik trotzt Demenz

Seit kurzem gibt es auch eine Gymnastikgruppe, die Erkrankte und ihre Partner gemeinsam besuchen können oder auch jeder allein. Eine Ehefrau eines Erkrankten habe gesagt: "Da gehe ich auf jeden Fall hin. Da sind Gleichgesinnte. Da muss ich nicht erklären, wo ich meinen Mann untergebracht habe".

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Doc Fischer SWR

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