Schon auf dem Flur des Pfarrheims in Trier-Pfalzel lässt sich erahnen, in welchem Raum die Kursteilnehmer des Fermentier-Workshops genau richtig sind. Nicht nur das muntere Stimmengewirr, sondern auch der Duft nach frischem Gemüse verraten, wo es lang geht. Beim Betreten des Raums strahlen einem 18 freundliche Damen entgegen.

Sauer und salzig haltbar machen
In ihrer Mitte steht Michael Kehrbaum. Er sei, wie er lächelnd erzählt, der "Quoten-Mann" in der Runde und habe noch keine Erfahrung mit dem Fermentieren von Lebensmitteln. Beim Fermentieren handelt es sich um eine altbewährte Konservierungsmethode, die völlig stromfrei funktioniert.
Milchsäurebakterien machen Gemüse haltbar
Nicht etwa die üblichen Küchenmaschinen, sondern die sogenannten Milchsäurebakterien machen die Arbeit. Sie sorgen dafür, dass die Lebensmittel haltbar gemacht werden. Was alles an Gemüse eingelegt werden kann? Alles, was weg muss!

Die richtige Mischung macht's!
Damit das Einlegen gut funktioniert, muss Michael vor allem den nächsten Arbeitsschritt ordentlich machen: das Durchkneten des geschnittenen Kohls. Mit der abgewogenen Menge Salz werden die Kohlstückchen vermischt, um möglichst viel Flüssigkeit aus dem Gemüse pressen zu können.
Für den Anfang hat er sich mal an das einfache Sauerkraut getraut. Das mag er sowohl knackig als auch weich. Je länger und wärmer das fermentierte Gemüse gelagert wird, desto weicher wird es.

Der Selbstversorger-Trend
Beim Kohl wird es in Zukunft aber nicht bleiben. Denn Michael hat einen Selbstversorgergemüsegarten. Außerdem ernährt er sich gerne gesund. Um seinen Ernteüberschuss nicht wegschmeißen zu müssen, hat er sich auf die Suche nach alternativen Methoden gemacht und landete schließlich beim Fermentieren.
"Für mich ist das eher Beutemachen für den gefüllten Vorratsschrank. Als Selbsterzeuger weiß ich auch, wo es herkommt. Und dann macht es auch Sinn, die Sachen haltbar zu machen."
Muskelkraft statt Stromkraft
Dass die traditionelle Konservierungsmethode auch ganz ohne Strom und Küchengerätschaften funktioniert, macht es für manche Kursteilnehmer nur noch einfacher und attraktiver.
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Nachdem Michael kräftig und lange genug geknetet hat, kann sich das Ergebnis sehen lassen. "Schauen sie mal meine Damen, so wie bei Michael soll das aussehen", lobt die Chefin des Kurses, Annette Fehrholz den einzigen Mann in der Runde. Als "experimentierfreudige Lebensmittelretterin" ist sie mit Radieschen zum Fermentieren gekommen und hat sich durch sämtliche Gemüsesorten probiert.

Seitdem gibt sie ihr Wissen rund um das nachhaltige Konservieren weiter. Man könne sogar Obst wie Äpfel und Pflaumen fermentieren, so Annette Fehrholz, was aber nicht ganz ihr Ding sei.
"Einfach mal trauen und ausprobieren. Es bietet in jedem Fall eine Alternative zum Pizza bestellen und Tiefkühlkost, da es Spaß macht und lecker ist. Alles, was ich brauche, ist Gemüse, Salz und anstelle von Küchengeräten einfach Muskelkraft."
Vielfältigkeit und Nachhaltigkeit überzeugen
Mittlerweile befüllt Michael seine Gläser und überlegt schon, welches Rezept er als Nächstes testen möchte. Nachdem es mit dem Sauerkraut was zu werden scheint, möchte er sich gerne an die koreanische Variante, das "Kimchi" wagen.
Das habe er kürzlich noch in einem Restaurant in Trier gegessen und sei ganz überrascht gewesen, dass man das auch selbst machen kann. Demnächst will er versuchen, auch Ingwer in Honig zu fermentieren. Gerade mit Blick auf die anrückende Erkältungszeit eine gute Idee.




Egal welche Gemüsesorten in Zukunft im Gemüsegarten von Michael wachsen - er wird sie sicherlich alle mal fermentieren. Und auch wenn das Sauerkraut nun im Glas noch mehrere Monate im Keller gelagert werden kann, wird er es sicherlich schon vorher probieren. Denn er ist nun ein Fan von der stromfreien Gemüseverarbeitung, die in unsicheren Zeiten durch ihre einfache Anwendung überzeugt.