Renate Wolfram bringt ihren Sohn jeden Morgen in die Kindertagesstätte im Sankt Vinzenzhaus in Speicher. In der kleinen Kita, sagt die Mutter, fühle sich ihr Kind sehr wohl: "Für ihn ist das perfekt".
Doch leider wird der Zweijährige hier nicht bleiben können. Denn im Sommer 2025 wird die Kindertagesstätte zumachen. Das hat der Nonnenorden der Vinzentinerinnen Renate Wolfram und den anderen Eltern gestern Morgen in einer kurzen E-Mail mitgeteilt.

Eltern fühlen sich im Stich gelassen
In dem Schreiben heißt es, die Pläne zur Sanierung der Kita hätten sich zerschlagen. Daher müsse der Träger den Betrieb einstellen. Für die Mutter kam die Nachricht aus heiterem Himmel, sagt sie. Sie fühle sich im Stich gelassen.
"Das ist kein schönes Gefühl. Auf so eine Art und Weise informiert zu werden, ist ein absoluter Vertrauensbruch."
Sanierung der Kita zu teuer für den Träger
Ursprünglich hatte der Träger geplant, das in die Jahre gekommene Gebäude zu sanieren. Die Arbeiten haben sogar schon begonnen. Ein Teil des Sankt Vinzenzhauses ist nach wie vor eingerüstet.

Die Renovierung ist dem Orden mit Sitz in Köln aber offenbar zu teuer geworden. In der E-Mail an die Eltern teilen die Vinzentinerinnen mit, dass sich nach einer Kostenschätzung "keine wirtschaftliche Sanierung darstellen lässt".
Gemeinde von Entscheidung des Trägers überrascht
Das kommt auch für die Verbandsgemeinde Speicher überraschend. Die Entscheidung des Ordens habe die Kommune kalt erwischt, sagt Bürgermeister Marcus Konrad (CDU): "Für uns war das nicht nachzuvollziehen, zumal wir im vergangenen Jahr mit dem Träger noch über ein Sanierungskonzept gesprochen haben."
"Mit dieser Entscheidung war überhaupt nicht zu rechnen."

Kitaplätze sind schon jetzt knapp in Speicher
Die Stadt und die umliegenden Dörfer Beilingen, Preist und Philippsheim setzt die Schließung der Kita unter Zugzwang. Denn 50 Kinder aus den Gemeinden werden dort derzeit noch betreut.
Und schon jetzt sind die Kita-Plätze in Speicher knapp, sagen Eltern, weil der Ort seit Jahren wächst. Auch die städtische Kita, eine Mammut-Einrichtung mit elf Gruppen, sei voll belegt.

Bürgermeister: Suche nach Lösung hat jetzt Priorität
Zudem haben die Eltern Sorge, dass die Mitarbeiterinnen der Kita in andere Einrichtungen abwandern könnten. Erzieher sind gefragte Fachkräfte, Stellen gibt es in der Region Trier zuhauf. "Ich könnte verstehen, wenn die sich schon vor 2025 woanders bewerben und nicht erst warten wollen, bis die Kita schließt", sagt Mutter Renate Wolfram.
Diese Bedenken hat auch Bürgermeister Marcus Konrad. Daher sei es ihm wichtig, schnell eine Lösung zu präsentieren. "Wir werden uns nächste Woche zusammensetzen, um den Erzieherinnen schnell eine Perspektive zu bieten, wie es für sie weitergeht", sagt Konrad.
"Da müssen andere Projekte eben warten. Das hat jetzt Priorität."
Eltern fürchten Notbetreuung ihrer Kinder
Den Träger noch umzustimmen oder zumindest zu bewegen, die Schließung etwas nach hinten zu schieben - darin setzt der Bürgermeister keine großen Hoffnungen: "Wir wurden mit vollendeten Tatsachen konfrontiert." Zudem plant der Orden offenbar, die Räumlichkeiten der Kita künftig für das angrenzende Jugendheim mitzubenutzen.
Wo die 50 Kinder stattdessen hinkönnen, ist derzeit noch unklar. Eltern wie Renate Wolfram fürchten schon, dass es auf eine Notbetreuung hinauslaufen könnte: "Es wird alles auf dem Rücken der Kinder ausgetragen."