Eine Forschergruppe der Uni Trier hat untersucht, welche Auswirkungen auf den IQ von Kindern Schulschließungen während der Corona-Pandemie hatten. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / imageBROKER | Artur Cupak)

Trierer Studie zu Folgen der Corona-Pandemie

Handys oder Schulschließungen - was beeinflusst den IQ von Kindern?

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Einer Trierer Studie zufolge hat die Intelligenz der Kinder in Rheinland-Pfalz unter den Lernbedingungen in der Corona-Pandemie gelitten. Andere Wissenschaftler machen vor allem das Smartphone verantwortlich.

Lernen im Distanzunterricht, mit Computer und iPad. Das war für Kinder und Jugendliche 2020 und 2021 Normalität. Dass die Schulleistungen in dieser Zeit sich deutlich verschlechtert haben, wurde in Studien nachgewiesen. Eine Studie der Uni Trier kommt zu dem Ergebnis, dass auch der IQ der Schülerinnen und Schüler abgenommen hat.

Ergebnisse der Trierer Studie zum IQ von Schülern nach Corona

Die Forscher ließen im August und September 2020 rund 420 Schüler und Schülerinnen der Jahrgangsstufen 7 bis 9 in Rheinland-Pfalz einen IQ-Test machen. In den Monaten davor von Mitte März bis Juni waren die Schulen für diese Klassen geschlossen. Die Ergebnisse fielen deutlich schlechter aus als bei Tests einer Vergleichsgruppe im Jahr 2012. Als ein Großteil der 420 Schüler im Juli 2021 erneut getestet wurde, hatten sich zwar die Ergebnisse im Vergleich zu 2020 verbessert, der Rückstand im Vergleich zu 2012 wurde aber nicht aufgeholt.

Hirnforschung Wie entsteht Intelligenz und lässt sie sich fördern?

Intelligente Menschen verfügen über eine höhere Bildung und ein höheres Einkommen, sind seltener arbeitslos, leben gesünder und sterben später. Deshalb wäre es gut, Intelligenz zu fördern.

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Aber könnten nicht auch andere Umwelteinflüsse innerhalb dieser zehn Jahre dazu geführt haben, dass der IQ gesunken ist? Auch die Forschenden an der Uni Trier wollen das nicht ausschließen. Allerdings seien die Effekte verglichen mit dem Unterschied in der IQ-Testleistung so klein, dass sie nicht als verantwortlich angesehen werden könnten, erklärte der Sprecher des Trierer Forscher-Teams, Moritz Breit. Sein Team geht davon aus, dass die Schulschließungen maßgeblich dafür verantwortlich sind.

Augsburger Pädagoge sieht Handy als Problem

Der Schulpädagoge Klaus Zierer von der Universität Augsburg sieht andere Ursachen. Er verweist auf dutzende Studien, die zu dem Ergebnis kommen, dass die Nutzung des Smartphones die Aufmerksamkeit und Lernleistung von Kindern und Jugendlichen massiv beeinträchtigen. Beide sind eng verbunden mit dem IQ.

"Es gibt allein 20 Einzelstudien, die darauf hinweisen, dass allein die Anwesenheit des Handys - auch wenn es ausgeschaltet ist - die Lernleistung mindert", sagt Zierer. Dieser Effekt wird "Brain Drain Effekt" genannt und beschreibt, wie stark Kinder und Jugendliche sich vom Handy von ihrer aktuellen Aufgabe ablenken lassen. Verblüffend sei auch, dass es auch nicht immer helfe, das Handy wegzunehmen. Betroffene, die extrem auf ihr Smartphone fixiert seien, könnten sich dann nur noch schlechter auf Aufgaben konzentrieren. "Dieser Effekt wird 'Out of sight is not out of mind' genannt", sagt Zierer, "und ist als ein Suchtverhalten zu erklären."

Möglichkeiten, die Intelligenz von Kindern zu fördern

"Kinder sollten überhaupt kein Smartphone haben und Jugendliche frühestens ab dem 16. Lebensjahr", rät der Augsburger Pädagoge. Für die Persönlichkeitsbildung und die kognitive Entwicklung seien Sport, Musik, Kunst und Naturerfahrung wichtig. Schule und Eltern sollten digitale Medien ganz gezielt und punktuell einsetzen, dann könnten sie auch dazu beitragen, die Intelligenz von Kindern und Jugendlichen zu steigern.

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