Es ist ein Projekt, das im November bundesweit Schlagzeilen machte: BASF und die Firma Vulcan Energy wollen in Ludwigshafen nach Erdwärme für das BASF-Stammwerk suchen, sowie Lithium für Autobatterien gewinnen. In der Erkundungsphase wird der Boden mit Hilfe von Vibrationsfahrzeugen in Schwingung versetzt. Messgeräte untersuchen, wo in der Tiefe sich heißes Wasser befindet.
Insgesamt 10 bis 15 Millionen Euro könnten die umfassenden Untersuchungen kosten, schätzt Vulcan Energy. BASF beteiligt sich mit bis zu fünf Millionen Euro.
Vertreter von Vulcan Energy und BASF beantworten Fragen
Mehr als drei Stunden lang haben die Stadt- und Ortsbeiräte der Stadt Ludwigshafen am Montag die Vertreter von Vulcan und BASF befragt und dann einstimmig entschieden, dass die Untersuchungen der BASF mit dem Unternehmen Vulcan Energy beginnen können. Nur die AfD hat sich enthalten. Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos) war sichtlich erleichtert.
Sie sagte, das sei ein großer Vertrauensvorschuss, aber auch eine Chance für die Stadt. "Ich sehe aber auch, dass wir sehr engmaschig informieren müssen. Die Fragen der Bürgerinnen und Bürger zeigen: Es ist was Neues, was Unbekanntes. Da muss man auch darauf reagieren."
OB Steinruck hofft auf Funde
Steinruck sagte weiter, sie hoffe, dass der Schatz unter Ludwigshafen gehoben werde. Das wäre eine Sicherheit für die Wärmeversorgung der Bürgerinnen und Bürger.
Anwohner befürchten Schäden an ihren Häusern
Ab Februar sollen nun also Vibrations-Trucks durch Ludwigshafen fahren und den Boden ins Schwingen bringen. Sie scannen die Erde mit Schallwellen. Viele Anwohner befürchten allerdings, dabei könnten ihre Gebäude beschädigt werden.
Das wurde am Montagabend beim Bürgerdialog mit den beteiligten Firmen deutlich:
Nach der Stadtratssitzung standen am Montagabend im Pfalzbau Ludwigshafen auch Experten von BASF und Vulcan Energy bereit, um Fragen von Bürgerinnen und Bürgern zu beantworten.Viele Fragen drehten sich um dieses Thema. Auch weil Hausbesitzer in Landau und Mannheim das nach ähnlichen Untersuchungen gemeldet hatten. Allein in Mannheim gab es 80 Beschwerden.
Vulcan Energy versucht Bürger zu beruhigen
Der Geschäftsführer von Vulcan, Thorsten Weimann, glaubt nicht, dass Häuser durch die Arbeiten beschädigt werden. Das wiederholt er am Abend oft. Für den Fall der Fälle will Vulcan Energy die Betroffenen aber entschädigen: "Das ist mal ein Putzriss, das ist mal ein Riss in einer Leichtbauwand. Ist dieser Riss wirklich durch uns entstanden, dann schicken wir einen Maler hin, der Maler bringt das für uns in Ordnung."
Das Unternehmen werde natürlich überprüfen, ob die Schäden tatsächlich von den Rüttelfahrzeugen stammen. Aber: "Im Zweifel dann natürlich immer für den Bürger", so Geschäftsführer Weimann.
Geothermie-Untersuchungen: Viele Anwohner sind skeptisch
Viele Anwohner sind trotzdem skeptisch: "Ich zweifle noch. Es wird vorher viel versprochen und hinterher wird man dann abgespeist", meint ein Teilnehmer am Bürgerdialog. Andere sind optimistischer: "Wenn das funktioniert und wenn damit wirklich eine nachhaltige Wärmequelle genutzt werden kann, dann ist das ja eigentlich ganz gut", so eine Ludwigshafenerin aus Oggersheim.
Kritik an kurzfristiger Termin-Planung
Auf SWR-Anfrage hatten beriets vorab einige Ludwigshafener Stadträte kritisiert, die Stadtratssitzung und der Bürgerdialog seien zu kurzfristig geplant gewesen. Das war auch bei der Stadtratsitzung mehrfach Thema. Vulcan Energy kündigte an, dass es weitere Informationsveranstaltungen und Bürgerdialoge in den betroffenene Stadtteilen geben werde. Diese würden dann auch mit mehr Vorlauf geplant und langfristig angekündigt.
Zeitdruck wegen Vogeschutz
Auch Frank Meier (SPD), Ortsvorsteher im Ludwigshafener Stadtteil Oppau, fand die Terminplanung zu kurzfristig. Er habe nachgefragt, warum es Zeitdruck gebe. Die Antwort: Ein späterer Start der seismischen Messungen sei wegen der Brutzeit der Vögel im Frühjahr nicht möglich. Andererseits biete das Geothermie-Projekt aber auch viele Chancen, so Meier.
CO2-freie Wärmeenergie Werk Ludwigshafen: BASF will in Geothermie einsteigen
Das Ludwigshafener Chemieunternehmen BASF plant, gemeinsam mit dem Karlsruher Lithium-Hersteller Vulcan Energy in die Geothermie einzusteigen. Das gaben beide Unternehmen am Mittwoch bei einer Pressekonferenz bekannt.
Erkundung von regionalem Geothermie-Potential
BASF will mit Hilfe von Wärmepumpen aus heißem Tiefenwasser für das Ludwigshafener Stammwerk CO2-freien Dampf produzieren. Das deutsch-australische Unternehmen Vulcan Energie mit Sitz in Karlsruhe plant, die Autoindustrie mit nachhaltigem Lithium für Elektroauto-Batterien zu versorgen. Die Städte Ludwigshafen und Frankenthal möchten die Erdwärme in Zukunft für Haushalte nutzen.
Risiken durch Rüttler-Fahrzeuge und Geothermieanlagen
Der Bundesverband Tiefengeothermie, dem Bürgerinitiativen aus der Pfalz und Baden angehören, hatte sich im Vorfeld der Sitzung mit einem Schreiben an die Fraktionen im Ludwigshafener Stadtrat gewandt. Darin warnt der Verband unter anderem vor möglichen Schäden und Rissen, die durch die Rüttelfahrzeuge an den Häusern entstehen könnten.
Außerdem gibt er zu bedenken, dass die Region am Oberrhein in einem Erdbebengebiet liegt. Bestehende Geothermiekraftwerke etwa in Insheim (Kreis Südliche Weinstraße) und Landau, aber auch in der benachbarten Schweiz (Basel) und im Elsass (Vendenheim) hätten in der Vergangenheit bereits zu zahlreichen Erderschütterungen, sogenannten induzierten Erdbeben geführt.
Langer Weg bis Geothermie gewonnen werden kann
Mit Hilfe der seismischen Messungen wird festgestellt, ob und wo sich heißes Wasser in den unterirdischen Gebirgen des Oberrheingrabens befindet. Ist das in und um Ludwigshafen der Fall, dann muss das Unternehmen neue Anträge stellen und detaillierte Pläne vorlegen, wenn es danach bohren will. Zuständig für die Genehmigungen ist das Landesamt für Geologie und Bergbau.
Aber: Wenn dann eine sogenannte Probebohrung erfolgt, ist das noch keine Garantie dafür, dass es sich auch wirklich lohnt, dort dauerhaft heißes Tiefenwasser zu fördern. Lohnt es sich nicht, muss das Unternehmen die Tiefenbohrung wieder sicher verschließen.