Weniger als die Hälfte der inhabergeführten Geschäfte beteiligen sich am Black Friday mit Rabattaktionen, schätzt Axel Augustin, Sprecher des Handelsverbands Textil, Schuhe und Lederwaren.
Der Verband habe seinen Mitgliedern im Vorfeld auch abgeraten, unter dem Titel "Black Friday" an dem Rabattaktionstag mitzumachen. Ein Grund sei, dass der Begriff Black Friday - der auf eine reine Rabattaktion im Internet zurückgeht - eigentlich geschützt sei. Die Geschäfte, die diesen Begriff nutzten, müssten eigentlich eine Lizenz dafür kaufen, so Augustin. Allerdings sollen diese Rechte gerade auslaufen.
Pfalz: Black Week statt Black Friday
Viele Händler, die sich an den Rabattaktionen beteiligen, haben sich deshalb andere Namen dafür einfallen lassen. Statt Black Friday, starten sie am Freitag eine "Black Week" oder auch eine "Red" oder "Green Week", sagte Augustin dem SWR.
Speyer: Lager sind voll, gute Rabatte auf Winterkleidung
In Speyer beteiligen sich nicht nur die großen Handelsketten an dem Aktionstag. Auch kleinere inhabergeführte Geschäfte wie Mode-Charlott machen mit, sagte Inhaber Thomas Armbrust und Sprecher des Speyerer Einzelhandels dem SWR. Und weiter: Durch den außergewöhnlich warmen Oktober seien die Lager noch prall gefüllt mit warmer Winterkleidung.
Kunden könnten deshalb mit ordentlichen Rabatten rechnen. Armbrust vertritt in Speyer rund 80 Einzelhändler. Die meisten hätten auch jetzt nach Corona mit niedrigeren Umsätzen als davor zu kämpfen - wegen der Inflation und einer allgemeinen Unlust der Kunden, shoppen zu gehen. Da sei so eine Aktion wie die "Black Week" im Vorweihnachtsgeschäft schon ein wichtiger Baustein für den Einzelhandel.
Warnung: Nicht alle Rabatte sind, was sie versprechen
Armbrust warnt aber auch vor Rabattaktionen, die nicht halten, was sie versprechen: Man müsse ganz genau hinschauen, wenn mit Preissenkungen von 50 bis 70 Prozent geworben werde.
Die Stimmung unter den Einzelhändlern in Speyer sei aber nicht schlecht. Denn im November habe der Umsatz wieder angezogen - auch mit Blick auf die Vorweihnachtszeit. Und der Weihnachtsmarkt locke viele Besucher in die Altstadt.
Ludwigshafen: Einzelhandel macht nicht mit
Edmund-Keller, Senior-Chef des Schuhhauses Keller in der Ludwigsstaße und langjähriger Sprecher des Ludwigshafener Einzelhandels hält nichts vom "Black Friday". Sein Schuhhaus und die anderen inhabergeführten Geschäfte in der Ludwigshafener Innenstadt machten da nicht mit, so Keller. Denn der "Black Friday" sei eigentlich nichts anderes als ein vorgezogener Winterschlussverkauf.
Und für ein Traditionsschuhhaus lohne es sich nicht, seine hochwertige Ware zu Sonderpreisen anzubieten, zumal man sich einen Kundenstamm aufgebaut habe, der darauf keinen großen Wert lege, sagt der Senior-Chef. So verzeichne Schuh-Keller seit 2020 auch ohne Rabattaktionstage ein kontinuierliches Wachstum, sowohl in seinem Geschäft in Ludwigshafen als auch bei seinem Online-Verkauf.
Modehaus Jost ist auch nicht dabei
Auch der Pfälzer Familienbetrieb "Modehaus Jost", der in Grünstadt, Frankenthal, Landau und Worms vier Filialen betreibt, beteiligt sich nicht am "Black Friday". Der Traditionsbetrieb will Kauflustige lieber mit eigenen Werbeaktionen anlocken, wie einem Nikolausbesuch am 25.11.
Für die Textilbranche sei es jetzt noch zu früh, die Preise für die aktuelle Winterkollektion stark zu reduzieren, begründet Axel Augustin die Zurückhaltung vieler kleinerer Händler. Außerdem sei es schwieriger als in anderen Branchen die Preise nach der Rabattaktion wieder anzuheben. Anders als die großen Ketten seien die kleinen auch nicht so stark im Online-Handel vertreten.
Pfalz: Einzelhandel hat vom Homeoffice profitiert
Die Umsätze im Einzelhandel seien nicht schlecht, gerade in Städten wie Speyer, Frankenthal und Landau, so Augustin. Denn die Menschen arbeiteten noch viel im Homeoffice und nutzten das, um vor Ort shoppen zu gehen.
Zudem hätten viele Einzelhändler auch wegen Corona Online-Shops eingerichtet und einige sich damit erfolgreich am Markt etabliert.
Einzelhandelsverband Pfalz: Aktionen wichtig für Händler
Thomas Scherer, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands für die Region, sieht das etwas anders: Rabattaktionen wie der "Black Friday" oder auch die "Black Week" seien ein wichtiger Baustein für die Geschäfte vor Ort.
Denn viele Pfälzer Einzelhändler hätten die Umsätze aus der Zeit vor Corona immer noch nicht erreicht, so Scherer. Er erwartet, dass die Geschäfte in der Pfalz an diesem Tag mindestens so gut verdienen werden werden wie an einem sehr guten Samstag.