Kunst im Leerstand durch Corona (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Nicolas Armer)

Kulturberater des Landes ruft zu Zusammenarbeit auf

Corona: Quo vadis, Kulturszene Rheinland-Pfalz?

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AUTOR/IN
Klaus Welsch

Ob Theater, Konzert oder Lesung - ob große Bühne oder kleine, familiäre Auftritte. Die Kulturszene in Rheinland-Pfalz ist in vielerlei Hinsicht divers. Was sie derzeit eint: die Nöte wegen der Corona-Pandemie.

Bartel Meyer hat den Überblick. Er ist der Kulturberater des Landes Rheinland-Pfalz. Und damit, zusammen mit seinem Kollegen Roderick Haas der Ansprechpartner für die Kulturschaffenden im Land. Grundsätzlich, so Meyer im Gespräch mit dem SWR, sei die Branche gerade einfach froh, dass wieder etwas möglich ist - meist Open-Air. "Das Publikum zu spüren" freue die Künstlerinnen und Künstler - ob bei Präsenzveranstaltungen im darstellenden oder musischen Bereich oder bei Ausstellungen in der Bildenden Kunst.

Einzelne Programme finden statt

Ein Programm, das in diesem Sommer stattfinden kann und von der Landesregierung unterstützt wird, ist der Kultursommer Rheinland-Pfalz. Auch in Eigeninitiative versuchten manche, etwas auf die Beine zu stellen, so Meyer. Doch dann ist auch schon wieder Schluss mit Freude und Normalität. Die Realität heißt immer noch: Corona-Pandemie. Damit unter anderem verbunden: Keine Planungssicherheit und von Veranstaltungsort zu Veranstaltungsort andere Hygiene-Vorgaben.

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"Wir sehen uns als Ermöglicher"

Und hier kommen Bartel Meyer und Kollege Roderick Haas ins Spiel. Beide sehen sich als "Ermöglicher". Und so versuchen sie, viele Fragen zu beantworten, wie: Wie nah darf das Publikum an die Bühne? Wie viele Menschen dürfen zusammensitzen oder können unterschiedliche Gruppen miteinander verbunden werden? Dazu kommen Fragen zu Förderprogrammen. Es sei eine Frage, wie unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse zu einem gemeinsamen Ganzen entwickelt werden können, so Meyer.

Bei allen Fragen auch immer im Blick der Kulturberater: Die aktuellste Corona-Bekämpfungsverordnung des Landes Rheinland-Pfalz. Gesundheitsfragen sprechen Meyer und Haas mit dem zuständigen Ministerium in Mainz ab.

"Kunst ist frei, und die Freiheit anderen Menschen zu nehmen wäre hier ein Widerspruch."

Bei der aktuellen Diskussion über eine Impfpflicht und der Forderung der Eventbranche nach Konzerten nur für Geimpfte und Genesene bei gleichzeitigem Wegfall der Corona-Beschränkungen verweist Meyer an das Ministerium als Ansprechpartner. Allerdings: Persönlich glaube er, dass dies für künstlerisch arbeitende Menschen keine Option sei. "Kunst ist frei, und die Freiheit anderen Menschen zu nehmen wäre hier ein Widerspruch."

Er könne sich allerdings vorstellen, dass überall dort, wo der wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund stehe - also beispielsweise bei Großveranstaltungen - eine derartige Forderung nach Gesetzen gesucht werde, so Meyer. Das habe man ja auch im Sport gesehen. Es gehe dann aber meist nicht um Kunst oder Kultur, sondern um Wirtschaftlichkeit.

Und es steht die Frage im Raum, ob sich "kleinere Betreiber" - auch in Rheinland-Pfalz - das überhaupt leisten könnten, sich ihre Gäste "auszusuchen". Hierzu sagt Meyer: "Im Augenblick ist Sommer und es gibt die Chance, Open-Air zu arbeiten. Aber spätestens ab Herbst werden viele der bisherigen Veranstaltungsformate Probleme bekommen."

Hier stelle sich dann die Frage des wirtschaftlichen Drucks. Große Veranstalter verfügten über die notwendige Infrastruktur und könnten auch, bis Fördermittel fließen, in Vorkasse treten, sagt Meyer. Diese Infrastruktur fehle den Kleinen oft. Dazu komme eine Vielfachbelastung bei nur einer oder zwei Personen, die weder inhaltlich noch finanziell mal so nebenbei machbar sei.

Rheinland-Pfälzischer Kulturberater ruft Verbände zu Miteinander auf

Eine Impfpflicht, so Meyer könnte positiv für die Großen sein, weil ab einer gewissen Besucherzahl der Schnitt stimme und die Logistik mit Einlasssystemen und so weiter einfach umzusetzen sei. Für die "Kleinen" sehe er aber Probleme. Je nach Hygieneverordnung könnten diese dann trotz Impfpflicht, wegen zu kleiner Flächen, nicht wirtschaftlich tragfähig arbeiten. "Das wäre dann ein Sterben der Kleinen, die mit ihrem Herzblut, der Innovation und Schaffenskraft unsere Kultur in der Regel oft erst das Leben geben", so der Kulturberater des Landes.

Er könne die Zukunft nicht voraussagen, sagt Meyer. Aber eines ist für ihn klar: "Ich denke, die Probleme lassen sich besser lösen, wenn alle Verbände sich zusammentun und miteinander an Antworten auf existentielle Fragen arbeiten."

Grundproblem sei sicherlich die Verankerung der Kunst und Kultur als "Freiwillige Leistung". Das impliziere Aussprüche wie: "dann spiel uns mal was Schönes vor" genauso wie: "das ist doch ehrenamtlich zu machen" und verkenne die Realität, das die Kultur die Grundlage gesellschaftlichen Zusammenseins ist.

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