Nach Angaben des Museumsverbandes Rheinland-Pfalz spenden zahlreiche Organisationen aus ganz Deutschland Materialien oder übernehmen kostenlose Restaurierungspatenschaften, um Kunstschätze zu retten.
2.800 Objekte des Stadtmuseums in Garagen-Depot
Am Wochenende haben Kulturgutspezialisten einer Feuerwehr aus Thüringen und der Technischen Hochschule Köln mit der Bergung von rund 2.800 Objekten aus dem Stadtmuseum Ahrweiler begonnen, die in einer Tiefgarage ausgelagert waren. Wie die Geschäftsführerin des Museumsverbands, Bettina Scheeder, erklärt, waren diese in einem separaten Raum in zwei Gitterboxen untergebracht.
Die Überreste von Gräbern aus der Frankenzeit, ein mittelalterliches Kirchenportal, Bilder und Drucke und hunderte weitere Kulturgüter standen mehr als zehn Tage in dem überfluteten Depot des Stadtmuseums unter Wasser.
Scheeder betont, dass die Rettung und Versorgung von Menschen Hochwassergebiet im Vordergrund steht. Nachdem die Tiefgarage leer gepumpt und Autos abgeschleppt worden waren, konnte erst das Ausmaß der Schäden in dem Depot begutachtet werden. Die Bergung gestalte sich schwierig: "Da wurde alles durcheinander gewirbelt", berichtet Scheeder.
Schlamm darf nicht trocknen
Die beengten Verhältnisse in der Garage hätten die Arbeiten erschwert - nach draußen konnten die Stücke aber nicht einfach verbracht werden, wie Scheeder erläutert. Zu groß sei die Gefahr, dass durch den Klimawechsel noch größere Schäden entstehen. Papiere und Fotos können zum Beispiel auch nach Tagen in Wasser und Schlamm gerettet werden, wenn sie eingefroren werden.
Einige Gemälde und Grafiken konnten bereits erfolgreich geborgen und zur Säuberung und Restaurierung in andere Regionen verschickt werden. Zum Beispiel nach Mainz zum Römisch-Germanischen Zentralmuseum und dem Dommuseum, aber auch nach Karlsruhe zum Zentrum für Kunst und Medien. Auch das Stadtmuseum Trier und viele ehrenamtliche Restauratoren helfen bei der Sicherung der Kulturschätze aus Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Einige Ausstellungsstücke mussten aber auch vor Ort entsorgt werden, wie Scheeder bedauernd berichtet. Zur Höhe des Schadens, der entstanden ist, kann sie noch nichts sagen - viele Stücke hätten aber vor allem einen ideelen Wert.
"Gedächtnis der Stadt" Ahrweiler betroffen
Das Hochwasser hat nicht nur in der Gegenwart gewütet, es hat auch Teile der Vergangenheit davongespült. "Es handelt sich da um das Gedächtnis der Stadt Ahrweiler, das wir versuchen zu retten", erklärt Scheeder. Wie viele der Stücke gerettet werden können, werden erst die nächsten Wochen und Monate zeigen.
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In Bad Neuenahr-Ahrweiler haben die Schützen eine jahrhundertealte Tradition, die im "Haus der Schützen" dargestellt wird. Dort sind viele Ausstellungsstücke beschädigt worden. Restauratoren versuchen bereits, das sogenannte Seelenbuch von 1655 zu retten. Die Protokoll- und Kassenbücher, die teils aus dem 19. Jahrhundert stammen, werden von der Technischen Hochschule Köln kostenlos restauriert. Auch die historischen Seidenfahnen der Schützen konnten gesichert werden.
Auch andere Ausstellungsflächen sind vom Hochwasser betroffen. Nach Angaben des Museumsverbandes Rheinland weiß beispielsweise momentan noch niemand, wie es nach der Flut in der ehemaligen Synagoge in Ahrweiler und im Winzermuseum in Bachem aussieht.