Der Regierungsbunker in Marienthal mit einem fast 30 Tonnen schweren Stahltor

Neue Doku zum 9. November

Die dunkle Geschichte des Regierungsbunkers Marienthal

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AUTOR/IN
Heike Löser

Der Regierungsbunker in Marienthal bei Ahrweiler zeugt nicht nur vom Kalten Krieg. Zuvor war hier das KZ Rebstock und auch nach 1945 finden sich weiter Verbindungen zu den Nazis.

Der Bürgerverein Synagoge Ahrweiler zeigt zum Gedenktag an die Pogromnacht 1938 am 9. November eine Dokumentation über das Konzentrationslager Rebstock bei Bad Neuenahr-Ahrweiler. Fünf Jahre habe ein Filmemacher an dem Projekt gearbeitet, heißt es von dem Verein.

Die Dokumentation thematisiert demnach die Zeit ab 1943: Damals mussten in einem Tunnel bei Dernau hunderte Zwangsarbeiter für die Nationalsozialisten Fahrzeuge für V2-Raketen ausstatten. Später wurde das Lager eine Außenstelle des KZs Buchenwald. Nach dem Krieg entstand in den Tunnelanlagen in den Weinbergen der Regierungsbunker. Doch damit endete die Nazi-Vergangenheit des Bunkers nicht. Denn mit Theo Saevecke wurde ein ehemaliger SS-Hauptsturmführer und Kriegsverbrecher in den 60ern neuer Sicherheitschef des Bunkers.

SS-Hauptsturmführer wird Sicherheitschef im Regierungsbunker

Saevecke hatte als Gestapo-Chef unter anderem in Mailand 15 Geiseln auf einem großen Platz im Stadtzentrum erschießen lassen. Auch 700 Juden hatte er noch kurz vor Kriegsende in Vernichtungslager geschickt.

In Italien habe sich der SS-Hauptsturmführer so den zweifelhaften Beinamen "Henker von Mailand" verdient, erzählt Jörg Diester, der die Geschichte des Regierungsbunkers in Marienthal erforscht. 1966 kam der Kriegsverbrecher Saevecke nach Marienthal und blieb dort bis zu seiner Pensionierung 1971 Sicherheitschef des Regierungsbunkers. Er starb im Jahr 2000.

Der Regierungsbunker und die Auschwitz-Krematorien

Jörg Diester weist im Zusammenhang mit dem Regierungsbunker in Marienthal aber noch auf ein anderes - sehr braunes - Detail hin. Die Bunkeranlage wurde ab 1962 als geheimer Regierungsbunker ausgebaut. Beauftragt dazu war nach Angaben Diesters eine Firma namens HUTA. Sie errichtete nach dem Zweiten Weltkrieg auch zahlreiche andere große öffentliche Gebäude. Niemand habe anscheinend Anstoß daran genommen, das sie auch während des Krieges tätig gewesen war: In Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau hatte HUTA die Krematorien gebaut.

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Heike Löser