Der Burgherr der Marksburg befürchtet hohe Energiekosten. (Foto: SWR)

Kosten von mehr als Hunderttausend Euro

Hohe Heizkosten machen Besitzern von Burgen Sorgen

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Ursula Barzen

Die hohen Gaspreise machen auch Besitzern von Burgen zu schaffen. Die Kosten könnten manche Kulturdenkmäler in Gefahr bringen.

Burgherr Stefan Hirtz hat schon einen Winter auf der Marksburg in Braubach am Rhein erlebt. Er weiß, wie kalt es hinter den dicken Mauern werden kann. Die Burg gehört der Deutschen Burgenvereinigung, deren Geschäftsführer Hirtz ist. Er wohnt hier quasi dienstlich.

Einfach verglaste Fenster machen das Heizen der Marksburg schwer

Als Jäger sei er es gewohnt bei Minusgraden stundenlang im Freien zu sitzen, erzählt der 55-Jährige. Da mache es ihm auch nichts aus, wenn seine Wohnung nicht ganz so warm ist. In der Marksburg gibt es eine Zentralheizung, geheizt wird nur in wenigen Räumen. Stefan Hirtz zeigt die einfach verglasten Fenster in seiner Wohnung. Die Fenster einfach austauschen kann er nicht, denn die Burg steht unter Denkmalschutz.

Viele einfach verglaste Fenster, große Räume und hohe Decken - das frisst Energie und treibt die Heizkosten in die Höhe. Da kommen im Jahr schnell mehrere zehntausend Euro Heizkosten zusammen, sagt Hirtz dem SWR. "Wir haben ein bisschen Angst, was die Einkaufspreise für Gas betrifft. Wir haben Gott sei Dank langfristige Verträge in der Hoffnung, dass die nicht gekündigt werden," hofft Hirtz. "Wenn die gekündigt werden und wir darauf angewiesen sind, jetzt neu auf dem Markt uns zu orientieren, dann wird es natürlich für uns echt bitter."

Der Geschäftsführer der Deutschen Burgenvereinigung und Burgherr der Marksburg Stefan Hirtz rechnet mit sehr hohen Heizkosten im Winter 2022.  (Foto: SWR)
Der Geschäftsführer der Deutschen Burgenvereinigung und Burgherr der Marksburg Stefan Hirtz rechnet mit sehr hohen Heizkosten im Winter 2022.

Heizkosten auf der Marksburg könnten auf mehr als 100.000 Euro steigen

Dann könnten die Kosten seiner Meinung nach locker auf mehr als 100.000 Euro pro Jahr steigen. "Wir stehen der gesamten Situation etwas hilflos gegenüber, weil wir wenig Möglichkeiten haben, schnell zu reagieren."

Viel könne er gegen die hohen Kosten nicht machen: Das historische Gebäude energetisch zu sanieren, sei zum einen sehr teuer und zum anderen müsse der Denkmalschutz mitspielen. Derzeit prüfe der Hausmeister, der auch in der Marksburg wohnt, ob die Heizungsrohre ausreichend isoliert sind. Außerdem soll eine Wärmebildkamera zeigen, wo noch nachgebessert werden kann. Die Marksburg ist das ganze Jahr über für Besucher geöffnet. Den Besuchern sei es egal, ob die Räume geheizt sind. Sie seien ja ohnehin warm angezogen, sagt Hirtz.

"Wir stehen der gesamten Situation etwas hilflos gegenüber, weil wir wenig Möglichkeiten haben, schnell zu reagieren."

Marksburg als Kulturdenkmal erhalten

Früher oder später müsse er die höheren Energiekosten an die Besucher weitergeben und auf die Ticketpreise schlagen, so Hirtz. Rücklagen gebe es kaum noch, die seien nach zwei Jahren Corona und weniger Besuchern schon so gut wie aufgebraucht.

Bei allen Sorgen um die hohen Kosten, dürfe man nicht vergessen, dass die Marksburg ein Baudenkmal sei, also ein Teil unserer Kultur. Da dürfe man nicht nur darauf schauen, dass alles teurer wird. "Sondern wir haben auch einen Wert, der dagegen steht. Und das finde ich nun mal wichtig zu betonen, wir tun etwas für unsere Art zu leben, für unsere Kultur, für unsere Freiheit."

Auf Schloss "Burg Namedy" in Andernach müssen alle Räume geheizt werden

Mit extrem hohen Energiekosten rechnet auch Heide Prinzessin von Hohenzollern. Ihr gehört das Schloss "Burg Namedy" bei Andernach. Bei ihr ist die Lage sogar noch dramatischer. In der ehemaligen Wasserburg müssen alle 35 Räume eine Grundwärme haben, sagt sie. Ansonsten seien sie irgendwann nicht mehr bewohnbar.

Heide Prinzessin von Hohenzollern, die Besitzerin von Schloss Namedy in Andernach.  (Foto: SWR)
Heide Prinzessin von Hohenzollern, die Besitzerin von Schloss Namedy in Andernach, macht sich Sorgen über die hohen Heizkosten für das historische Gebäude mit 35 Zimmern.

Die Burgherrin wohnt hier mit ihrer Tochter. Das Schloss "Burg Namedy" ist fast das ganze Jahr über ausgebucht für Konzerte, Hochzeiten und andere Veranstaltungen. Damit die Besucher nicht frieren, werden Sitzkissen und Decken verteilt. Vielmehr sei nicht möglich. Das Gebäude energetisch zu sanieren sei entweder mit dem Denkmalschutz nicht vereinbar oder einfach zu teuer.

"Ich kann jetzt nicht einfach hingehen und das Haus dämmen. Auf der anderen Seite: Wenn ich das Haus schließe, dann würde das, glaube ich, auch einen Aufschrei geben", sagt Heide Prinzessin von Hohenzollern.

Höhere Kosten nicht an Kunden weitergeben

Die Burgherrin steckt im Dilemma: Schon jetzt zahle sie pro Monat 4.000 Euro an Heizkosten. Da könne man sich leicht ausrechnen, wo die Kosten liegen werden, wenn die Preise möglicherweise um ein Vielfaches steigen werden.

Und die hohen Energiepreise einfach an die Kunden weitergeben - das funktioniere nicht, sagt Heide Prinzessin von Hohenzollern. "Wir werden das nicht stemmen, alleine, und das muss man halt sehen. Das, was mich eigentlich nur stört, ist, dass bei diesen ganzen Diskussionen kein Mensch mehr den Begriff Kultur in die Hand nimmt."

"Wir werden das alleine nicht stemmen."

Es sei eine schwere Zeit für alle, sagt sie. Und sie fühle sich mit dem Problem etwas alleine gelassen. "Man muss einfach weitermachen und hoffen, dass irgend jemand mal auf eine gute Idee kommt. Oder man sagt, wir wollen keine Kulturdenkmäler mehr haben, das wäre ja auch eine Einstellung."

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Ursula Barzen