Rosenmontagszug in Düsseldorf, Motivwagen kulturelle Aneignung (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / FotoMedienService | Ulrich Zillmann)

Diskussion um kulturelle Aneignung

Fastnachter in der Pfalz zu BUGA-Eklat: Spaß am Verkleiden wird genommen

Stand

Nach dem Vorwurf der kulturellen Aneignung bei der Bundesgartenschau in Mannheim regt sich in der Westpfalz Kritik. Den Menschen werde jeglicher Spaß am Verkleiden genommen.

Gerade zur Fastnacht wird es bunt auf Straßen und Veranstaltungen. Viele Menschen – egal ob groß oder klein – verkleiden sich und haben Spaß. Doch dieser Spaß werde den Menschen immer mehr genommen, sagt der Präsident des Karnevalvereins Kaiserslautern, Udo Bröckelmann auf SWR-Anfrage. Außerdem werde das Brauchtum geradezu kaputt gemacht, wenn nun Kostüme wie Indianer, Mexikaner oder Eskimo zunehmend kritisiert und ihre Träger der kulturellen Aneignung beschuldigt würden.

Seniorenballett in Mannheim wird Rassismus vorgeworfen

Hintergrund von Bröckelmanns Kritik ist, dass ein Seniorenballet auf der Bundesgartenschau in Mannheim eine Tanzshow mit dem Titel "Weltreise mit dem Traumschiff" aufführen wollte. Darin wollten die Senioren unter anderem mit Sombrero und Poncho oder auch im Kimono oder Sari auftreten. Das sei von den Veranstaltern als klischeehaft beanstandet worden. Inzwischen haben sich Senioren und Veranstalter auf einen Kompromiss geeinigt.

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Kritik aus der Westpfalz: Verkleidung an Fastnacht immer schwieriger

Udo Bröckelmann vom Karnevalverein Kaiserslautern kennt das Problem. Auch die Narren aus Kaiserslautern machten sich zu Beginn einer jeden Session Gedanken, wie sie mit dem Thema umgehen sollten. Denn der Druck von außen werde immer größer. Fröhliches Feiern sei kaum noch möglich, wenn immer die Angst vor einem Shitstorm im Internet mitschwinge. Er und die anderen Karnevalisten seien sehr frustriert, dass sie so eingeschränkt würden. Besonders schlimm sei es, Kindern erklären zu müssen, dass sie sich besser nicht als Indianer verkleiden sollten.

Kostüme in Pirmasens nach wie vor gefragt

Vollkommen unverständlich findet die Kritik an den Kostümen auch Oliver Vafiadis. Er betreibt einen Kostümgroßhandel in Pirmasens. Zum Glück leide sein Geschäft nicht. Indianerkostüme würden weiterhin genauso nachgefragt und gekauft wie mexikanische Verkleidungen oder Eskimokostüme. Auch die Karnevalsvereine, die bei ihm kauften, könnten die Kritik an den Kostümen und den Vorwurf der kulturellen Aneignung nicht nachvollziehen. Niemand habe beim Kostümieren böse Gedanken oder wolle sich über andere Kulturen lustig machen.

Pfalztheater Kaiserslautern setzt auf moderne Inszenierungen

Im Pfalztheater in Kaiserslautern sei "Black Facing" längst tabu, sagt Sprecher Günther Fingerle. In Stücken wie Shakespeares "Othello" werde der Titelfigur das Gesicht nicht mehr geschwärzt und bei Stücken, die beispielsweise in China spielten, werde versucht, ein historisch-akkurates Kostümbild zu verwenden. Außerdem sehe man davon ab, europäische Menschen über die Maske asiatisch ausschauen zu lassen. Diese Fälle träten am ehesten in historisch belassenen Operetten oder Musicals auf. Anders sei das im Schauspiel. Dort, so Fingerle, würden die Stücke fast immer aktualisiert und modernisiert, so dass es gar nicht zu solchen Gratwanderungen käme.

Mannheim

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