Kampf-Delfine im Ukraine-Krieg?

Tierart in Maßweiler zeigt Ausstellung "Tiere im Krieg"

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AUTOR/IN
Daniel Novickij

Angeblich setzt Russland im Ukraine-Krieg Delfine ein. In Maßweiler im Kreis Südwestpfalz zeigt eine Ausstellung, dass der Kriegseinsatz von Tieren eine lange Tradition hat.

Tierauffangstation Maßweiler zeigt Define im Krieg (Foto: SWR)
Delfine wurden für militärische Zwecke mit Kameras ausgerüstet.

Satellitenbilder des unabhängigen US Naval Institute (USNI) in den USA sollen vor dem Hafen der Krim-Metropole Sewastopol im Schwarzen Meer zwei Unterwassergehege mit Delfinen zeigen. Die Tiere werden dort offenbar vom russischen Militär trainiert, damit sie deren Flotte vor Minen oder anderen möglichen Gefahren beschützen.

Fotos, Filme und Ausstellungsstücke in Maßweiler

Florian Eiserlo, Betriebsleiter der Tierauffangstation Tierart in Maßweiler in der Südwestpfalz, beschäftigt sich mit seinem Team seit zwei Jahren mit dem Kriegseinsatz von Tieren. Dazu gibt es auf dem Tierart-Gelände in einem ehemaligen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg auch die Dauerausstellung "Tiere im Krieg". Sie veranschaulicht mit Fotos, historischen Fundstücken oder Filmen den Kriegseinsatz und das damit verbundene Leid der Tiere.

Beispielsweise ist eine kugelsichere Schutzweste für Schweine ausgestellt, an der Munition oder Sprengkörper getestet wurden. Es wird auch das Foto eines Delfins gezeigt, der an der Flosse mit einer Kamera ausgestattet ist. Damit sollte er für die US-Navy feindliche Häfen und Schiffe während des Kalten Krieges ausspähen.

Kriegseinsatz von Tieren schon im alten Ägypten

Zwar bildet die Ausstellung nur einen Zeitraum zwischen dem Zweiten Weltkrieg und heute ab, doch die Geschichtsquellen zeigen, dass Tiere schon vor tausenden von Jahren im Krieg eingesetzt worden sind. "Wir haben Belege, die bis 4000 vor Christus zurückgehen", sagt Eiserlo. Dazu zählen zum Beispiel Pferde an Streitwagen im alten Ägypten oder die Kriegselefanten von Hannibal.

Tierauffangstation Maßweiler - Betriebsleiter Florian Eiserloh (Foto: SWR)
Florian Eiserlo ist Betriebsleiter der Tierauffangstation Tierart in Maßweiler.

Einige Tiere im Krieg hätten auch unser Bild von bestimmten Zeitepochen geprägt: "Jeder stellt sich, wenn er an das Mittelalter denkt, einen Ritter auf dem Schlachtross vor", sagt Betriebsleiter Florian Eiserlo. Insgesamt seien in der Menschheitsgeschichte schon Millionen von Tieren im Krieg getötet worden.

Auch im modernen Krieg werden Tiere eingesetzt

Allerdings wurden Tiere nicht nur in der Antike oder im Mittelalter im Kampf eingesetzt, sondern auch in der Neuzeit. "Wir haben gesehen, dass seit den 1960er-Jahren von den Großmächten Meeressäuger wie Delfine, Belugawale, Seelöwen oder Robben für den Kampf ausgebildet worden sind", erläutert der Diplom-Biologe Eiserlo von Tierart in Maßweiler. Beispiele seien der Vietnam- und der erste Golfkrieg.

Die Marine habe die speziellen Fähigkeiten der Tiere für den Krieg ausgenutzt. Beispielsweise könnten Meeressäuger tief tauchen und auch lange unter Wasser bleiben. Insbesondere das Ultraschallsystem der Belugawale oder Delfine sei für die Militärs interessant gewesen. "Zu diesem Zeitpunkt waren die Sonarsysteme der Armeen noch nicht so fein wie die der Tiere", sagt Eiserlo. Er wundere sich daher nicht, dass Delfine auch im aktuellen Krieg in der Ukraine eingesetzt werden.

Tierauffangstation Maßweiler - Schutzweste für Schweine (Foto: SWR)
In der Ausstellung in Massweiler sind auch kugelsichere Schutzwesten für Schweine zu sehen.

Tiere verstehen den Unterschied zwischen Krieg und Kunststücken nicht

"Leider wissen die Tiere nicht, was sie da machen", betont Eiserlo. Sie leben in Gefangenschaft, den Tieren sei daher langweilig. Das Training stelle für sie eine Beschäftigung dar. "Delfine sind intelligente Tiere - sie lernen schnell. Sie machen quasi Kunststückchen. Das alles ist für sie Spaß", erklärt der Betriebsleiter.

Die Tiere wüssten nicht, dass das Training dazu diene, um vielleicht später Menschen umzubringen. Beispielsweise gebe es Kampf-Delfine, die darauf trainiert seien, Kampftauchern die Atemmasken aufzureißen. Es gebe aber auch welche, die mit Speerspitzen ausgestatten werden, um Menschen gezielt zu töten.

"Der Einsatz von Tieren im Krieg ist barbarisch"

Der Einsatz von Tieren im Krieg mache ihn traurig und wütend. "Das ist einfach nur barbarisch", betont Eiserlo. Schon allein aus diesem Grund hoffe er, dass der Krieg in der Ukraine bald endet.

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Daniel Novickij