"Es hängt alles mit der AfD-Veranstaltung zusammen", meint Ortsbürgermeisterin Simone Rühl-Pfeiffer (SPD), als sie über die vergangenen Wochen in Einselthum berichtet. Eine spontane Aktion gegen eine AfD-Veranstaltung Mitte April von ihr und Altbürgermeisterin Marion Baumrucker (Vorsitzende des SPD-Ortsvereins) wurde stark kritisiert. Seitdem habe Rühl-Pfeiffer gespürt, dass sie keinen Rückhalt mehr in der Gemeinde habe. Deshalb folgte jetzt auch die Entscheidung von ihr, noch vor den Kommunalwahlen im Juni zurückzutreten.
Was war in Einselthum passiert?
Kurz zur Vorgeschichte: Mitte April hatte die AfD zu einem Bürgerdialog mit Parteichef Tino Chrupalla nach Einselthum geladen. Für die Veranstaltung hatte die AfD das Bürgerhaus gemietet. Dieses befindet sich laut Rühl-Pfeiffer zwar im Eigentum der Gemeinde, wird aber von der sogenannten Hallengemeinschaft, einem Team von Ehrenamtlichen in Einselthum, gepachtet.
Am Tag der AfD-Veranstaltung wurde in Einselthum auch eine Gegendemo organisiert, das war der Ortsbürgermeisterin aber zu wenig. "Ich hatte das Gefühl, dass wir uns nicht stark genug gegen diese Veranstaltung in unserem Ort positioniert haben", erklärt Rühl-Pfeiffer. Deshalb habe sie spontan noch am Tag des AfD-Treffens mit Altbürgermeisterin Marion Baumrucker die Worte "Einselthum ist bunt" mit Wasserfarben an die Fenster des Bürgerhauses geschrieben.
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Ehrenamtliche fühlen sich in Einselthum übergangen
Allerdings hat die Bürgermeisterin den Betreibern des Bürgerhauses, nämlich dem Vorstand der Hallengemeinschaft, erst kurz vorher von ihrer Mal-Aktion erzählt. "Wir sind vor vollendete Tatsachen gestellt worden und wurden zu spät darüber informiert", kritisiert der Vorsitzende der Hallengemeinschaft.
Für ihn sei nicht die Aktion selbst das Problem, aber es hätte abgesprochen gehört und man sei sehr enttäuscht, dass die Ehrenamtlichen des Hallenvorstandes nicht frühzeitig miteinbezogen wurden. "Das Ehrenamt wird damit nicht wertgeschätzt", so der Vorsitzende. Immerhin sei er es, der die Schlüssel für das Bürgerhaus den Mietern übergeben müsse.
Auch Ehrenamtliche treten in Einselthum zurück
Diese Aktion hat nun zur Folge, dass in Einselthum nicht nur die Ortsbürgermeisterin ihr Amt niederlegt, sondern auch vier Ehrenamtliche der Hallengemeinschaft zurückgetreten sind. Die Bürgermeisterin hat sich für ihre Mal-Aktion entschuldigt. "Im Nachhinein wäre es besser gewesen, davor zu reden. Es liegt mir aber absolut fern, die Hallengemeinschaft zu übergehen. Es war eine gut gemeinte Aktion und politisch ein richtiges und wichtiges Statement", so Rühl-Pfeiffer.
In Einselthum übernimmt jetzt der erste Beigeordnete die Amtsgeschäfte bis zu den Kommunalwahlen. Der Schriftzug "Einselthum ist bunt" wurde übrigens am Tag nach der AfD-Veranstaltung von Rühl-Pfeiffer wieder von den Fenstern des Bürgerhauses entfernt.