Feldhamster sind bedroht

Länderübergreifendes Projekt

Was die letzten Feldhamster vor dem Aussterben retten soll

Stand

"Feldhamsterland" - so heißt ein Projekt mehrerer Bundesländer, das die kleinen Nager bewahren soll. Doch die Förderung läuft jetzt aus und die Zeit drängt.

Insgesamt machen bei dem vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Hamsterprojekt fünf Bundesländer mit. Nach fünf Jahren läuft die Förderung jetzt aber aus und geht in die Regie der einzelnen Länder über.

Mit Feldhamsterland sollten die noch verbleibenden Populationen der rund 25 Zentimeter großen Nager erfasst und die Schutzmaßnahmen für ihre Vermehrung gefördert werden. Dabei arbeiten Naturschützer und Landwirte idealerweise zusammen. Diese Kooperation sei in Rheinland-Pfalz richtig gut, schwärmt Janina Langner vom Feldhamsterlandprojekt, das in Rheinland-Pfalz von der Stiftung Natur und Umwelt getragen wird.

Landwirte helfen beim Schutz der Feldhamster

"Viele Landwirte haben als Kinder Hamster für die Pelzproduktion gejagt, heute sehen sie dass es kaum noch Feldhamster gibt und wollen mit ihrer Arbeit helfen, die Art vor dem Aussterben zu bewahren", sagt Langner. Für die Schutzmaßnahmen bekommen die Bauern eine Entschädigung. Bei den Schutzaktivitäten der Bauern geht es auch um Nahrung für die Tiere. "Jetzt ist die Zeit des Hamsterns", sagt Langner. Und die fällt genau mit der Ernte zusammen. Mindestens zwei Kilo Getreide brauchten die Nager aber, um über die Winterzeit zu kommen.

Feldhamster-Kataster in Rheinland-Pfalz

"Die Projektziele, Landwirtschaft und Naturschutz zusammenzubringen, ein Feldhamster-Kataster anzulegen und die Zusammenarbeit mit dem Ehrenamt zu stärken", seien in Rheinland-Pfalz ein sehr gutes Stück voran gekommen, bilanziert Langner. Sie schätzt die Zahl der Feldhamster hierzulande noch auf einen "niedrigen dreistelligen Bereich". Bei den Kartierungsstreifzügen seien in diesem Frühjahr rund 200 Baue gefunden worden, davon 184 im Mainzer Stadtteil Ebersheim, dem "Hotspot-Gebiet" in Rheinland-Pfalz.

Neben Rheinland-Pfalz sind Hessen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen bei dem Hamster-Projekt dabei. Ein Problem sei aber in allen Bundesländern gleich - der Faktor Zeit. "Die Prozesse zum Schutz der Hamster dauern alle viel zu lange - und das Aussterben geht weiter," sagt der Naturschutzgenetiker Tobias Erik Reiners vom Senckenberg Forschungsinstitut.

Wettrennen der Hamster gegen die Erntezeit

Blühstreifen, Luzerne, Ernteverzicht, eine spätere Getreide-Mahd oder die sogenannte Ährenernte mit hochgestelltem Mähwerk, damit die Halme stehen bleiben: So bieten Landwirte dem Beutetier Deckung vor natürlichen Feinden wie Greifvögeln, Füchsen oder Katzen. "Wenn nach einer Ernte die Deckung weg ist, sterben bis zu 90 Prozent der Hamster", sagt Reiners. Er spricht von einem regelrechten Wettrennen gegen die Erntezeit. Jeder Tag verschaffe den jungen Beutetieren beim Aufwachsen etwas Luft.

"Wenn nach einer Ernte die Deckung weg ist, sterben 90 Prozent der Hamster"

Thüringen und Sachsen-Anhalt machen Reiners die größten Sorgen. In diesen beiden Bundesländern seien viel mehr Feldhamster verloren gegangen als in andern Ländern. In Hessen habe Schutz der Feldhamster dagegen schon in den 1990er Jahren begonnen.

Ein Ansatz: Hamster züchten und wieder ansiedeln

Die Feldhamster bewegen sich laut Reiners nicht weit von ihrem Bau weg und vermischten sich deshalb auch nicht so schnell mit anderen Populationen. Deshalb müssten Schutzmaßnahmen verstärkt und der Feldhamster - lateinisch Cricetus cricetus - auch gezüchtet werden. Das passiert im Zoo Heidelberg bereits seit 2004 - dort entstand die erste Erhaltungszucht bundesweit. Wie der dortige Projektleiter Ulrich Weinhold sagt, werden jedes Jahr etwa 250 Tiere gezüchtet und davon 200 wieder angesiedelt.

Feldhamster kurz vor Auswilderung

Die Wiederansiedlung sei aber ein Thema auf der Langstrecke und müsse auch wissenschaftlich begleitet werden. Auch dabei dränge die Zeit. In Regionen, in denen sich die Bevölkerung noch an Feldhamster erinnern könne, "haben die Menschen gleich einen ganz anderen Bezug dazu. Sonst ist das ein komplett abstraktes Thema."

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SWR