Grundwasser in Rheinland-Pfalz (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | Thomas Frey)

Regenreicher Winter nach vielen trockenen Jahren

Grundwasser in RLP - so ist die Situation

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Matthias Weber

Der regenreiche Winter ist gut für das Grundwasser in Rheinland-Pfalz. Aber die Defizite sind groß nach 20 trockenen Jahren. Und der Klimawandel wird die Lage weiter verschärfen.

Die größten Süßwasservorkommen weltweit liegen laut Umweltbundesamt im Untergrund. Diese Grundwasservorkommen seien in vielen Regionen die wichtigste Quelle für die Wasserversorgung, auch in Rheinland-Pfalz. Hier wird das Grundwasser seit den 1950er Jahren mit einem kontinuierlich fortgeschriebenen Messnetz überwacht. Das Messnetz besteht laut rheinland-pfälzischem Umweltministerium derzeit aus 706 Beobachtungsrohren und Brunnen sowie 86 Quellen, an denen die Grundwasserstände regelmäßig einmal pro Woche gemessen werden.

Hier alles Wichtige zum Grundwasser und zur Situation in Rheinland-Pfalz:

Grundwasser
Wie Grundwasser entsteht
Winterhalbjahr entscheidend für Neubildung von Grundwasser
Sinkende Grundwasserpegel sei 2003
So ist die derzeitige Situation in Rheinland-Pfalz
Trockener Sommer kann Grundwasser wieder zusetzen
Auswirkungen des Klimawandels

Grundwasser

Grundwasser ist Wasser unterhalb der Erdoberfläche, das durch Versickern von Niederschlägen und teilweise auch durch Versickern des Wassers aus Seen und Flüssen dorthin kommt. Oberflächennahe Grundwasservorkommen versorgen Pflanzen mit Wasser. Das Grundwasser tritt in Quellen zu Tage und speist Bäche und Flüsse. "Gerade in den regenarmen Zeiten des Jahres stammt ein großer Teil des Wassers in unseren Flüssen aus dem Grundwasser", so das Umweltbundesamt. Bundesweit stammten rund 74 Prozent des Trinkwassers aus Grundwasser.

Wie Grundwasser entsteht

Grundwasser ist Teil des Wasserkreislaufs. Es entsteht vor allem aus Niederschlagswasser, das in den Boden versickert und aus Wasser, das aus oberirdischen Gewässern (Bächen, Flüssen, Seen) in den Untergrund gelangt. Das Wasser bewegt sich so lange nach unten, bis es auf eine wasserundurchlässige Gesteinsschicht trifft und sich dort ansammeln kann. Den Vorgang, bei dem Wasser in den Boden eindringt und zu Grundwasser wird, nennt man Grundwasserneubildung.

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Winterhalbjahr entscheidend für Neubildung von Grundwasser

Die entscheidende Zeit für diese Neubildung ist nach Angaben des Landesamtes für Umwelt in Rheinland-Pfalz (LfU) das so genannte hydrologische Winterhalbjahr, also die Zeitspanne von November bis April. Das habe vor allem zwei Gründe, sagt LfU-Pressesprecher Joachim Knapp: Da die meisten Pflanzen im Winter in die sogenannte Vegetationsruhe eintreten, also in eine Art Winterschlaf, würden sie dem Boden kein Wasser entziehen, das sie sonst zum Wachstum benötigen.

Grundwasser (Foto: SWR)
Grundwasser

Ein weiterer Grund seien die niedrigen Temperaturen im Winterhalbjahr und die dadurch erheblich geringere Verdunstung: "Fallender Regen hat dann die Möglichkeit zu versickern und zur Grundwasserneubildung beizutragen", erklärt Knapp.

Sinkende Grundwasserpegel seit 2003

In den vergangenen 20 Jahren sei die durchschnittliche Grundwasserneubildung pro Jahr in Rheinland-Pfalz gegenüber dem langjährigen Mittel um rund 25 Prozent zurückgegangen, teilte das LfU auf SWR-Anfrage mit. Grund seien vor allem zu geringe Niederschläge im hydrologischen Winterhalbjahr. "Im langjährigen Durchschnitt von 1971-2000 fielen in diesem Zeitraum landesweit durchschnittlich rund 380 Millimeter (entspricht 380 Litern pro Quadratmeter) Niederschläge. Seit 2003 sind die Niederschläge im Winterhalbjahr auf im Schnitt rund 345 Millimeter zurückgegangen.

Zudem hätten die trockenen Sommer die Situation weiter verschlechtert, so das LfU. Bevor dann im Winterhalbjahr der Regen zur Grundwasserneubildung zur Verfügung stehe, müssten "die Böden zunächst wieder gut durchfeuchtet sein, damit das Versickerungswasser ins Grundwasser gelangen kann". Damit sich die Grundwasserstände erholen könnten, wären inzwischen mehrere überdurchschnittlich feuchte Winter hintereinander notwendig - das heißt: Winterhalbjahre mit Niederschlägen von durchschnittlich mindestens 430 Millimetern.

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So ist die derzeitige Situation in Rheinland-Pfalz

Dieses Winterhalbjahr, das Ende April offiziell endet, ist bereits jetzt ein überdurchschnittlich feuchtes, denn bis einschließlich März fielen laut Deutschem Wetterdienst schon Niederschläge von durchschnittlich 490 Millimetern. "Es ist landesweit zu beobachten, dass sich die Grundwasserstände leicht erholt haben", teilte das LfU mit.

Dabei gebe es aber regionale Unterschiede. So sei der Grundwasserspiegel in der Süd- und Vorderpfalz nur leicht angestiegen. Süd- und Vorderpfalz gelten in Rheinland-Pfalz als die Regionen mit den niedrigsten Grundwasserständen. Gründe dafür sind laut LfU, dass in der Südpfalz viele Felder mit Grundwasser beregnet würden. Außerdem entnehme die Getränkeindustrie dort größere Mengen.

Aufgrund der langen Fließzeiten bis zum Grundwasser sei ein Großteil der Niederschläge in Rheinland-Pfalz jedoch noch nicht im Grundwasser angekommen. "Wie groß der Anteil ist, der tatsächlich im Grundwasser ankommen wird, kann derzeit noch nicht beurteilt werden, da ein Großteil des Sickerwassers in den oberen Bodenschichten verbleibt." 

Erkennbar sind aber bereits positive Auswirkungen - etwa in den Wäldern in Rheinland-Pfalz.

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Trockener Sommer kann Grundwasser wieder zusetzen

Bis der Regen tatsächlich im Grundwasser ankomme, dauert es also noch - je nach Beschaffenheit des Bodens zwischen sechs Monaten und bis zu fünf Jahren, wie LfU-Sprecher Joachim Knapp erklärt. Erst dann würden sich die Grundwasserspeicher wieder füllen.

Heißes und trockenes Wetter in Frühling und Sommer könnte also direkt wieder das Gegenteil bewirken. Der Bedarf an Trinkwasser werde größer und die Landwirtschaft, beispielsweise in der Vorderpfalz, müsse zum Bewässern ebenfalls mehr Grundwasser entnehmen.

Grundwasser (Foto: SWR)
Grundwasser

Auswirkungen des Klimawandels

Im Rahmen des länderübergreifenden Kooperationsvorhabens KLIWA (Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft) wurden im vergangenen Jahr Prognoserechnungen der Grundwasserneubildung bis zum Jahr 2100 durchgeführt. Ergebnis war, dass die verminderte Grundwasserneubildungsrate in den nächsten 20 Jahre so bleiben wird.

Der Anstieg der Durchschnittstemperatur in Folge des Klimawandels bewirke eine Verkürzung der Vegetationsruhe, betont das Landesamtes für Umwelt in Rheinland-Pfalz. In der Zeit der Vegetationsruhe finde aber der größte Teil der Grundwasserneubildung statt. Es müsste also im Winter deutlich mehr Niederschlag fallen, um eine gleichbleibende Neubildung zu haben.

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Matthias Weber