Der Mainzer Polizeihauptkommissar Lukas Reuscher ist auf Fahrradstreife unterwegs und kontrolliert mit seinem Kollegen die Plätze, an denen Diebe besonders gerne hochwertige Räder und E-Bikes klauen: Tiefgaragen und große Stellplätze wie am Bahnhof, aber auch an einsamen Plätzen und schlecht beleuchteten Straßen.
Das Ziel der Diebe: hochwertige Trekking- und Rennräder, Mountainbikes und E-Bikes. Solche Räder würden gezielt gestohlen. "Da ist der Dieb mit einer akkubetriebenen Flex unterwegs", sagt Wolfgang Stallmann vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club Mainz-Bingen (ADFC).
So ist es Patrick Toschka aus Mainz gegangen. Die Täter versuchten gar nicht, das schwere Schloss zu knacken, sondern schnitten kurzerhand einen Drahtzaun durch, an dem das 3.600 Euro teure E-Bike angekettet war. Glück im Unglück: Toschka hatte das Bike in seiner Hausratversicherung drin. "Zuerst habe ich eine Anzeige aufgegeben bei der Online-Wache Rheinland-Pfalz und habe dann erst mal zwei Wochen auf Rückmeldungen gewartet. Habe dann die Rückmeldung bekommen, dass das Fahrrad nicht gefunden werden konnte und konnte dann an die Versicherung melden." Er bekam alles ersetzt. Denn auch sein E-Bike konnte nicht mehr gefunden werden - wie 90 Prozent aller geklauten Räder.
Codierungs-Aktion im Mainz
Wie schützt man sein Rad am besten? Eine Möglichkeit ist, sich einen Zahlencode in den Rahmen einstanzen zu lassen. Der kann nicht einfach weggeschliffen werden und wird das Rad gestohlen, kann es bei einem Fund seiner Besitzerin, seinem Besitzer zugeordnet werden. "Ich muss ja auch sehen, dass eben der Dieb, der ein einfaches Rad stehlen will, sieht: Aha, das ist codiert, im Verkauf ist das schwierig", erläutert Stallmann. Eine kostenlose Codier-Aktion gab es kürzlich am Mainzer Hauptbahnhof, organisiert vom ADFC Mainz-Bingen.
Nach Coronapause wieder mehr Fahrrad-Diebstähle
Ging in den Jahren 2020 und 2021 die Zahl der Diebstähle von Rädern zurück, verzeichnet das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz im Jahr 2022 wieder einen Anstieg um etwa 30 Prozent.
Nimmt man nicht die absoluten Fallzahlen wie in der Grafik unten, sondern setzt die Zahl der Fahrrad-Diebstähle in Relation zur Einwohnerzahl, dann führen nicht etwa große Uni-Städte wie Mainz und Trier die Liste an, sondern Speyer, Landau und Frankenthal. Im Jahr 2021 hatten diese ebenfalls die höchsten Werte.
Das richtige Fahrrad-Schloss
Damit das Rad erst gar nicht geklaut werden kann, hilft zu allererst ein gutes Schloss. Die schlechte Nachricht: Gute Schlösser kosten meist gutes Geld - zwischen 50 und 100 Euro. Einfache Kabelschlösser aus dem Bau- oder Supermarkt sind mit dem Bolzenschneider schnell geknackt. Für den Schutz eines hochwertigen Rades taugen sie nicht.
Die gute Nachricht: Die teureren Bügel-, Ketten- oder Faltschlösser machen es Dieben dagegen schwer, das Rad zu klauen. Mit einem Ketten- oder Faltschloss kann man das Rad auch an einer Straßenlaterne anketten, hier hat das schwer zu knackende Bügelschloss einen Nachteil, weil der Umfang nicht reicht.
Klar muss aber sein: Auch teure und gute Schlösser lassen sich aufbrechen und dann ist das teure Rad oder E-Bike weg.
GPS-Tracker für E-Bikes
Wer ein teures E-Bike fährt, für den kann der Einbau eines GPS-Trackers sinnvoll sein. Die meisten zeigen zuverlässig an, wo sich das geklaute Rad gerade befindet. Einige Modelle schlagen auch laut Alarm, wenn das Rad vom Abstellplatz wegbewegt wird.
Nachteil: GPS-Tracker verbrauchen viel Strom und sind daher am besten für E-Bikes geeignet, wo sie über den Rad-Akku geladen werden. Im Test des SWR Magazins Marktcheck überzeugten Tracker, die unsichtbar für Diebe im Motor verbaut wurden. Dies sollte aber unbedingt in einer Fachwerkstatt geschehen.
Gute Tracker kosten zwischen 100 und 200 Euro. Außerdem fallen bei ihnen häufig Gebühren für SIM-Karten oder die dazugehörigen Apps an, die um die 40 bis 50 Euro im Jahr kosten.
Bluetooth-Tracker - klein, günstig, aber nur bedingt nützlich
Wer keinen Elektromotor im Rad hat, sein teures Renn- oder Trekkingrad bei Diebstahl aber trotzdem wiederfinden will, kann kleine Bluetooth-Tracker nutzen. Die werden zum Beispiel von den Handyherstellern Apple und Samsung angeboten und lassen sich unter dem Sattel oder hinter dem Rücklicht verstecken. Diese Geräte sind mit etwa 40 Euro deutlich billiger als GPS-Tracker, benötigen aber unbedingt Handys in der Nähe, um zu funktionieren.
Radelt der Dieb bereits im freien Feld oder Wald, lässt sich das geklaute Rad nicht mehr orten. Wer sein Rad aber nur oder überwiegend in der Stadt nutzt, für den ist so ein Tracker durchaus sinnvoll.