Das Interesse an E-Autos hat seit Ende 2023 deutlich nachgelassen. Die Stromer erweisen sich als Ladenhüter.
In den ersten sechs Monaten 2024 sind in Rheinland-Pfalz rund 56.000 Pkw neu zugelassen worden. Laut Statistischem Landesamt hatten davon gut 7.700 Fahrzeuge einen reinen Elektroantrieb. Das entspricht einem Anteil von 14 Prozent. In den Jahren zuvor lag der Elektro-Anteil bei den Neuzulassungen noch bei knapp 20 Prozent. Rheinland-Pfalz liegt damit noch leicht über dem Bundesschnitt.
Prämie, Reichweite, Laden - Was den E-Auto-Absatz stocken lässt
Seit Januar wurden in Deutschland insgesamt knapp 215.000 Elektroautos zugelassen, das entspricht 12,6 Prozent aller Neuzulassungen. Damit bestätigt sich ein Trend. Denn schon seit Monaten stockt der Absatz von Elektroautos, die Neuzulassungszahlen sind deutlich geringer als noch im Vorjahr.

Mike Stumpf, Verkaufsleiter in einem Mainzer Autohaus, macht dafür nicht nur die ausgelaufene Förderung durch den Bund verantwortlich.
"Die Nachfrage ist tendenziell rückläufig bei den Elektrofahrzeugen", sagt Stumpf. Im Juni habe es nochmal ein kleines Hoch gegeben, aber man merke schon, dass die Tendenz nach unten gehe. Als Hauptgründe sieht er, neben der weggefallenen Kaufprämie, Vorbehalte beim Thema Akku sowie die fehlende Infrastruktur fürs Laden.
E-Auto: Bedenken wegen Akku und Ladestationen verleiten zum Leasing
"Der größte Vorbehalt ist immer noch das Thema Akku", sagt Stumpf. Der Kunde stelle sich viele Fragen: "Wie gut ist die Batterie, was passiert in sechs, sieben Jahren, gibt es irgendwann mal einen Schaden an der Batterie. Wie verhält sich der Hersteller bei einem Schaden und wie wird die Batterie später mal entsorgt? Das sind Themen, die viele Kunden beschäftigen", sagt Stumpf.
Die Kunden entscheiden sich eher für Leasing als für Kauf, weil viele in Sachen Batterie unsicher sind.
Außerdem sei oftmals die Ladestruktur "leider sehr schlecht", gerade in Mainz. Stumpf berichtet von einer Aktion für Mainzer Taxifahrer, die an fehlender Infrastruktur gescheitert sei. Viele wären gern auf E-Autos umgestiegen, sahen aber keine Möglichkeit, an den Standplätzen für Taxen, etwa am Hauptbahnhof, ihre Fahrzeuge auch zu laden.
Für wen lohnt sich 2024 der Kauf eines E-Autos?
Was spricht nach Ansicht des Händlers dennoch für den Kauf eines E-Autos? Vor allem für Kunden im Stadtbereich sei es vorteilhaft, vor allem wenn man zu Hause aufladen kann. "Es ist ein entspanntes Fahren", sagt Mike Stumpf, und man "spart natürlich auch Kraftstoff". Das ambitionierte Ziel der Bundesregierung sei aber aus seiner Sicht bis 2030 nicht zu erreichen.
Günter Kehlberger ist so etwas wie der ideale E-Auto-Kunde. Er fährt überwiegend kurze Strecken und hat die Wallbox zum Aufladen zu Hause. Der ältere Herr fährt seit drei Jahren elektrisch und hat bei Mike Stumpf gerade seinen zweiten Wagen abgeholt.
Ich fahre regelmäßig nur Kurzverkehr, muss maximal 100 Kilometer fahren, dafür reicht das bestens aus.
"Mir war wichtig, dass der Fahrkomfort sehr gut ist, im Kurzstreckenbereich", sagt Kehlberger. Man müsse keinen Motor warmfahren, das Auto sei sofort fahrbereit, er habe keine Motorschäden durch Kurzstrecke. "Das Fahrgefühl ist wunderbar, man fühlt sich in dem ruhigen Auto sehr angenehm. Das hab ich genossen die ganzen Jahre."
Günter Kehlberger hätte sich gewünscht, dass die Politik Verbraucher weiter unterstützt beim Umstieg auf Elektroantrieb. "Aber leider muss ich darauf verzichten und habe jetzt alles aus eigener Tasche finanziert."
VDA: Menschen für E-Mobilität begeistern
Auch die Automobilindustrie macht für den Einbruch bei den Absatzzahlen bei E-Autos teils die weggefallene Förderung verantwortlich. Simon Schütz, Sprecher des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) sagt im Gespräch mit dem SWR, das habe natürlich Vertrauen gekostet.
Ein Grund ist sicherlich das abrupte Ende des Umweltbonus im letzten Jahr. Das andere ist die generelle wirtschaftliche Lage, da überlegt man, welche Investitionen man tätigt.
Zudem seien die so genannten "first mover" inzwischen versorgt, also diejenigen, die von Anfang an von E-Mobilität begeistert waren. Jetzt gehe es um die Gruppen, die etwas schwieriger zu überzeugen seien.
Günstige Modelle von E-Autos in der Entwicklung
Auch beim Anschaffungspreis, der vor allem bei Kleinwagen viele abschreckt, ist laut Schütz Besserung in Sicht. Die Autoindustrie arbeite daran, in den kommenden Jahren Modelle unter 20.000 Euro anzubieten. Allerdings sei auch die Politik gefragt, um die Rahmenbedingungen zu verbessern. Stichworte: Energiekosten und Bürokratieabbau.
Wichtig sei auch, die Stromnetze fit zu machen für die Zukunft. Es gebe derzeit immer wieder Fälle, in denen Kommunen oder Parkhausbesitzer E-Ladesäulen in größerer Menge errichten wollten. "Dann sagt aber der lokale Netzbetreiber, das Netz gibt nur Kapazitäten für ein oder zwei Ladepunkte her".
Wichtig sei, den Menschen das Vertrauen zu geben, immer und überall laden zu können, sagt Simon Schütz: "Viele denken beim Autokauf an den Urlaub in Italien. Aber der Alltag lässt sich doch meist jetzt schon mit dem E-Auto, mit den Reichweiten und auch mit den Ladepunkten meistern."
Kommentare (3)
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Vor fünf Jahren auf E umgestiegen. Keine Ladestation zu Hause. Verbrauchskosten deutlich gesenkt. Wartungskosten mehr als halbiert. Nie bereut. Wohne im Rhein-Neckar-Kreis. Jeder der täglich weniger als 200km fährt, kann das machen. (Darüber hinaus funktioniert es auch. Wie alles im Leben eine individuelle Sache...) Was das Akku-Recycling angeht: wir leben in einer freien Marktwirtschaft. Sobald durch das Recycling Geld zu machen ist, werden mehr Anbieter dafür da sein. Es scheitert nicht an den Inhaltsstoffen im Akku, sondern schlicht daran, dass es NOCH nicht wirtschaftlich genug ist, dass große Player einsteigen. Die Forschung dazu läuft. Fazit: die Ängste der Menschen bei dem Thema sind in der Regel unbegründet.
Tja, die Autokäufer sind sensibler als die Co-Workingspace-Schickeria. Weiterhin ist festzustellen, dass bei beschädigten Elektrofahrzeugen (z.B. aufgrund eines Unfalls) die Gefahr besteht, dass die Traktionsbatterie auch Stunden oder Tage nach der Beschädigung einen Brand verursacht. Die Dinger entzünden sich wie ein Paket Knallfrösche an Silvester, selbstverständlich alles Einzelfälle, aber ziemlich viele. Mit den Worten von Stefan Pierer (KTM): "Elektromobilität ist ein Schwachsinn, der von wissenschaftlich ungebildeten Politikern gepusht wird".
Informier dich mal bei seriösen Quellen. Benziner gehen häufiger in Flammen auf, selbst ohne Unfall...
Überzeugen will man. Aber mit welchen Argumenten? Mit umweltfreundlich? Wie schmutzig und nicht umweltfrendlich ist die Herstellung? Das ganze ist sehr kostspielig, egal ob mit oder ohne Förderung. Was ist, wenn die Batterie kaputt geht oder das Auto brennt? Sondermüll! Wer kauft den Gebrauchten? Wo wird die Batterie umweltfreundlich entsorgt? Also der Artikel sagt, die Leute fangen an zu denken, Rückgang der Euphorie etwas für die Umwelt zu tun. Ladenhüter!