Immer noch hohe Inflation

ZEW-Chef Wambach: Teuerung nimmt langsam ab

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AUTOR/IN
Alfred Schmit

Der Chef des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung, Prof. Achim Wambach, sieht die Teuerung auf dem Rückzug. Verbraucher könnten im kommenden Jahr mit 3,5% Inflation rechnen und im Folgejahr mit 2,5%. Dabei zeigen auch die Energiepreishilfen der Bundesregierung ihre Wirkung, so der Wirtschaftsforscher. Aus Sicht von Unternehmen sollte die Bundesregierung für günstigere Standort-Bedingungen sorgen und etwa niedrigere Unternehmenssteuern erwägen. Einen vergünstigten Industriestrompreis hält Wambach nicht für sinnvoll.

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Verbraucher, die sich in diesem Sommer über die anhaltend hohe Preissteigerung ärgern, können zumindest Hoffnung schöpfen, wenn es nach den Erkenntnissen der Wirtschaftsforscher vom Mannheimer ZEW geht. Dessen Chef, Achim Wambach, sieht im Interview der Woche schon einen langsamen Rückgang der Teuerung. Dazu hätten auch die Energiepreishilfen der Bundesregierung beigetragen, vor allem aber die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese hat auch dazu geführt, dass Sparer wieder Guthabenzinsen bekommen – allerdings ebenso, dass Kredite deutlich teurer geworden sind, was besonders bei einer Immobilienfinanzierung mit ihren relativ hohen Summen und langen Laufzeiten momentan viele schmerzhaft zu spüren bekommen.

Energiesicherheit: Insgesamt gewährleistet

Momentan sind die deutschen Gasspeicher wieder zu 88 Prozent gefüllt – ein Wert, der allerdings über einen kalten Winter hinweg auch durchaus zu kritischen Situationen führen kann. Achim Wambach sieht insgesamt die Energiesicherheit in Deutschland und Europa gewährleistet, auch angesichts anhaltender Schwierigkeiten wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Haushalte und Industrie hätten sich im vergangenen Winter erfolgreich auf andere Energieträger und aufs Energiesparen eingestellt, dies könne erneut gelingen.

Vergünstigter Industriestrompreis nicht sinnvoll

Diese Woche kamen von Wirtschaftsverbänden verschiedene Forderungen nach mehr staatlicher Unterstützung für die Wirtschaft. Darunter auch die Forderung nach einem vergünstigten Industrie-Strompreis. Der sollte deutsche Standorte konkurrenzfähiger machen im Vergleich zu anderen Ländern. Die Ampel streitet schon: Bundeswirtschaftsminister Habeck hat sich für einen Strompreis-Deckel für die Industrie ausgesprochen, Bundesfinanzminister Lindner ist dagegen. Der Wirtschaftsforscher Achim Wambach sieht einen staatlich subventionierten Strompreis-Deckel für die Industrie sehr kritisch: Dies hätte in der Vergangenheit zu mehr Stromverbrauch geführt, ebenso dazu, dass manche Firmen und Versorger künstlich konkurrenzfähig gehalten wurden. Steuergeld zu verwenden, um Firmen vergünstigte Strompreise zu bieten, hält Wambach generell nicht für sinnvoll, auch weil davon nur Teile der Wirtschaft profitieren. Stattdessen sollte die Bundespolitik darüber nachdenken, auf breiter Front für günstigere Standort-Bedingungen zu sorgen, etwa mit Bürokratie-Abbau und möglicherweise auch mit niedrigeren Unternehmenssteuern, wie etwa Frankreich und andere EU-Länder dies tun.

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Alfred Schmit