Verkehrssicherheitstage: Sollten Senioren ihre Fahrtauglichkeit testen lassen müssen?

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Gerald Pinkenburg
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Immer wieder passiert es: Gas und Bremse verwechselt oder die Geschwindigkeit falsch eingeschätzt. Senioren verursachen aus solchen Gründen teils schwere Unfälle. Im Zollernalbkreis gab es im vergangenen Jahr 20 Prozent mehr solcher Unfälle verglichen mit dem Vorjahr. Deshalb bietet der Landkreis regelmäßig "Verkehrssicherheitstage für ältere Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer" an, auch diese Woche finden sie wieder statt. Darüber hat SWR Aktuell Moderator Gerald Pinkenburg mit Sophie Schweizer vom Arbeitskreis "Gib Acht im Verkehr" gesprochen.

SWR Aktuell: Wie viele Seniorinnen und Senioren haben sich denn bei Ihnen angemeldet? 

Sophie Schweizer: In den drei Tagen, die wir anbieten, haben sich insgesamt ca. 50 Seniorinnen und Senioren angemeldet. Wir haben immer einen Teilnehmerkreis zwischen 15 bis 18. Mehr geht von der Menge her nicht, aber dann bieten wir zusätzliche Tage an. Je höher die Anfrage, umso mehr Tage bieten wir an.

SWR Aktuell: Und welche Tests werden dort mit den Seniorinnen und Senioren gemacht?

Schweizer: Es gibt die Möglichkeit, einen Sehtest oder einen Hörtest zu machen. Dann gibt es die Möglichkeit, Geschwindigkeitstests zu machen, eine Vollbremsung zu machen, rückwärts zu fahren. Und morgens bieten wir an, dass wir über die Neuerungen im Straßenverkehr aufklären. Ein Anwalt und ein Arzt sind da, die medizinische und juristische Fachinformationen geben. Und am Nachmittag kommt auch das Rote Kreuz und macht einen kleinen Erste-Hilfe-Kurs zur Auffrischung. Denn bei den meisten ist der Erste-Hilfe-Kurs Jahre oder Jahrzehnte her. Den hat man einmal gemacht zum Führerschein und dann ist so eine Auffrischung immer ganz gut.

SWR Aktuell: Jetzt kommen möglicherweise aber nur Menschen zu Ihnen, die sowieso von sich behaupten: "Ich fahre gut." Und diejenigen, die sagen: "Es könnte schon sein, dass es ein bisschen unsicher bei mir ist" - kommen die überhaupt zu Ihnen? Oder sind beide Gruppen vertreten?

Schweizer: Bei uns sind beide Gruppen vertreten. Es sind sowohl Gruppen da, die sagen: "Ich kann das eigentlich noch recht gut." Das bestätigt sich dann manchmal auch. Aber es kommen auch welche und sagen: "Beim Einparken habe ich Probleme". Oder auch: "Es wäre doch gut, wenn ich mal wieder die Neuerungen im Straßenverkehr mitbekomme." Wir haben da ein ganz gemischtes Publikum.

SWR Aktuell: Und was machen Sie, wenn tatsächlich bei diesen ganzen Tests herauskommt, der- oder diejenige sollte eigentlich nicht mehr fahren und den Führerschein lieber abgeben?

Schweizer: Bei den Veranstaltungen geht es darum, dass wir die Fahrer und Fahrerinnen sensibilisieren, aber dann auf die Eigenverantwortung setzen. Zum einen haben wir keine rechtliche Handhabe und zum anderen muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er noch Autofahren kann oder nicht.

SWR Aktuell: Das EU-Parlament hat Anfang März Vorschläge der EU-Kommission abgelehnt, dass ältere Menschen ihren Führerschein öfter als jüngere Menschen erneuern lassen und dafür medizinische Tests vorlegen müssen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat das begrüßt. Automobilclubs wie zum Beispiel der ACE sehen das anders und sind dafür, dass es solche Tests geben soll. Was halten Sie denn davon?

Schweizer: Meine persönliche Meinung ist die unseres Verkehrsministers. Denn es ist nicht jeder, der ein bestimmtes Alter hat, von der körperliche Konstitution gleich fit oder gleich unfit. Und da sollte schon auf die Eigenverantwortung der Menschen Wert gelegt werden. 

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