Ein "Abwehrblock" gegen Russland: Bundeswehr in Litauen

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AUTOR/IN
Marie Gediehn
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Andreas Böhnisch

In Litauen sollen dauerhaft 5.000 Bundeswehrsoldaten stationiert werden. Für den Baltikum-Experten Kai-Olaf Lang ist das ein Zeichen, dass Deutschland Verantwortung übernimmt.

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Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat am Flughafen Berlin-Brandenburg ein Vorkommando von rund 20 Bundeswehrsoldaten nach Litauen verabschiedet. Sie sollen die dauerhafte Stationierung von 5.000 deutschen Soldaten in dem baltischen Staat vorbereiten.

Bundeswehr-Brigade in Litauen ist "Paradigmenwechsel"

Es handele sich um einen "Paradigmenwechsel", sagt Kai-Olaf Lang, Baltikum-Experte bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderatorin Marie Gediehn. Denn bislang sei in dem Land nur ein multinationaler Kampfverband von 1.300 Soldaten stationiert gewesen, der im Bedarfsfall aufgestockt werden könnte.

Litauen möchte keinen Stolperdraht, sondern einen effektiven Abwehrblock.

Doch aufgrund des Kriegs gegen die Ukraine möchte Litauen eine "dauerhafte Stationierung eines Großverbandes, um Russland im entscheidenden Moment etwas entgegensetzen zu können". Die Bundeswehr-Brigade sei deshalb ein "effektiver Abwehrblock" gegen Russland.

Litauen ist in einer "verwundbaren geopolitischen Lage"

Der Grund für die dauerhafte Stationierung der Bundeswehr in Brigadestärke begründe sich durch die verwundbare geopolitische Lage Litauens. Das Land hat eine gemeinsame Grenze mit Kaliningrad - einer Exklave der russischen Föderation. Die Stadt sei ein "unsinkbarer hochgerüsteter Flugzeugträger Russlands, umgeben von NATO-Territorium." Im Osten befindet sich Belarus.

Die einzige Landverbindung von Litauen zum NATO-Staat Polen ist der Suwalki-Korridor. "Möglicherweise könnte Russland den mit seinen militärischen Fähigkeiten absperren", ergänzt der Baltikum-Experte. Deshalb sei Litauen auf die militärische Unterstützung durch die NATO angewiesen.

Deutschland übernimmt Verantwortung in Litauen

Die Bundeswehr-Brigade soll 2027 in Litauen einsatzbereit sein. Für Kai-Olaf Lang von der SWP ist das ein "sicherheitspolitisches Zeichen" an die baltischen Staaten und auch an die USA, dass Deutschland Verantwortung übernehme. An Russland werde das Signal ausgesendet, dass die NATO für alle Eventualitäten gewappnet sei. "Wenn die NATO sich zurückhalten würde, wenn die NATO die Sicherheit der baltischen Staaten zur Disposition stellen würde, wenn es Fragezeichen gäbe, wäre Russland ermutigt, den Zusammenhalt des Bündnisses zu testen."

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