In Paris starten die Paralympischen Sommerspiele. Simon Dörr erläutert, warum Formulierungen, dass Athleten trotz ihrer Behinderung eine Topleistung erbringen, unangebracht sind.
Die Paralympischen Sommerspiele finden vom 28. August bis zum 8. September in Paris statt. Dort werden 143 Athletinnen und Athleten auf Medaillenjagd gehen. Darüber werden die Medien ausführlich berichten. Menschen mit Behinderung werden deshalb verstärkt im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Das ist gut, sagt SWR-Journalist Simon Dörr, der zu dem Thema recherchiert hat. Denn sie bekämen nicht die mediale Aufmerksamkeit, die ihrem Bevölkerungsanteil entspricht.
Behinderung nicht in den Fokus der Berichterstattung stellen
Doch noch wichtiger seien die Formulierungen in der Sportberichterstattung. "Wenn davon die Rede ist, dass jemand ein Schicksal meistert oder trotz einer Behinderung sportliche Leistungen von Weltklasse erbringt, haben viele das Gefühl, auf ihre Behinderung reduziert zu werden", ergänzt der Journalist im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Moritz Braun.
Unzureichende Inklusion als Hauptproblem
Die Herausforderungen sieht Simon Dörr an anderer Stelle. Nicht die Behinderung stelle das Problem dar, sondern die Gesellschaft sei nicht inklusiv genug, um eine Teilhabe zu ermöglichen. "Erst dadurch entstehen für viele Hürden, die man dann überwinden muss." In der Berichterstattung über die Paralympischen Spiele sollte deutlich werden, dass das Leben für Athleten mit Behinderung in der Regel kein Kampf sei. Es handele sich vielmehr um ein Leben "mit Höhen und Tiefen, die wir alle erleben".
Muss Behinderung Teil der Berichterstattung sein?
In der Berichterstattung über die Paralympics rät der SWR-Journalist zu Sensibilität. Es gelte zu hinterfragen, "warum die Behinderung eines Menschen Teil einer Geschichte ist". Möglicherweise habe sie keine Relevanz. Das gleiche gelte, wenn medizinische Details öffentlich gemacht würden.
Insgesamt brauche es ein Umdenken in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. "Echte Repräsentation ist nur dann möglich, wenn Menschen mit Behinderung auch Teil der Redaktionen sind, und zwar auch vor Kamera und Mikrofon." Das suche man bisher noch vergebens, kritisiert Simon Dörr. Denn: die strukturellen Hürden seien dafür zu hoch.
Paralympics 2024
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