Hohe Kosten und Fachkräftemangel setzen der Baubranche in Baden-Württemberg zu

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Autor/in
Sebastian Felser

Die Baubranche in Baden-Württemberg leidet unter Inflation, teuren Baustoffen und den steigenden Zinsen. Der Bauunternehmer und Präsident der Bauwirtschaft des Landes, Markus Böll, hat in SWR Aktuell gesagt, er rechne nicht mit einer Besserung der Aussichten im laufenden Jahr.

Böll begründete den trüben Ausblick so: „Wir mussten im letzten Jahr regelrechte Preissprünge verkraften. Die gestiegenen Kosten konnten wir meist nicht an unsere Kunden weitergeben. Das hat sich direkt auf unser Betriebsergebnis ausgewirkt.“ Für seinen eigenen Baubetrieb sei die Situation bislang nicht existenzbedrohend, weil das Unternehmen rechtzeitig entsprechende Preisgleitklauseln vereinbart habe. Baufirmen, die das nicht getan haben, würden jetzt vor großen Schwierigkeiten stehen.

Fachkräftemangel auch auf dem Bau

Ein weiteres großes Problem ist nach Auskunft Bölls der Fachkräftemangel auf dem Bau. „Das ist eine Entwicklung, die uns sehr zu schaffen macht. Und das wird uns noch intensiver beschäftigen. Wenn nach und nach die fleißigen Babyboomer von Bord gehen, wird es richtig eng. Was wir heute erleben, ist erst der Anfang der Misere.“

Und es mangelt nicht nur an Fachkräften: Nicht einmal für einfache Tätigkeiten „bekommen wir die Leute auf die Baustelle“, klagt Böll. Der Grund liegt für ihn auf der Hand: „Wir sind in Deutschland nicht mehr attraktiv für Arbeitnehmer aus dem europäischen Ausland. Was am Netto übrig bleibt, kompensiert nicht mehr die großen Hürden, wenn europäische Arbeitskräfte zu uns kommen.“

Mehr Förderung, weniger Bürokratie

Der Präsident der Bauwirtschaft Baden-Württemberg hofft auf Aufträge wegen der dringend notwendigen Investitionen in die Infrastruktur, wie Straßen, Brücken oder den Breitband-Ausbau. Allerdings ließen die Fördermaßnahmen meist nur ein kleines Budget zu. Böll verweist darauf, dass die Bundesregierung selbst vom Ziel Abstand genommen habe, 400.000 neue Wohnungen zu bauen.

„Man könnte es auf die Formel bringen: Wer fordert, muss auch fördern.“ Deshalb sei mehr Fördergeld nötig, die Bauwirtschaft stehe jedenfalls bereit, sagte Markus Böll im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Sebastian Felser.

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Sebastian Felser