Hohe Energiekosten: Uni Stuttgart schließt Hörsäle

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Andreas Herrler
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Andreas Böhnisch

Die Energiekosten bleiben hoch. Die Uni Stuttgart schließt deshalb im Januar 57 Hörsäle.

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An der Universität Stuttgart wird es im Januar wieder verstärkt Online-Veranstaltungen geben. 57 Hörsäle sollen nach den Weihnachtsferien für zwei weitere Wochen geschlossen bleiben. Damit will die Uni Energiekosten einsparen. Die baden-württembergische Landesregierung hatte die Universitäten aufgefordert, den Energiebedarf um 20 Prozent zu senken.

SWR Aktuell-Moderator Andreas Herrler hat darüber mit Professor Wolfram Ressel gesprochen. Er ist Rektor der Universität Stuttgart.

SWR Aktuell: Was wird diese Maßnahme der geschlossenen Hörsäle bringen?

Wolfram Ressel: Was das genau bringen wird, werden wir sehen. Es ist nur ein Teil von vielen Maßnahmen, die wir durchführen. Aber es ist sicherlich der Hauptteil, mit dem wir versuchen, diese 20 Prozent-Vorgabe entsprechend umzusetzen, die uns auferlegt wurde.

SWR Aktuell: Gehen Sie davon aus, dass Sie das 20 Prozent-Sparziel überhaupt erreichen können?

Ressel: Momentan nicht. Dann müssten wir sehr stark an die Gebäude ran. Die wurden alle in den 1960er, 70er und 80er-Jahren errichtet und sind natürlich nicht entsprechend isoliert. Die Gebäude sind in einem relativ alten Bauzustand, der sich immer weiter verschlechtert. Wir müssten in die Gebäudehülle sehr viel Geld hineinstecken. Das sehe ich momentan gar nicht.

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SWR Aktuell: Wenn ich für die Uni Stuttgart verantwortlich wäre, und alles müsste energetisch saniert werden - und dann kommt das Land und sagt: Spart noch mal 20 Prozent Energie - ich wäre ziemlich fassungslos. Wie ist es Ihnen gegangen?

Ressel: Na ja, das ist alles nicht schön. Das gebe ich zu. Die Energiesparvorgabe betrifft uns als Universität Stuttgart, aber auch alle anderen öffentlichen Einrichtungen.

Auf der anderen Seite haben wir nun mal eine Energiekrise gehabt. Die wird sich mit hohen Preise irgendwie fortsetzen. Und wir haben für unsere öffentlichen Einrichtungen nicht unendlich Steuermitteln zur Verfügung. Außerdem kann ich die Landesregierung auch aus Klimaschutzgründen verstehen, wenn sie sagt, dass wir alle Anstrengungen machen müssen, um Energie einzusparen.

Man muss es immer von zwei Seiten sehen. So schwierig es für den Betrieb ist, sehe ich natürlich die Notwendigkeit, etwas zu tun. Durch Krieg und Klimawandel sind eben auch wir gezwungen, etwas einzusparen.

SWR Aktuell: Wäre es deshalb eine Idee, das Wintersemester komplett online stattfinden zu lassen?

Ressel: Nein! Das wollen wir auf keinen Fall. Das möchte ich ganz deutlich betonen. Wir sind nach der Pandemie sofort zurück in der Präsenzlehre gegangen, und das will ich auch weiter beibehalten.

Aber wir müssen einen Kompromiss finden. Deswegen haben wir gesagt: Wir möchten gerne vier Wochen schließen, weil andere gute Erfahrungen damit gemacht haben. Zwei Wochen sind Weihnachtsferien und dann erfolgt eben noch eine zweiwöchige Teil-Schließung.

Dadurch haben wir einen längeren Zeitraum zur Verfügung, in dem wir wirklich Energie sparen können. Dann kriegen Sie eine gewisse Masse zusammen.

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