Nach Atom-Ausstieg: Mehr Erneuerbare, weniger Kohle

EnBW-Chef Andreas Schell: Kohle-Verstromung endet bis 2028

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Alfred Schmit

Der Chef der Energie Baden-Württemberg (EnBW), Andreas Schell erklärt, wie sein Unternehmen bis 2028 aus der Kohleverstromung aussteigt. Also sieben Jahre früher als geplant. Das Atomzeitalter hält Schell in Deutschland für klar beendet. Erneuerbare Energien will er schneller ausbauen als bisher.

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Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) plant, mit neuen Gas-Kraftwerken schneller aus der Kohleverstromung auszusteigen – das klingt zunächst erstaunlich in einer Zeit, da ständig über mögliche Gasknappheit und alternative Quellen gesprochen wird. EnBW-Chef Andreas Schell schildert, wie das funktionieren soll: Mit einem Brennstoffwechsel hin zu grünem Wasserstoff – das heißt vereinfacht, dass die EnBW zwar jetzt neue Gaskraftwerke plant, diese sollen aber so schnell wie möglich umgestellt werden auf Brennstoffe, die mit Erneuerbaren Energien produziert werden. Das Unternehmen will damit auch die eigenen Verpflichtungen zum CO2-Ausstoß einhalten.

Ein AKW ist keine Märklin-Eisenbahn

Die Diskussion, ob für deutsche Atom-Kraftwerke doch noch eine weitere Laufzeit-Verlängerung möglich wäre, kommentiert der EnBW-Chef mit den Worten "Ein Kernkraftwerk ist keine Märklin-Eisenbahn". Ein AKW lasse sich nicht einfach an- und abschalten. Zu den Gründen dafür zählen Rückbau-Pläne, die vertraglich fixiert sind und bis zur grünen Wiese zurückgehen, einschließlich anschließender Nutzung des Geländes. Außerdem sind die letzten Brennstäbe nach Auskunft der Betreiber erschöpft und eine Neubeschaffung wäre angesichts der hauptsächlichen Ursprungsländer Russland oder Usbekistan problematisch oder unmöglich. Das Kapitel Kernenergie, sagt Schell, sei in Deutschland beendet. Nun gelte es, gemeinsam das Energiesystem der Zukunft zu gestalten.

SWR Korrespondent Alfred Schmit und Andreas Schell sitzen gegenüber an einem Tisch in der EnBW Zentrale in Stuttgart  (Foto: EnBW)
SWR Korrespondent Alfred Schmit und Andreas Schell in der EnBW Zentrale in Stuttgart

Wird der Strom reichen für Millionen Wärmepumpen?

Nach einer Woche mit lebhaften Debatten um deutsche Wärmepumpen fragen sich viele: Wird eigentlich der Strom reichen für eine Zukunft, in der wir dann mehrheitlich mit Strom heizen sollen? Andreas Schell gibt sich optimistisch: Denn Heizsysteme wie Wärmepumpen könnten ihren Strombedarf dann hochfahren, wenn insgesamt wenig Strom im Netz nachgefragt wird. Und die Wärme dann nutzbar machen, wenn sie gebraucht wird. Der EnBW-Chef schätzt, dass allein in Deutschland der Strombedarf bis 2030 um fast die Hälfte höher liegen wird als im vergangenen Jahr. Aber durch den Ausbau der Erneuerbaren, besonders in der Nordsee, sieht er den deutschen und europäischen Strommarkt auf einem guten Weg.

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Alfred Schmit