Im Schnee liegt ein Thermostat. (Foto: IMAGO, Steinach)

SWR-Datenanalysen zum Energiebedarf beim Heizen

Milder Winter? So verlief die Heizsaison bisher

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Jakob Bauer
Jakob Bauer (Foto: SWR)
Nico Heiliger
Nico Heiliger (Foto: SWR)
Ulrich Lang
Ulrich Lang (Foto: SWR)

Die Deutschen mussten in diesem Herbst und Winter ähnlich viel heizen wie im Vorjahreszeitraum. Das ergibt eine SWR-Datenanalyse. Der Großteil der Bevölkerung lebt in einem Ort, in dem der temperaturbedingte Heizbedarf zwischen 10 Prozent über bis 10 Prozent unter dem Vorjahr liegt.

Nur für eine kleine Minderheit von weniger als einer halben Million Menschen, die in den rheinnahen Gemeinden Baden-Württembergs leben, liegen die Einsparungen mit bis zu 20 Prozent etwas höher. Dabei berücksichtigt die Analyse nur den Einspareffekt, der durch die Außentemperaturen entsteht: Je wärmer die Umgebungstemperatur ist, desto weniger muss die Heizung aufgedreht werden - und umgekehrt.

Einsparungen durch Verhaltensveränderungen, etwa indem viele Menschen ihre Wohnung auf eine niedrigere Temperatur heizen, sind dabei nicht berücksichtigt. Für diese Analyse hat SWRdata 11.000 Städte und Gemeinden ausgewertet und das temperaturbedingte Einsparpotential beim Heizen hochgerechnet.

Heizbedarf nähert sich dem Vorjahr an

Noch im Herbst profitierte der Südwesten im Vergleich zum Vorjahr deutlich von milderen Temperaturen. Mehr als 95 Prozent der Bevölkerung lebte in Regionen, in denen der Herbst besonders mild war, der Heizbedarf sank hier nach SWR-Analyse zwischen 20 und 40 Prozent. Deutlich weniger profitierte damals dagegen der Norden Deutschlands. 

Inzwischen hat sich die Situation innerhalb Deutschlands stärker angeglichen. Zwar konnten die Menschen im Südwesten, speziell in der klimatisch milden Rheinebene weiterhin mehr sparen als die Anwohner an Nord- und Ostsee. Doch die temperaturbedingte Ersparnis liegt deutlich niedriger als noch Ende November. In nahezu allen Gemeinden liegt der Heizbedarf nun nah am Vorjahreswert:

Verbrauch stieg schnell an

Trotzdem gibt es, was den Verbrauch betrifft, eine vorsichtige Entwarnung. Denn im langjährigen Durchschnitt entfällt gut zwei Drittel der jährlich benötigten Heizenergie auf die Monate Oktober bis Februar. Mit einem guten Viertel des Jahresbedarfs verbrauchen Konsumentinnen und Konsumenten im Mittel allerdings auch in der Übergangszeit zwischen März und Mai noch erhebliche Mengen.

Und der Winter hat bereits gezeigt, wie schnell fallende Temperaturen den Heizbedarf in die Höhe schießen lassen. In der ersten Dezemberhälfte kühlte sich das Wetter in Deutschland deutlich ab. Die mittlere Temperatur sank im deutschlandweiten, gewichteten Mittel auf bis zu fünf Grad minus.

Die niedrigen Temperaturen ließen die Konsumentinnen und Konsumenten ihre Heizungen aufdrehen, wie noch nie in diesem Winter. Eindrücklich zeigte sich das am steigenden Bedarf nach Gas, das in Deutschland abseits von industriellen Zwecken zum größten Teil zum Heizen von Wohnungen und Häusern dient. Haushalte und Gewerbe, deren Verbrauch die Bundesnetzagentur gemeinsam erfasst, verbrannten in dieser Zeit rund 48 Prozent mehr Gas als im Schnitt der beiden Wochen zuvor und danach.

In der zweiten Januarhälfte wiederholte sich dieses Muster: Fallende Temperaturen ließen den Gasverbrauch in die Höhe schießen. Die Folgen zeigen sich auch in den Gasspeichern. Ende Februar ist ihr Füllstand seit Mitte Januar stetig gefallen, nachdem sie sich um den Jahreswechsel dank der milden Temperaturen zwischenzeitlich sogar füllten.

Im Frühjahr könnten sich vergleichsweise niedrige Temperaturen aber weniger auf den Heizbedarf auswirken als in den Monaten zuvor. Denn selbst wenn das Wetter kühler bleibt als in den Vorjahren – wirklich kalt wird es im Frühling nur noch selten. Und gerade in der Übergangszeit lassen sich mit dem richtigen Verhalten auch niedrige Temperaturen – oder ein verringertes Heizvolumen – besser ausgleichen: Etwa, indem man regelmäßig, aber nur kurz lüftet, und möglichst viel Sonne ins Haus lässt.

Die Abrechnung könnte teuer werden

Dass die Heizsaison relativ mild blieb, ist politisch und wirtschaftlich eine gute Nachricht. Denn der Überfall Russlands auf die Ukraine hat Deutschlands Abhängigkeit bei den fossilen Brennstoffen offengelegt. Gerade beim Gas schien vor dem Winter eine Mangellage möglich, nachdem Russland seinen Export erst deutlich drosselte und schließlich ganz einstellte. Doch die durchschnittlichen Temperaturen haben die Situation zusammen mit erheblichen Einsparungen der Verbraucherinnen und Verbraucher und einer weiterhin stetigen Gaszufuhr stabilisiert. Die Gasspeicher sind noch zu rund 70 Prozent gefüllt, weit über dem für Anfang Februar anvisierten Ziel von 40 Prozent. Auch die Bundesnetzagentur hält es für unwahrscheinlich, dass es in dieser Heizperiode noch zu einem Gasmangel kommt. 

Kostspielig wird dieser Winter für die Verbraucherinnen und Verbraucher wohl trotzdem. Denn die Energiepreise sind im letzten Jahr stark angestiegen. Laut Statistischem Bundesamt lagen die Verbraucherpreise für Gas im letzten Jahr die meiste Zeit zwischen 30 und 120 Prozent über denen von Ende 2021, auch die Heizölpreise stiegen im Spätsommer nahezu auf das Doppelte. Je nach eigenem Vertrag oder Einkaufszeitpunkt – beziehungsweise den Konditionen des eigenen Vermieters – können die Preisschwankungen noch erheblich weiter ausfallen.

Diesen Anstieg der Energiepreise machen wohl auch leichte temperaturbedingte Ersparnisse und ein insgesamt sparsames Heizen nur selten wett.

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