Ärztinnen und Ärzte der Uniklinik Ulm, teils in weißen Kitten, stehen mit Transparenten vor dem Ulmer Münster. Sie haben am Dienstagmittag für bessere Arbeitsbedingungen an der Uniklinik demonstriert.  (Foto: SWR)

Warnstreik am Dienstag auch in Ulm

Warum Ärzte an Unikliniken mehr Geld wollen

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Carola Kührig
Carola Kührig (Foto: SWR, SWR - Alexander Kluge)

Ärzte an Universitätskliniken verdienen derzeit weniger als Kolleginnen und Kollegen, die bei anderen Krankenhausträgern arbeiten. Dagegen wollen sie sich wehren. Aber wie kommt das?

Mit Transparenten und Trillerpfeifen, teils in weißen Kitteln, haben am Dienstagmittag Ärztinnen und Ärzte in Ulm für bessere Arbeitsbedingungen an der Uniklinik demonstriert. Sie beteiligten sich damit am bundesweiten Warnstreik, zu dem der Marburger Bund aufgerufen hat. Einer der Kritikpunkte ist die hohe Arbeitsbelastung für Uniklinik-Ärzte.

Bei der Kundgebung auf dem Münsterplatz kritisierten die Ärztinnen und Ärzte vor allem die hohe Arbeitsbelastung:

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Nach Angaben des Universitätsklinikums Ulm nahmen rund 170 Ärztinnen und Ärzte an der ganztägigen Arbeitsniederlegung teil. Die Polizei berichtete von 500 Demonstrierenden in Ulm.

Marburger Bund will 12,5 Prozent mehr Gehalt für seine Mitglieder

Bei dem Warnstreik am Dienstag ging es unter anderem um höheres Gehalt für die Ärztinnen und Ärzte. Im aktuellen Tarifstreit fordert der Marburger Bund 12,5 Prozent mehr Gehalt. So soll laut einem Sprecher unter anderem die "Lücke" geschlossen werden, die momentan zwischen den Gehältern an Unikliniken und anderen Krankenhausträgern bestehe, beispielsweise im Vergleich zu kommunalen Krankenhäusern.

Baden-Württemberg

Aufruf durch Ärztegewerkschaft Warnstreik der Ärztinnen und Ärzte der Unikliniken in BW - mehr Geld gefordert

Der Marburger Bund fordert 12,5 Prozent mehr Gehalt. Es gehe um faire Bedingungen für Spitzenmedizin. Wegen des Ausstands werden Operationen und Ambulanztermine verschoben.

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Diese "Lücke" komme unter anderem dadurch zustande, dass die Regelarbeitszeit an kommunalen Krankenhäusern 40 Stunden pro Woche betrage - an Universitätskliniken dagegen 42 Stunden.

Außerdem will der Verband erreichen, dass die Arbeitsbelastung für die Ärztinnen und Ärzte an den Unikliniken reduziert wird. Diese nimmt laut dem Sprecher unter anderem nach Schichtende oder auch in der Nacht zu. In der Pressemitteilung des Marburger Bundes heißt es: "Ärztinnen und Ärzte haben die längsten Wochenarbeitszeiten und schultern neben der hochspezialisierten Krankenversorgung auch noch Forschung und Lehre." Gerade wegen Forschung und Lehre blieben Ärzte oft an den Unikliniken, aus "Idealismus und moralischer Verpflichtung", erklärte der Sprecher weiter.

Verband fordert faire Bedingungen für "Spitzenmedizin"

"Immer mehr reguläre Klinikarbeit wird in die Randzeiten des Tages und auf die Wochenenden verlegt", heißt es in der Mitteilung des Marburger Bundes. Nach Darstellung des Sprechers betrifft das beispielsweise planbare Operationen, die in die Abendstunden verlegt würden, teils auch auf 22 Uhr. Das Uniklinikum Ulm teilte dazu dagegen auf SWR-Anfrage mit: "Nach 20 Uhr werden in der Regel ausschließlich Notfälle oder dringliche Eingriffe durchgeführt."

Der Marburger Bund kritisiert zudem, dass bis zu 90 Prozent der an den Unikliniken beschäftigten Ärzte und Ärztinnen befristete Arbeitsverträge haben. Auch am Uniklinikum Ulm ist nach eigenen Angaben der Großteil im ärztlichen Bereich befristet beschäftigt: Ende vorigen Jahres waren es demnach 634 von 966 Medizinern.

Trotz Warnstreik: Akut- und Notfallversorgung in Ulm sichergestellt

Die Uniklinik hat laut einer Sprecherin für Dienstag alle planbaren Operationen abgesagt. Es gab zudem längere Wartezeiten in den Sprechstunden an der Uniklinik Ulm, der ärztliche Bereich war ähnlich wie an Sonn- und Feiertagen besetzt. Dringende Behandlungen wurden trotz des Streiks durchgeführt.

In Ulm werden jährlich rund 50.000 Menschen stationär behandelt. Hinzu kommen pro Quartal rund 300.000 ambulante Behandlungen.

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