"Eine Woche voller SAMStage" heißt das Kinderstück im Naturtheater Heidenheim in diesem Sommer. (Foto: Naturtheater Heidenheim)

Sams-Premiere am Sonntag

Aufführung für Kinder: Das Sams im Naturtheater Heidenheim

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Frank Polifke
Frank Polifke (Foto: SWR, SWR - Alexander Kluge)

Zwei Jahre musste das Naturtheater Heidenheim wegen Corona pausieren. Diesen Sommer wird auf dem Schlossberg gespielt, was eigentlich für 2020 geplant war: "Eine Woche voller SAMStage".

Herr Taschenbier ist Buchhalter und darüber hinaus ein ziemlich ängstlicher Mensch. Er fürchtet sich: Vor seiner Zimmerwirtin, seinem Chef. Und überhaupt vor allen Leuten, die schimpfen und befehlen. Sein Alltag verläuft geradlinig und eintönig - bis das Sams in sein Leben tritt.

Generalprobe für die große Premiere: "Eine Woche voller SAMStage" wird am Naturtheater Heidenheim ab Sonntag aufgeführt. (Foto: SWR, Frank Polifke)
Generalprobe für die große Premiere: "Eine Woche voller SAMStage" wird am Naturtheater Heidenheim ab Sonntag aufgeführt.

Bei einem Spaziergang durch die Stadt taucht es auf - unvermittelt, und für Herrn Taschenbier schicksalhaft: Wochentage und Ereignisse haben in dieser Woche eine Beziehung: Am Sonntag scheint die Sonne, am Montag trifft er seinen Spezl Herrn Mon, am Dienstag hat er Dienst, am Mittwoch ist die Mitte der Woche (was sie mittwochs allerdings immer ist), am Donnerstag donnert es, am Freitag hat er frei, und am Samstag... "am Samstag Sams! Du bist bestimmt ein Sams!" Damit hat das Sams seinen Namen - und Herr Taschenbier ein Kind. Denn das Sams nennt ihn fortan "Papa".

Das Sams kommt mit zwei Jahren Verspätung nach Heidenheim

Der introvertierte Buchhalter und das rotschöpfige sommersprossige Wesen mit Rüsselnase, Kugelbauch und Froschfüßen im Taucheranzug werden eine Schicksalsgemeinschaft, die zehn Bände füllt, verfilmt wurde und von der es Hörspiel- und Theaterfassungen gibt. Eine davon stand schon für 2020 auf dem Spielplan des Naturtheaters Heidenheim. Dann kam Corona.

Darstellerin des Sams wartet zwei Jahre auf ihren Einsatz

Das Ensemble sieht sich zu Geduld verdonnert. Für Pauline von Fürich, eine der beiden Sams-Darstellerinnen, bedeutet das: Warten. Zweimal hofft sie am Anfang des Jahres, dass sie spielen darf, dass Situation und Verordnungen es zulassen - jedesmal vergebens. Irgendwann findet sie sich mit der Situation ab - und wartet weiter. Als sich die Lage Anfang dieses Jahres endlich entspannt, steht Pauline in den Startlöchern. "Manche Sachen hab ich tatsächlich noch gewusst, doch das meiste musste ich neu lernen. Das ging aber gut", erinnert sich die knapp 17-Jährige.

Zwei Corona-Jahre: Das Ensemble am Naturtheater hat sich verändert

Die Proben begannen im Februar praktisch von null. Manche Darsteller standen nicht mehr zur Verfügung, erzählt Paulines Vater Oliver von Fürich, Regisseur der Sams-Inszenierung. Auch das gehört zum Amateur-Theater: Während der Pandemie orientierte sich die eine oder der andere um, suchte sich ein neues Hobby.

"Natürlich sind manche auch aus dem Ensemble rausgewachsen, weil sie jetzt zu alt geworden oder zum Studieren gegangen sind."

Etwa 20 Mitglieder sind in den letzten zwei Jahren ausgestiegen. Bleiben immer noch rund 100, genügend, um die Saison 2022 zu schultern: Den "Graf von Monte Christo" als Erwachsenenstück, und "Eine Woche voller SAMStage" für die ganze Familie, von fünf bis 95.

Das Sams in Heidenheim: Glanz und Glamour der 1970er Jahre

Oliver von Fürich hat das "Sams" flott inszeniert und in den 1970ern angesiedelt: Mit grooviger Musik - von "Dancing Queen" bis "Saturday in the Park" von Chicago, knall-bunten Farben und teils schrillen Kulissen mit überdimensionalen Lippenstiften und pink-schwarz gestreiften Würfeln, die an eine bestimmte Fruchtgummi-Lakritz-Mischung erinnern. Das Naturtheater muss für den "Graf von Monte Christo" und das "Sams" dieselben Kulissen nutzen. Das düstere Schloss des Grafen verlangte dringend nach einem fröhlich-farbigen Kontrast.

Und dazu noch eine Botschaft

Das "Sams" ist Unterhaltung pur. Und gibt dem Publikum außerdem noch etwas mit auf den Heimweg: "Die Botschaft vom "Sams" ist natürlich, dass man seine Wünsche entwickeln und leben muss", erklärt der Regisseur. "Und dass man sich durch das Miteinander entwickeln kann, so wie sich eben ein zögerlicher, schüchterner Herr Taschenbier durch das Sams in einen aufgeschlossenen, entschlossenen Menschen verwandelt."