Zwei der vier Vorstandsmitglieder vom Ring politischer Jugend in Ulm. Ella Oswald von den jungen Grünen (links) und Gordian Schwarz von der jungen Union (rechts).

Ring politischer Jugend

Wie sich junge Leute in Ulm für Demokratie starkmachen

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Justus Madaus
Justus Madaus

Der Münsterplatz in Ulm war voll, rund 10.000 Menschen kamen zu einer Demonstration gegen Rechtsextremismus. Dahinter steckt ein Verein junger Menschen, die Parteigrenzen überwinden wollen.

Rund 10.000 Menschen haben sich an diesem 20. Januar auf dem Münsterplatz versammelt. Gemeinsam demonstrieren sie gegen die AfD und Rechtsextremismus. Organisiert wurde die Veranstaltung vom "Ring politischer Jugend" aus Ulm. Ein Verein, der zeigt, wie demokratischer Austausch auf kommunaler Ebene funktionieren kann.

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Vier Jungparteien organisieren Demo gegen Hass und Hetze

Strahlender Sonnenschein erleuchtet das Ulmer Münster an diesem Samstagnachmittag und ein strahlendes Lächeln liegt auf Ella Oswalds Gesicht. Bei knapp über null Grad steht sie am Mikrofon. Vor ihr deutlich mehr Menschen, als sie erwartet hatte.

Sie ist aufgeweckt, 19 Jahre jung, trägt langes, lockiges Haar und ist Mitglied der Grünen Jugend in Ulm. Doch heute spricht Ella Oswald für alle Jungparteien ihres Vereins. Im Ring politischer Jugend hat sie sich mit Mitgliedern der Jungen Union, der Jungen Sozialen und der Jungen Liberalen zusammengeschlossen.

Ulm

Viel mehr Teilnehmende als erwartet Rund 10.000 Menschen bei Demo gegen rechts in Ulm

Die Kundgebung gegen Rechtsextremismus auf dem Münsterplatz in Ulm hat alle Erwartungen übertroffen. Ursprünglich meldeten die Organisatoren 250 Teilnehmende an - es kamen 40 Mal so viele.

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Trotz Differenzen den Austausch fördern

Nicht weit von der Bühne steht Gordian Schwarz. Er wiederum ist bei der Jungen Union und wird nächstes Jahr der Sprecher des Rings sein. Ein rotierender Titel, der zwischen den vier Vorstandsmitgliedern wechselt. Auf Bundesebene ist die Partei von Gordian Schwarz zwar in der Opposition zu den anderen drei Parteien, im Verein dagegen wirkt er mit ihnen zusammen.

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"Klar hat man unterschiedliche Standpunkte zu verschiedenen politischen Themen. Aber das gehört zu einem Ring Politischer Jugend, dass man auch mal streitet. [...] Das hilft auch dahingehend, dass man eigene Standpunkte hinterfragt und anpasst, sich überzeugen lässt und auch andere überzeugt", sagt Gordian Schwarz.

Ella Oswald stimmt zu: "Natürlich haben wir Differenzen. Aber unser gemeinsames Ziel ist die Demokratie."

Appell an den Bundestag

Eine Einstellung, von der sich auch die Politik auf Bundesebene eine Scheibe abschneiden könnte, findet der Ring und auch Schwarz. Eine Regierung müsse auch mal streiten, aber zumindest auf die großen Linien sollte sie sich verständigen. Und warum sollte nicht auch mal eine Oppositionspartei der Regierung zustimmen oder umgekehrt?

Ella Oswald und Gordian Schwarz sitzen gemeinsam an einem großen runden Tisch. Im Verein "Ring politischer Jugend" setzen sich die verschiedenen Parteien monatlich zusammen. Ihr Ziel ist mehr junge Menschen in Ulm und der Region für die Demokratie zu begeistern.
Im Verein "Ring politischer Jugend" treffen sich die Jungparteien einmal im Monat. Ihr Ziel ist mehr junge Menschen in Ulm und der Region für Demokratie zu begeistern.

Ähnlich sieht es Ella Oswald: "Natürlich ist es ein ganz anderer Rahmen, das muss man auch sehen. Aber wir sind total froh, dass wir gemeinsam für unsere Demokratie einstehen können."

Wie sich der Ring politischer Jugend zusammensetzt

Alle Mitglieder der Jungparteien können automatisch im Ring mitwirken. Somit vertritt der Verein mehr als 500 junge Parteimitglieder zwischen Ulm und Biberach. Knapp 300 davon sind Mitglieder der Jungen Union. Als "jung" gelten hier übrigens Mitglieder - wie auch bei "Jusos" (SPD) und "Julis" (FDP) - bis zum 35. Lebensjahr. Die "jüngste Jugend" haben die Grünen - hier ist mit 28 Schluss.

Natürlich haben wir Differenzen. Aber unser gemeinsames Ziel ist die Demokratie.

Jugendarbeit in Schulen

Als Nächstes will der Ring politischer Jugend jetzt an Schulen aktiv werden. Werbung für ihre Parteien wollen die Mitglieder dort aber nicht machen, sondern junge Menschen für Politik begeistern, für Diskussionen und den Austausch.

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