Am Tatort in Illerkirchberg vor der Asylbewerberunterkunft brennen Kerzen.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod)

Brief an die Öffentlichkeit

Illerkirchberg: Eltern des getöteten Mädchens wollen Frieden

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Kristina Priebe
Kristina Priebe (Foto: SWR)

In einem Brief bitten die Eltern der in Illerkirchberg getöteten 14-Jährigen darum, den Tod ihrer Tochter nicht zu instrumentalisieren. Der Tatort soll ein Ort der Trauer bleiben.

Die Eltern des in Illerkirchberg (Alb-Donau-Kreis) getöteten Mädchens haben sich mit einem Brief an die Öffentlichkeit gewandt. Darin rufen sie dazu auf, Frieden in den kleinen Ort einkehren zu lassen.

"Unser Schmerz ist nicht zu beschreiben. [...] Besonders für eine Mutter und einen Vater bedeutet ein solcher Schicksalsschlag unbeschreibliches Leid und anschließende Leere", schreiben die Eltern. "Unser Kind musste uns in ihrem jungen Alter verlassen, obwohl sie noch am Anfang ihres wunderschönen Lebens war - sie wollte leben. Wir wollten sehen, wie sie erwachsen wird, glücklich ihren Weg geht und unser Wunsch war es, dass wir alle miteinander glücklich alt und älter werden."

Nach Messerangriff in Illerkirchberg: Große Anteilnahme aus dem Ort

In dem Brief berichten sie auch von der großen Anteilnahme, die sie in den Tagen nach Tat erlebt haben: "Menschen, egal welchen Alters, welcher Hautfarbe, Herkunft und Religion leiden mit uns." Diese Begegnungen mit Menschen aus der gesamten Region, aber insbesondere aus der Gemeinde hätten die Familie in diesen furchtbaren Momenten aufgefangen.

"Kundgebungen und politische Parolen bitten wir an dieser Stelle zu unterlassen."

Die Eltern der Getöteten formulieren in ihrem Schreiben aber auch eine eindringliche Bitte: "Der Tatort soll Trauerstelle und ein Ort für Begegnungen sein. Kundgebungen und politische Parolen bitten wir an dieser Stelle zu unterlassen. Uns ist es ungemein wichtig, dass alle Menschen, egal welcher Hautfarbe, welcher Religion und mit welcher Ethnie auch immer, nicht pauschal verurteilt werden. Einen Generalverdacht gegenüber bestimmten Volksgruppen und Gemeinschaften dürfen wir nicht zulassen. Dies sollte unsere allergrößte Pflicht als Gesellschaft sein."

Kundgebungen und Landtagsdebatte nach Tat in Illerkirchberg

Schon kurz nach der Tat sind am Tatort ausländerfeindliche Parolen laut geworden. Die AfD sowie die rechtsextreme Organisation "Der Dritte Weg" hatten in Illerkirchberg Kundgebungen abgehalten. Gleichzeitig hatten sich im Ort aber immer auch Gegenproteste formiert.

Auch im Landtag ist die Tat in Illerkirchberg am Mittwoch teilweise heftig debattiert worden. Die AfD hatten den anderen Parteien eine Mitschuld am Tod des Mädchens gegeben. Tatverdächtig ist ein 27-jähriger Mann aus Eritrea.

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