Andreas Langrock betreibt in Senden im Landkreis Neu-Ulm einen Laden mit Feinkost aus Israel. Vergangenen Freitag ist er noch zu später Stunde dort und beschließt - spontan, wie er sagt - in einem Nebenraum des Ladens zu übernachten. Gegen zwei Uhr wird er plötzlich von einem lauten Schlag aus dem Schlaf gerissen. Zuerst denkt er nicht an einen Angriff, kann das Geräusch nicht wirklich zuordnen. Vorsichtshalber zieht er sich an, erzählt er weiter, legt sich aber dann wieder schlafen. Zehn bis fünfzehn Minuten später der nächste Schlag, Scheiben zerbersten. Jetzt ist sich Andreas Langrock sicher: Sein Laden wird angegriffen.
"Ich habe mich dann entschieden, sofort zu fliehen und nicht, mich irgendwie zu erkennen zu geben", so Langrock. Durch einen Hintereingang flüchtet er, fährt mit dem Auto nach Hause. Erst dann ruft er die Polizei.
Angriff auf isrealisches Geschäft: Polizei geht von politischem Motiv aus
Die Ermittler gehen von einem politischen Motiv im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt aus. Der oder die Täter sind noch unbekannt. Die Polizei sucht nach weiteren Zeugen. Von Seiten der Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen der Antisemitismusbeauftragte der Generalstaatsanwaltschaft München übernommen.
Andreas Langrock erzählt, seit Beginn des Krieges sei er von manchen immer wieder komisch betrachtet worden. Andere hätten provozierende Bemerkungen von sich gegeben. "Es war aber nicht genug, um mich darauf zu bringen, dass ich demnächst zur Zielscheibe eines solchen Angriffs werden könnte", sagt der Christ.
Im Schaufenster seines Geschäfts hing ein Plakat der israelischen Mittelmeerstadt Tel Aviv. Es wurde direkt von einem Stein getroffen und in zwei Teile gerissen. Absichtlich, denkt der Ladenbesitzer. In Zukunft will er keine Plakate mehr aufhängen, die Israel zeigen.
Sendener Bürgermeisterin: Attacke "völlig inakzeptabel"
Die Bürgermeisterin von Senden, Claudia Schäfer-Rudolf, zeigt sich bestürzt über die Attacke. "Das ist eine ganz furchtbare Sache und völlig inakzeptabel. Die Betreiber des Geschäfts sind völlig unpolitische Menschen und plötzlich sehen sie sich im Zentrum eines Wirbels, der auf einer weltpolitischen Thematik beruht", so die CSU-Politikerin.
Auf politischer Ebene werde die Stadt zusammen mit den Religionsgemeinschaften Flagge zeigen, dass so etwas in Senden nicht gehe, erklärt Schäfer-Rudolf.
Israelisches Geschäft öffnete bereits am Montag wieder
Nachdem die Kriminalpolizei am Montagmorgen alle Spuren gesichert hatte, begann Ladenbesitzer Andreas Langrock gemeinsam mit seiner Familie sofort mit den Aufräumarbeiten. Als alle Scherben zusammengekehrt waren, öffnete er bereits am Nachmittag wieder sein Geschäft, das er erst seit Januar in Senden betreibt.
Die kaputte Scheibe bleibt vorerst mit Holz vernagelt. Natürlich sei er momentan verunsichert, aber das halte ihn nicht davon ab, trotzdem zu öffnen, erklärt Andreas Langrock.