Zersprungene Glasscheiben in einem Geschäft. Auf ein Geschäft in Senden mit Lebensmitteln aus Israel sind am Sonntag Steine geworfen worden, ein Schaufenster ging zu Bruch.  (Foto: SWR, Jannik Volz)

Nach Angriff auf israelischen Laden

Geschäftsinhaber aus Senden sah sein Leben in Gefahr

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Jannik Volz

In Senden ist am Samstagmorgen gegen zwei Uhr ein israelisches Geschäft mit Steinen attackiert worden. Der Inhaber war zur Tatzeit im Laden. Er sah sich in Lebensgefahr.

Andreas Langrock betreibt in Senden im Landkreis Neu-Ulm einen Laden mit Feinkost aus Israel. Vergangenen Freitag ist er noch zu später Stunde dort und beschließt - spontan, wie er sagt - in einem Nebenraum des Ladens zu übernachten. Gegen zwei Uhr wird er plötzlich von einem lauten Schlag aus dem Schlaf gerissen. Zuerst denkt er nicht an einen Angriff, kann das Geräusch nicht wirklich zuordnen. Vorsichtshalber zieht er sich an, erzählt er weiter, legt sich aber dann wieder schlafen. Zehn bis fünfzehn Minuten später der nächste Schlag, Scheiben zerbersten. Jetzt ist sich Andreas Langrock sicher: Sein Laden wird angegriffen.

Ich wusste für mich, es besteht Lebensgefahr.

"Ich habe mich dann entschieden, sofort zu fliehen und nicht, mich irgendwie zu erkennen zu geben", so Langrock. Durch einen Hintereingang flüchtet er, fährt mit dem Auto nach Hause. Erst dann ruft er die Polizei.

Angriff auf isrealisches Geschäft: Polizei geht von politischem Motiv aus

Die Ermittler gehen von einem politischen Motiv im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt aus. Der oder die Täter sind noch unbekannt. Die Polizei sucht nach weiteren Zeugen. Von Seiten der Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen der Antisemitismusbeauftragte der Generalstaatsanwaltschaft München übernommen.

Andreas Langrock erzählt, seit Beginn des Krieges sei er von manchen immer wieder komisch betrachtet worden. Andere hätten provozierende Bemerkungen von sich gegeben. "Es war aber nicht genug, um mich darauf zu bringen, dass ich demnächst zur Zielscheibe eines solchen Angriffs werden könnte", sagt der Christ.

Plakat mit Ansicht einer abendlichen Stadt am Meer. Ein Plakat zeigt die Stadt Tel Aviv in Israel. Es wurde von einem Stein getroffen und in zwei Hälften gerissen. (Foto: SWR, Jannik Volz)
Ein Plakat, das die Küstenstadt Tel Aviv in Israel zeigt, hing im Schaufenster des Geschäfts. Es wurde von einem Stein getroffen und in zwei Hälften gerissen.

Im Schaufenster seines Geschäfts hing ein Plakat der israelischen Mittelmeerstadt Tel Aviv. Es wurde direkt von einem Stein getroffen und in zwei Teile gerissen. Absichtlich, denkt der Ladenbesitzer. In Zukunft will er keine Plakate mehr aufhängen, die Israel zeigen.

Sendener Bürgermeisterin: Attacke "völlig inakzeptabel"

Die Bürgermeisterin von Senden, Claudia Schäfer-Rudolf, zeigt sich bestürzt über die Attacke. "Das ist eine ganz furchtbare Sache und völlig inakzeptabel. Die Betreiber des Geschäfts sind völlig unpolitische Menschen und plötzlich sehen sie sich im Zentrum eines Wirbels, der auf einer weltpolitischen Thematik beruht", so die CSU-Politikerin.

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Auf politischer Ebene werde die Stadt zusammen mit den Religionsgemeinschaften Flagge zeigen, dass so etwas in Senden nicht gehe, erklärt Schäfer-Rudolf.

Jemand, der andere Personen in Angst und Schrecken versetzt, so jemanden wollen wir hier in Senden nicht haben.

Israelisches Geschäft öffnete bereits am Montag wieder

Nachdem die Kriminalpolizei am Montagmorgen alle Spuren gesichert hatte, begann Ladenbesitzer Andreas Langrock gemeinsam mit seiner Familie sofort mit den Aufräumarbeiten. Als alle Scherben zusammengekehrt waren, öffnete er bereits am Nachmittag wieder sein Geschäft, das er erst seit Januar in Senden betreibt.

Ich lass mich insofern nicht einschüchtern, als dass ich jetzt hier das Handtuch werfe.

Die kaputte Scheibe bleibt vorerst mit Holz vernagelt. Natürlich sei er momentan verunsichert, aber das halte ihn nicht davon ab, trotzdem zu öffnen, erklärt Andreas Langrock.

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